Streik bei Bahn-Konkurrenten

Frankfurt/Main · Es geht weiter im Lokführer-Streik. Betroffen sind diesmal aber nicht die Fernzüge und die Deutsche Bahn, sondern nur deren Konkurrenten im Regionalverkehr.

Frankfurt/Main. Pendler müssen sich heute bundesweit auf Ausfälle im Regionalverkehr der sechs großen Bahn-Konkurrenten einstellen. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) kündigte am Sonntag in einer Mitteilung Arbeitsniederlegungen ab heute früh 2.30 Uhr für insgesamt 24 Stunden an.

Bei der Deutschen Bahn (DB) wird nicht gestreikt, die Auswirkungen dürften daher nicht so massiv sein wie bei den bisherigen vier Streikwellen. Dabei hatten außer Regionalzügen auch ICE und Intercity-Züge stillgestanden.

Betroffen seien die Strecken der Bahn-Wettbewerber bundesweit, ein Schwerpunkt werde Norddeutschland sein, sagte eine GDL-Sprecherin. Echte Auswirkungen dürfte der Streik nicht schon um 2.30 Uhr haben, sondern erst mit Beginn des Berufsverkehrs gegen vier Uhr.

Keine Gesprächsbereitschaft



GDL-Chef Claus Weselsky kritisierte, die sechs Bahn-Wettbewerber Abellio, Arriva, Benex, Keolis, Veolia und Hessische Landesbahn, die zusammen rund 4500 Lokführer beschäftigen, hätten trotz der bisherigen Streiks keine neue Gesprächsbereitschaft gezeigt. "Die Sturheit der Arbeitgeber führt dazu, dass der Tarifkonflikt erneut auf dem Rücken der Reisenden ausgetragen werden muss."

Die GDL fordert einheitliche Standards für alle Lokführer der Branche. Mit der Deutschen Bahn wird inzwischen wieder verhandelt - zuletzt am Wochenende, ein weiterer Termin ist für den 7. April vereinbart. Mit den privaten Güterverkehrsunternehmen hat die Gewerkschaft bereits eine Einigung erzielt.

Zu den sechs Bahn-Unternehmen gehören unter anderem Regionalverkehrs-Marken wie Metronom, Nord-Ostsee-Bahn (NOB), Ostdeutsche Eisenbahn (Odeg), Westfalenbahn oder Regentalbahn. Die sogenannten G 6 hatten Anfang März ihre Verhandlungsgemeinschaft aufgelöst. Theoretisch müssten sie nun einzeln mit der GDL verhandeln, die aber einen inhaltsgleichen Branchentarifvertrag mit allen Schienenverkehrsunternehmen abschließen will. Kleinstbahnen, die nicht zu den G 6 oder der DB gehören, werden heute nicht bestreikt.

Die GDL werde deutlich machen, dass sie über Mitglieder bei den Bahn-Konkurrenten verfüge, sagte Weselsky am Samstag. Wegen der Ankündigung der Streiks rechne er damit, dass bei den eher kleinen Unternehmen Führungskräfte einspringen. "Für uns zählt aber die Streikbereitschaft unserer Lokomotivführer und die ist bisher immer in hohem Maße gegeben gewesen."

Mit der DB müsse noch über zahlreiche Detailfragen verhandelt werden, sagte Weselsky nach einer zweitägigen Gesprächsrunde am Freitag und Samstag. "Wir sind noch ein ganzes Stück von einer Einigung entfernt." Es geht um Einzelheiten eines bundesweiten Rahmentarifvertrags für Lokführer, der später auch für die Bahn-Konkurrenten gelten soll. Bei der DB will die GDL für die rund 20 000 Lokführer auch fünf Prozent mehr Geld. Die Bahn hat dieses Volumen angeboten, aber in mehreren Schritten. dpa

BAHN-KONKURRENZ



Die Hessische Landesbahn GmbH gehört dem Land Hessen. Sie ist an mehreren Unternehmen beteiligt, die in Hessen, Thüringen und Rheinland-Pfalz mit Regionalzügen unterwegs sind. Die Abellio GmbH in Essen ist eine Tochter der staatlichen Niederländischen Eisenbahn. Sie betreibt Schienennetze in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Die Arriva Deutschland GmbH gehört einem Konsortium aus der italienischen Staatsbahn und dem Finanzinvestor Cube Infrastructure. Sie ist unter anderem beteiligt an der Ostdeutschen Eisenbahn (ODEG), der Prignitzer Eisenbahn und den Osthannoverschen Eisenbahnen. In der Benex GmbH hat die Hamburger Hochbahn AG ihre Beteiligungen an Nahverkehrsunternehmen außerhalb Hamburgs gebündelt. Im Norden und Osten Deutschlands ist Benex bei mehreren Regio-Bahnbetreibern engagiert. Die Keolis Deutschland GmbH & Co. KG mit Sitz in Berlin gehört zur Keolis-Gruppe. Keolis hat Regionalbahnlinien in Ostwestfalen und Strecken im Münsterland und im Ruhrgebiet. Die Veolia Verkehr GmbH gehört zum französischen Wasser-, Energie- und Transportriesen Veolia Environnement S.A. Sie ist an neun regionalen Schienenverkehrsunternehmen in Deutschland beteiligt. dpa

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