Streik im weißen Kittel

Streik im Wittlicher Schlachthof: Mehrere bei der Kreisverwaltung beschäftigte Fleischbeschauer legten gestern ihre Arbeit nieder. Sie protestierten für mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen.

 Für mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen: Streikende Fleischbeschauer in Wittlich.TV-Foto: Bernd Wientjes

Für mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen: Streikende Fleischbeschauer in Wittlich.TV-Foto: Bernd Wientjes

Wittlich. 13.30 Uhr - vor dem Wittlicher Schlachthof haben sich 15 Fleischbeschauer versammelt. Trotz Feierabends haben sie ihre weißen Kittel extra wieder angezogen. Über eine Stunde müssen sie warten, bis die zehn im Schlachthof arbeitenden Kollegen ihre Arbeit niederlegen und zu ihnen auf die Straße kommen. Sie müssen erst die geschlachteten Schweine begutachten, ansonsten würde das Fleisch verderben. Schließlich ruht für eine halbe Stunde der Schlachtbetrieb. Etwa 1000 Tiere stehen derzeit in Lastwagen auf dem Hof, sie sollen eigentlich jetzt geschlachtet werden.Tierarzt: Katastrophale hygienische Mängel

Der Trierer Chef der Gewerkschaft Verdi verteilt rote Fahnen und Flugblätter. Die Gewerkschaft will mehr Geld für die Fleischbeschauer, seit fünf Jahren sind die Tarifverträge gekündigt, die öffentlichen Arbeitgeber, bei denen die Fleischbeschauer beschäftigt sind, wollen statt fester Gehälter die Kontrolleure auf Stundenbasis bezahlen. Es ist das erste Mal, dass die Fleischbeschauer im Land auf die Straße gehen. In Wittlich geht es ihnen aber nicht nur um mehr Geld.Es gebe auch katastrophale hygienische Mängel in dem Schlachthof, sagt Bernhard Alscher, Landesvorsitzender der praktizierenden Tierärzte. Eine ehemalige Fleischbeschauerin bestätigt das. Bei 300 geschlachteten Schweinen pro Stunde könne nicht mehr gewährleistet werden, dass das Fleisch hundertprozentig untersucht werde. Im Mainzer Umweltministerium bestätigt man auf TV-Anfrage, dass es nach Hinweisen zweimal Kontrollen durch das Landesuntersuchungsamt im Wittlicher Schlachthof gegeben habe. Dabei seien auch Mängel festgestellt worden, sagt eine Ministeriumssprecherin am Montag. Der Vorsitzende der Landestierärztekammer, Wolfgang Luft, spricht von skandalösen Zuständen in dem Schlachthof. Es müsse unbedingt mehr Personal eingesetzt werden. Schlachthof-Chef Paul Simon ist sauer über die Aktion. Nicht nur, dass dadurch der Schlachtbetrieb ruht. Er sieht sich zu Unrecht angegriffen. Nicht der Schlachthof sei Arbeitgeber der Fleischbeschauer sondern die Kreisverwaltung. Den Vorwurf, es gebe hygienische Mängel in seinem Betrieb, weist er als "völligen Schwachsinn" zurück. Unabhängige Firmen hätten dem Schlachthof bescheinigt, dass alles in ´Ordnung sei.

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