Stromausfall vermeidbar?

LUXEMBURG. 30 Jahre alte Relais waren Schuld an dem Stromausfall vom September. Das behauptet der luxemburgische Europa-Abgeordnete der Grünen, Claude Turmes. Damit wird die Diskussion über Ursachen des Blackouts, der auch Teile Luxemburgs lahm legte, neu entfacht.

Die Luxemburger sind nette Leute. Sie treten ihren Nachbarn ungern auf die Füße, Kritik verstecken sie lieber zwischen den Zeilen. So auch im Bericht über Ursachen des Stromausfalls vom 2. September in Luxemburg. Für 32 Minuten gingen damals im Großherzogtum die Lichter aus. Weder der deutsche Energiekonzern RWE noch der Luxemburger Stromliferant Cegedel könnten für den Blackout verantwortlich gemacht werden, heißt es in dem achtseitigen Bericht der holländischen Unternehmensberatung Kema. Beide Unternehmen hätten nach allgemein gültigen Regeln gehandelt. Wie bereits das RWE in seinem Abschlussbericht kommt auch die Kema zu dem Schluss, dass die Störung auf "Verkettung mehrerer Umstände" zurückzuführen sei. "Das waren schon verdammt viele schlechte Zufälle", kritisiert der Luxemburger Grünen-Europa-Politiker Claude Turmes. Für ihn ist der Kema-Bericht Beleg dafür, dass der Stromausfall vermeidbar gewesen wäre. Nachdem ein Kurzschluss die Stromverbindung zwischen Merzig und Trier unterbrach, fiel in der Umspannstation Trier-Quint eine Sicherung wegen Überlastung aus."Museumsstücke" sollen Stromversorgung sichern

Dieser elektromechanische Distanzschutz gelte "trotz seines hohen Alters (1976) als sehr zuverlässig", heißt es in dem Bericht. "Das sind Museumsstücke", kontert der luxemburgische Grüne. Laut Kema hat RWE jedoch mitgeteilt, dass das veraltete Relais trotz seiner Zuverlässigkeit kurz nach der Panne vom September durch eine digitale Sicherung ersetzt worden sei. Alle alten Schutzgeräte im RWE-Gebiet sollten durch moderne ersetzt worden sein, heißt es in dem Gutachten. Unmittelbar nach dem Blackout verkündete RWE noch, dass man keinen Anlass sieht, für den Austausch der Relais. Turmes sehe darin den Beweis, dass RWE jahrelang nichts in die Sicherheit seines Netzes investiert habe. "Die haben ein gutes Netz, tun aber nichts dafür." In dem Bericht werden dem RWE weitere handfeste Vorwürfe gemacht. Obwohl die Trafostation in Niederstedem (Kreis Bitburg-Prüm) wegen regulärer Wartungsarbeiten ausgeschaltet gewesen sei, sei das Netz trotzdem nur routinemäßig alle 15 Minuten automatisch auf seine Stabilität überprüft worden. "Aus unserer Sicht empfehlen wir bei größeren Änderungen der Netzsituation, (…) die Sicherheitsrechnung spontan anzustoßen", heißt es in dem Bericht. "Hätte RWE aufgrund der außerordentlichen Belastung zusätzliche Prüfungen eingeplant, wären die Netzschwankungen schneller aufgefallen", glaubt Turmes. Trotzdem plädiert er dafür, dass Luxemburg weiter seinen Strom aus Deutschland bezieht. Allerdings: "RWE muss bessere Vorsichtsmaßnahmen treffen."

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