Strompreise: "Raus aus der teuren Grundversorgung" - RWE und Stadtwerke geben Senkungen nicht weiter

Trier/Mainz · Mindestens zehn Millionen Euro zahlen die Stromkunden in der Region Trier und im restlichen Rheinland-Pfalz im Jahr zu viel. Dies hat die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz mittels einer Analyse der Grundversorgung beim Strom von 2010 bis heute errechnet. Denn die Versorger geben Strompreissenkungen bislang kaum an ihre Kunden weiter.

Trier/Mainz. Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Ein Durchschnittshaushalt zwischen Eifel, Pfalz und Rhein zahlt derzeit bei einem Verbrauch von jährlich 3600 Kilowattstunden rund 30 Prozent mehr für seinen Strom als noch vor fünf Jahren. Und das angesichts von gesunkenen Beschaffungskosten etwa an der Leipziger Strombörse seit 2010 von rund 20 Prozent. "Doch dies kommt beim Kunden nicht an", moniert Hans Weinreuter, Energiereferent der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz."Strom-Arme" ohne Chancen


Er hat die Strombeschaffungspreise bei den Tarifen für die Grundversorgung über fünf Jahre hinweg verfolgt und verglichen sowie die Kosten für Steuern und Abgaben festgehalten. Außerdem hat er auch sämtliche Strompreisdaten aus rund 2700 Postleitzahlenbereichen unseres Bundeslandes analysiert. Entstanden ist ein detailreiches und komplexes Zahlengebilde.
Das fatale Ergebnis: "In nur knapp sieben Prozent aller untersuchten Bereiche im Land konnten wir eine Senkung des Kostenblocks feststellen. Bei allen anderen gab es trotz der gesunkenen Beschaffungskosten sogar deutliche Steigerungen", sagt der Verbraucherschützer. Wie in der Region: Hier führt Weinreuter das Beispiel der Stadtwerke Trier an. Seit 2010 sind dort die Kosten in der Grundversorgung um 3,5 Prozent angestiegen, "Es gibt aber kein Indiz dafür, dass Einsparungen bei der Beschaffung der Energie an die Kunden weitergegeben wurden."
Dies ist um so fataler, da sich rund 35 Prozent der Deutschen ihren Strom über die Grundversorgung ihres Anbieters vor Ort - in der Region sind es RWE und die Stadtwerke Trier -, also im teuersten Tarif, gesichert haben. Unter diesen befinden sich zwar die bequemen Verbraucher, die trotz Kostenvorteilen den Stromversorger nicht wechseln wollen. Jeder Dritte von denen wiederum hat aber laut Schätzungen der Verbraucherschützer auch gar keine Chance, den Stromversorger zu wechseln, weil er zu den sogenannten "Strom-Armen" gehört. Diese Menschen sind also aufgrund schlechter Schufa-Einträge finanziell so schwach, dass ein Versorger-Wechsel nicht möglich ist. "Ausgerechnet hier gesunkene Kosten nicht weiterzugeben, ist inakzeptabel und widerspricht dem Prinzip der preisgünstigen Versorgung aus dem Energiewirtschaftsgesetz", sagt Ulrike von der Lühe, Vorstand der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.
Auch wenn der Anstieg des Strompreises über die Jahre hinweg zwar weniger stark ist als etwa für den Unterhalt eines Autos oder die Heizung und die Warmwasserversorgung, so rät Renate Schröder von der Verbraucherzentrale Trier jedem, der seinen Anbieter wechseln kann: "Trotz aller Widrigkeiten zahlt sich ein Versorgerwechsel in barer Münze aus." Raus aus der teuren Grundversorgung also (siehe Extra).Variable Strombeschaffung


Während Steuern und Abgaben staatlich vorgebenen Kostenblöcke beim Strompreis sind, können die Versorger ihren Kostenblock aus Strombeschaffung, Vertrieb und Marketing schließlich selbst beeinflussen. Da sich Verbraucherschützer Weinreuter sowohl angeschaut hat, über welchen Zeitraum die Stromversorger die Beträge zur Energiebeschaffung abgeschlossen haben, als auch, wie sich die Abgaben für den Ausbau der erneuerbaren Energien oder höhere Netzentgelte bemerkbar machen, gibt es für ihn ein Fazit: "Es ist zu vermuten, dass bei vielen Versorgern die Margen erhöht worden sind." Sein Appel geht deshalb auch an die Landeskartellaufsicht, die Gewinnspannen der Stromversorger unter die Lupe zu nehmen.Extra

Zum Weltverbrauchertag bietet die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz am Mittwoch, 18. März, 10 bis 15 Uhr, in der Beratungsstelle Trier eine offene Sprechstunde zum Strom- oder Gasanbieterwechsel an. In einer offenen Sprechstunde informiert Kai Prowald, Experte der Verbraucherzentrale, darüber, wie ein Wechsel funktioniert und wie sich ein günstiger Anbieter finden lässt. Zusätzlich gibt es am Mittwoch, 18. März, von 17 bis 19 Uhr eine Telefonaktion des Trierischen Volksfreunds zusammen mit den Experten der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Hier gibt\\'s Tipps zum Anbieterwechsel und bei Problemen mit der Stromrechnung. Lesen Sie mehr dazu morgen im TV. sas

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