Studie: Gutes Personal ist Mangelware

Trier · Es mangelt an gutem Personal: Laut einer Studie fehlen der heimischen Wirtschaft etwa 3000 Fachleute. Zwei Gründe: hohe Löhne in Luxemburg und ungenügende Schulbildung der Bewerber.

Trier. In der Region Trier fehlen etwa 3000 Fachkräfte - und die Probleme der Betriebe, gutes Personal zu finden, werden in naher Zukunft wohl noch größer. Das ist das Ergebnis einer Studie von Industrie- und Handelskammer Trier (IHK), Handwerkskammer Trier (HWK) und der Initiative Region Trier (IRT). Etwa 700 Unternehmer, die insgesamt etwa 32 000 Beschäftigte haben, beantworteten Fragen zur Situation auf dem Arbeitsmarkt. Die Ergebnisse wurden auf die Gesamtzahl der Betriebe hochgerechnet. Landwirte, Winzer, Freiberufler und Arbeitgeber im öffentlichen und gemeinnützigen Sektor wurden nicht befragt.
Versorgung gefährdet


Besonders betroffen sind laut Studie das Baugewerbe, die IT-Wirtschaft, Pflegedienste sowie Metall- und Elektrounternehmen. Außerdem fehlen der Gastronomie viele Fachkräfte (der TV berichtete). Grundsätzlich haben es kleine Betriebe schwerer, passende Bewerber zu finden, als große. Während in Betrieben mit weniger als zehn Beschäftigten statistisch jede zwölfte Stelle unbesetzt bleibt, ist der Studie nach in Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten nur jede 81. Stelle offen. Der Trierer Oberbürgermeister Klaus Jensen warnt als Vorsitzender der IRT: "Fachkräftemangel ist eine Ursache für abbremsendes Wirtschaftswachstum. Möglicherweise drohen Einschränkungen in der Versorgung - etwa in der Pflege." Die Unternehmer erwarten, dass sich die Situation in Zukunft verschärft. Während gut 35 Prozent angeben, derzeit keine Personalsorgen zu haben, prognostizieren das nur 20 Prozent auch für die kommenden fünf Jahre. Und umgekehrt: Derzeit geben knapp 20 Prozent an, bereits große Probleme zu haben. Für die kommenden fünf Jahre sagen das sogar fast 35 Prozent voraus.
Gesucht werden Auszubildende (der TV berichtete), Bewerber mit abgeschlossener Ausbildung und Qualifizierte wie Techniker oder Meister. Hilfskräfte und Hochschulabsolventen gibt es derzeit genug.
Wichtige Gründe für den Fachkräftemangel sind neben der geringen Arbeitslosenquote in der Region laut Studie das Nettolohngefälle in Konkurrenz mit Luxemburg, zu starrer Kündigungsschutz, ein schwaches Image der Region und Defizite in der Schulbildung von Bewerbern. "Die Unternehmer kritisieren auch bürokratische Hindernisse beim Anwerben ausländischer Kräfte", sagt Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK.
Stefan Richartz, Sprecher der Arbeitsagentur Trier, bestätigt, dass einzelne Branchen händeringend nach Personal suchten. Auf eine genaue Zahl will er sich nicht festlegen. Die Mitarbeiter der Agentur beobachteten, dass etliche Bewerber wegen höherer Löhne nach Luxemburg gehen. "Höher Qualifizierte entscheiden sich zudem häufig für größere Städte, wo große Unternehmen sitzen", sagt Richartz.Extra

Das wollen Kammern und IRT zukünftig tun, um mehr Fachkräfte zu finden: Das Image der Region soll besser werden. "Politiker und Vertreter der Kammern sollten bei Besuchen in anderen Regionen stärker für den heimischen Standort werben. Ein Flyer könnte in Hotels ausgelegt werden", sagt Matthias Schwalbach von der HWK. In Osteuropa, etwa in Polen und der Slowakei, will die IHK gezielt Fachkräfte anwerben. "Für das Frühjahr 2012 planen wir ein Projekt mit dem Wirtschaftsministerium der Slowakei", sagt Manfred Bitter (HWK). Denn dort sei die Arbeitslosigkeit groß. Doch auch in den Nachbarregionen wie der Pfalz und Elsass-Lothringen ist die Arbeitslosigkeit größer als in der Region. Auch von dort könnten Zuwanderer kommen. Oberbürgermeister Klaus Jensen sieht in der Nachqualifizierung noch großes Potenzial: "Das Trierer Bündnis für Alphabetisierung und Grundbildung leistet da wichtige Arbeit." Außerdem müsse auch die Abbrecherquote bei Ausbildungen gesenkt werden. Die Generation 50 plus will die HWK über vier Personalagenturen zukünftig stärker in den Blick nehmen, wie Matthias Schwalbach ankündigt. Die Unternehmer selbst setzen laut Studie auf ein stärkeres Engagement in der Aus- und Weiterbildung. Weitere Instrumente sind familienfreundliche Arbeitsbedingungen, freiwillige soziale Leistungen und übertarifliche Bezahlung und die Beschäftigung von Arbeitnehmern, die älter als 50 Jahre sind. thieExtra

Für die Region Trier gelten laut Statistischem Landesamt und der Arbeitsagentur diese Bedingungen: Die Zahl der Einwohner wird bis 2050 um etwa 14 Prozent auf voraussichtlich 440 000 sinken. Die Zahl der Menschen im klassischen Erwerbsalter, also on 20 bis 65 Jahren sinkt voraussichtlich um etwa 25 Prozent. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist zwischen 1996 und 2010 um acht Prozent gestiegen. Die Arbeitslosenquote in der Region liegt unter vier Prozent. Es gibt kaum noch qualifiziertes Personal. Die Region konkurriert zudem mit Luxemburg: Es gibt mehr als 25 000 Auspendler. thie

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