Ein Kunde verlangt in seinem Tabakladen eine Schachtel seiner Marke. Der Verkäufer legt die Packung mit den neuen Warnaufdruck auf die Theke. Der Kunde öffnet die Schachtel, nimmt die Zigaretten heraus und füllt sie in eine mitgebrachte leere Alt-Schachtel ohne Großaufdruck um. "Die neue Packung gefällt mir nicht, die können sie behalten." Solche Szenen spielen sich inzwischen in fast allen Tabakwaren-Läden in Deutschland ab. Ein Händler in Frankfurt: "Heute haben schon fünf Kunden umgepackt." Ein weiterer Händler in Bonn: "Ich habe die Gelegenheit genutzt und auf die neuen Überzieher-Manschetten hingewiesen, in denen man die ungeliebten neuenPackungen dekorativ verschwinden lassen kann." Und wie sieht es in der Region Trier aus? Anja Noll, Händlerin aus Trier, sagt: "Wir verkaufen keine Überzieher-Manschetten, jedoch ist der Verkauf von Leder- und Metall-Etuis in den letzten Wochen überraschend angestiegen." Ihr Kollege Hermann Bollig, Händler aus der Trierer City bestätigt diesen Trend, fügt aber hinzu, "vor allem immer mehr Frauen kommen ins Geschäft und fragen Ihn nach schicken Etuis für Ihre Zigaretten." Zwei weitere Händler aus der Region bestätigten, dass Sie Überzieher-Manschetten in ihr Sortiment aufgenommen hätten, jedoch sei die Nachfrage zu gering, um einen neuen Trend vorherzusagen. In Trier ist bisher die Tauschaktion - neue Zigaretten in alte Schachteln - keine Massenbewegung. Während bundesweit die Zigarettenindustrie stöhnt, ist fast über Nacht ein neues Produkt entstanden: Zu Preisen von 40 oder 50 Cent sind bereits über ein Dutzend Papphüllen im Angebot. Sie sind mit Tieren, Blumen und Blondinen bedruckt. Etuis galten lange als "großväterlich" und "spießig", jetzt seien sie wieder gefragt. Ein Tabakwaren-Händler in Berlin: "Voriges Jahr habe ich ganze 20 Etuis verkauft, hauptsächlich an ältere Herren. Seit dem 1.Oktober gingen schon 104, darunter sechs Etuis in Sterling-Silber für je 80 Euro, über die Theke, fast alle Käufer waren jüngere Leute. Am meisten werden allerdings Blechdosen für um die sechs Euro verlangt." Aus den Gesprächen an den Ladentheken wissen die Händler, dass die Kunden weniger die Texte (zum Beispiel "Rauchen ist tödlich", "Rauchen verursacht Impotenz", "Rauchen verursacht Krebs"), sondern vor allem die optisch unschöne Aufmachung stört. Inzwischen kursieren auch die ersten per Heimcomputer hergestellten privaten "Warnhinweise", mit denen die amtlichen zugeklebt werden. In Köln, Schweinfurt und Mannheim tauchte der Aufkleber "Rauchen unterstützt die Mütter" auf - eine Anspielung darauf, dass die Tabaksteuer-Erhöhung zur Finanzierung des Mutterschaftsgeldes verwendet werden soll.