Talentschmiede von Handel und Industrie

Trier · Sie bilden einerseits den Nachwuchs fürs Ehrenamt in den Ausschüssen und Gremien der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier. Andererseits bringen sie frischen Wind und innovative Ideen mit ins Wirtschaftsgeschehen der Region Trier: Der Kreis Junger Unternehmer (KJU) ist seit nunmehr fünf Jahrzehnten aktiv.

 Betriebsbesichtigungen wie diese hier vor einigen Jahren bei Schloss Wachenheim gehören zu den wichtigsten Begegnungen der Mitglieder untereinander und sorgen für Erfahrungsaustausch. Archiv-Foto: privat

Betriebsbesichtigungen wie diese hier vor einigen Jahren bei Schloss Wachenheim gehören zu den wichtigsten Begegnungen der Mitglieder untereinander und sorgen für Erfahrungsaustausch. Archiv-Foto: privat

Trier. Aus eigener Erfahrung wissen die Jungunternehmer in der Region Trier, dass es nicht immer einfach ist, einen Betrieb zu gründen oder ein Familienunternehmen weiterzuführen. Sie sind zwar der Nachwuchs der heimischen Wirtschaft, aber gleichzeitig auch verantwortlich für Tausende Arbeitsplätze zwischen Eifel, Mosel und Hunsrück.
Kontakt zu den Schulen


Deshalb legen die Wirtschaftsjunioren des Kreises Junger Unternehmer (KJU) Wert auf den Kontakt zu den heimischen Schulen. Ob es der "Arbeitskreis Schule - Wirtschaft" ist oder Bewerbertrainings etwa im Trierer Auguste-Victoria-Gymnasium: "Es ist für die Schüler immer eine tolle Sache, die Chefs hinter den Unternehmen kennen zu lernen. Wir unsererseits wollen damit für unternehmerisches Handeln und Unternehmertum werben", sagt Thomas Stiren, Vorstand der Trierer Agentur rdts.
Der 43-Jährige war selbst im KJU-Vorstand Trier und 2006 Vorsitzender der derzeit 268 aktiven Mitglieder. Auch auf Landesebene war er aktiv (siehe Extra), und die Netzwerkpflege in der Großregion gehören zu seinen Steckenpferden. "Die Arbeit beim KJU hat mir vor allem eines gebracht: Kontakte - privat und unternehmerisch", sagt er. Und die Arbeit als Vorsitzender sei gleichzeitig für die Persönlichkeitsentwicklung ein "kostenloses Coaching" gewesen.
Denn für die jungen Unternehmer in der Region - aktive Mitglieder des KJU müssen jünger als 40 Jahre sein - ist der Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten "eine enorme Bestätigung und Hilfe", sagt der aktuelle Vorsitzende Johannes Kiefer (31 Jahre). Immerhin verfügten viele Jungunternehmer über den Pioniergeist, etwas Neues anzustoßen - aber selten über die Erfahrung, auch alles gleich richtig zu machen. So habe er bei der Umstellung von starren Arbeitszeiten auf flexiblere Arbeitszeitkonten in seinem Unternehmen im Vorfeld mit KJUlern gesprochen, um Fehler bei der Vertragsgestaltung zu vermeiden.
Das Zusammenkommen und die Kontaktpflege war schon vor 50 Jahren Inhalt der KJU-Arbeit. "Denn erstmals kamen im KJU junge Unternehmer aus dem ganzen Bezirk zusammen", erinnert sich Franzkarl Lütticken, KJU-Vorsitzender aus dem Jahr 1967. Ob Engagement in Schulen, Verkehrspolitik in der Region oder der Wirtschaftsstandort Luxemburg: Im Laufe der Jahre haben sich die Schwerpunkte der Arbeit kaum geändert.
Auch im Jahr des 50. Geburtstags sind erneut Betriebsbesichtigungen geplant, die den Jung-unternehmern Einblicke in andere Branchen geben. Außerdem helfen die Erfahrenen den Jungspunden in einem speziellen Seminar weiter, und die Jungunternehmer können neue Geschäftskontakte knüpfen.
Mit vier Kernthemen hat der Wirtschaftskreis seine Strategie für die Zukunft unter dem Motto "KJU 2020" formuliert: Dazu gehören das Unternehmertum, Netzwerke, Gesellschaftliche Verantwortung oder Know-How-Transfer. Denn nicht nur die einzelnen Mitglieder sollen noch stärker von dem Austausch untereinander profitieren. Auch die IHK als angeschlossene Wirtschaftskammer hat ein Interesse daran, die Jungen in der Wirtschaft zu fördern.
"So kommen junge Leute ins Ehrenamt der Ausschüsse. Sie bringen frischen Wind mit, weil sie andere Blickrichtungen als die Etablierten haben", sagt KJU-Geschäftsführer Ulrich Schneider. Seine Stelle wird von der IHK finanziert - ein Beitrag der Kammer zur Unterstützung des Wirtschaftskreises.
Mit seinem "Eigenleben", wie es Schneider formuliert, ist der Trierer KJU innerhalb des Landesverbandes recht selbstbewusst. Nicht nur, dass er der mitgliederstärkste Verband derzeit in Rheinland-Pfalz ist; vor einigen Jahren konnte er durchsetzen, im Verbund mit den anderen Wirtschaftsjunioren seinen Namen zu behalten und damit eine gewisse Alleinstellung zu erreichen. Zu Jahreshauptversammlung und Jubiläumsempfang an diesem Freitag gibt Geschäftsführer Schneider denn auch die Losung aus: "Wir wollen weiter für Austausch sorgen und noch bekannter werden."
Extra

Der Kreis Junger Unternehmer (KJU) wurde im November 1964 auf Initiative der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier und einiger junger Unternehmer gegründet. 89 Jungunternehmer treten unter dem ersten Vorsitzenden Wolfgang Corsten im ersten Jahr der Vereinigung bei. In den 50 Jahren seines Bestehens richtete die Trierer Vereinigung fünf Mal die Landeskonferenz der Wirtschaftsjunioren in Rheinland-Pfalz aus. Innerhalb des Landes ist der KJU mit derzeit 268 aktiven Mitgliedern der stärkste Juniorenkreis. Bundesweit machte Ende der 70er Jahre Eva Sönnichsen (Dauner Burgbrunnen, Daun) auf den Trierer Jungunternehmerkreis aufmerksam, als sie in den Bundesvorstand kam. Sie erhielt für ihr Engagement, genauso wie Jürgen Nichts (Karosserie- und Fahrzeugtechnik, Trier) und Horst Engel (Gipsbergbau, Ralingen) im Jahr 1982 die Senatorwürde des Weltverbandes JCI. Diese Auszeichnung wurde zuletzt im vergangenen Jahr an Thomas Stiren (Agentur und Systemhaus rdts, Trier) verliehen. Mit Hanns Rendenbach (Lederfabrik Rendenbach, Trier) ist im aktuellen IHK-Präsidium auch ein ehemaliger KJU-Vorsitzender aktiv. Johannes Kiefer (Hausverwaltung, Immobilien, Projektentwicklung, Thalfang) ist derzeit der 21. Vorsitzende. Rund 48 Prozent der Mitgliedsbetriebe kommen aus der Dienstleistungsbranche, rund 24 aus dem Groß- und Einzelhandel. 16 Prozent der KJUler vertreten die Industriebranche. Die 268 aktiven Mitglieder beschäftigen mehrere Tausend Mitarbeiter und haben laut einer Befragung eine Ausbildungsquote von 8,7 Prozent (Deutschland: knapp fünf Prozent, Rheinland-Pfalz: knapp acht Prozent).sas

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