Technik für den Weinbau

Das 1952 gegründete Familienunternehmen mit 110 Beschäftigten hat die Krise im Maschinenbau überwunden. Auf der weltweit wichtigsten Messe der Weinwirtschaft, der Intervitis, profilierte sich Clemens mit Innovationen.

 Der Hochradschlepper kommt weltweit in Weinbergen zum Einsatz. Foto: Clemens

Der Hochradschlepper kommt weltweit in Weinbergen zum Einsatz. Foto: Clemens

Wittlich. Antizyklisch handeln lautet eines der Erfolgsrezepte des geschäftsführenden Gesellschafters Bernd Clemens. "Wir haben in einen 800 Quadratmeter großen Messestand investiert, um unsere Neuheiten vorzustellen", schildert er die Entscheidung, trotz Kurzarbeit im Jahr 2009 selbstbewusst vor das internationale Fachpublikum zu treten. Der Deutsche Weinbauverband e. V., Ausrichter der Messe, verlieh nun dem Wittlicher Unternehmen Innovationspreise gleich für drei Neuentwicklungen: ein Gerät zur Unterstockpflege im Weinberg, ein kameragesteuertes Schlepperlenksystem und ein besonders leistungsfähiger Hochradschlepper. Der Vine Scout bekam sogar den Sonderpreis für einen signifikanten Fortschritt in der Weinbautechnik in dem Bereich Anbau- und Erntetechnologie (der TV berichtete). Diese innovativen Produkte belegen, warum das weltweit agierende Unternehmen so stark ist, dass seine Kapazitäten nun wieder voll ausgelastet sind und die Krise überwunden ist. Die Fähigkeit, in engem Kontakt mit den Kunden bedarfsgerechte Maschinen zu konzipieren und herzustellen, zeichnete sich bereits kurz nach der Gründung ab. Denn an das einstige kleine Eisen- und Haushaltswarengeschäft samt Tankstelle sowie Verkauf und Reparatur von Kleinfahrzeugen wurde der Wunsch eines Winzers herangetragen, einen Sitzpflug für die Bearbeitung des Steillagenweinbaus herzustellen. Heute basiert der Maschinenbauspezialist auf dem Hauptstandbein Weinbautechnik, in dem das Gros in den Export geht. "Unsere Maschinen dienen unter anderem dazu, den Weinanbau ökologischer zu gestalten, indem dank mechanischer Lösungen der Einsatz von Chemie reduziert werden kann", beschreibt Bernd Clemens den Trend. Auch hochwertige, aber schwierige Anbauareale wie Steillagen können mit den Maschinen effektiver bewirtschaftet werden. Hinzu kommen die Bereiche Kellereitechnik, Behälterbau beispielsweise für die Chemie- oder die Lebensmittelindustrie und Sondermaschinen für verschiedene Branchen vom Flugzeugbau über Reifenhersteller bis hin zur Verpackungsindustrie. Das Wittlicher Unternehmen setzt voll auf die eigene Qualifizierung der Mitarbeiter, die wesentlich für die Innovationskraft sind. Die Ausbildungsquote ist mit 20 Azubis auf 110 Beschäftigte relativ hoch. Das Know-how beschert Clemens eine Spitzenstellung auf dem weltweiten Markt, wobei der Absatz in Russland und osteuropäischen Ländern krisenbedingt im vergangenen Jahr enorm nachließ. Andere Abnehmerländer und die Binnennachfrage fangen dies wieder auf. "Schwellenländer wie China und Indien, die in großem Umfang in die Weinerzeugung einsteigen, sind für uns sehr interessant. Dort sind vor allem Komplettanlagen gefragt, die in der Kellereitechnik alles leisten von der Reinigung und Sterilisation der Flaschen über das Abfüllen und Verschließen bis zum Etikettieren", nennt Bernd Clemens die Rahmenbedingungen. Die Investitionszyklen im Weinbau seien lang, betont er. Daher sind die Geschäftsfelder Wartung, Reparatur und Service sowie die Fähigkeit, auch nach etlichen Jahren die passenden Ersatzteile liefern zu können, wesentliche Wettbewerbsvorteile.

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