"Telekomer" zeigen Zähne

TRIER. Vier Verhandlungsrunden sind bislang im Tarifkonflikt der Deutschen Telekom gescheitert. Bis zum Freitag will der Konzern erstmals ein Angebot vorlegen. Bis dahin protestieren die Beschäftigten in Warnstreiks für ihren Anteil am Gewinnkuchen des Unternehmens.

Der eine Tross kommt mit Fahnen und Trillerpfeifen aus der Telekom-Verwaltung im Wasserweg, ein anderer - erkennbar an roten Mützchen und gelben und weißen Streikhemden - aus dem Stammhaus vom Kornmarkt her, weitere kommen in Bussen von den Telekom-Standorten aus der Eifel und aus Idar-Oberstein. Dass die rund 300 Protestierer auf ihrer Zentralkundgebung für Rheinland-Pfalz und das Saarland in Trier so viel Lärm machen, hat einen Grund: Ihnen reicht's. Die vierte Runde der Tarifverhandlungen für die 110 000 Beschäftigten der Telekom waren am Dienstag ergebnislos abgebrochen worden. "Es reicht", so lautet auch das Motto, unter dem die Gewerkschaft Verdi die Beschäftigten der Deutschen Telekom in der Region Trier am Mittwoch für fünf Stunden am Vormittag aufgerufen hat, ihren Forderungen Luft zu machen. Dabei kämpfen die Beschäftigten gleich an mehreren Fronten: für sechs Prozent mehr Lohn bei Angestellten und Beamten, für eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen, für den Erhalt der betrieblichen Ausbildung und eine Sonderzahlung für Gewerkschaftsmitglieder. Forderung nach Anteil vom Konzern-Gewinn

Der Arbeitgeber hat indes noch kein Angebot vorgelegt, jedoch bis Freitag eines angekündigt. "Es gibt lediglich einen ,Horrorkatalog', nach dem die Telekom vieles abschaffen will", sagt Kurt Hau, Verdi-Landesfachbereichsleiter Telekommunikation. "Schon vor zwei Jahren haben die Mitarbeiter auf Weihnachts- und Urlaubsgeld verzichtet." Und angesichts der Tatsache, dass die Telekom 2005 mit 4,7 Milliarden Euro den größten Gewinn ihrer Geschichte auch dank der Mithilfe der Mitarbeiter erzielt habe, "ist es nur recht und billig, dass wir unseren Teil einfordern". Rund 800 Beschäftigte hat der einstige Staatsbetrieb noch in der Region. Wie viele davon nach der Unternehmensreform übrig bleiben, ist unklar. Denn die Telekom will von 110 000 Stellen 32 000 abbauen, ein Drittel davon möglicherweise schon in diesem Jahr. "Wir hoffen, mit der guten Warnstreik-Beteiligung für die nächste Verhandlungsrunde auch mehr in die Waagschale legen zu können", sagt Manfred Fritschen, Verdi-Chef für Telekommunikation in der Region. Davon ist zumindest Verdi-Bezirkschef Detlef Schieben überzeugt: "Ihr habt mit einem Arbeitgeber zu kämpfen, bei dem etwas zu holen ist." Mit bei dem Warnstreik waren rund 100 Streikende des öffentlichen Dienstes im Land sowie Telekom-Beamte, die sich dafür eigens Urlaub genommen haben. Die Auswirkungen des Protestes waren deutlich: Rund 700 Anrufe von Privat- und Geschäftskunden konnten nicht bearbeitet werden. "Das waren rund zwei Drittel aller Anrufe bei Verkaufshotlines oder Störungsannahme zu dieser Tageszeit", sagt Manfred Tölkes von der Verdi-Betriebsgruppe der Telekom.

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