Tragische Folge eines finanziellen Desasters

COCHEM. (-fp/red) Am Tag nach der Zweckverbandssitzung der neu gegründeten Sparkasse Mittelmosel Eifel-Mosel-Hunsrück hat sich der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Cochem-Zell, Walter Krieger, erschossen. Das Umfeld ist geschockt.

Die Vorgänge um die Kreissparkasse Cochem-Zell haben tragischeAusmaße angenommen: Am Samstag wurde der ehemaligeVorstandsvorsitzende Walter Krieger mit einer Schusswunde schwerverletzt in seinem Haus in Bruttig-Fankel aufgefunden. Er starbin der Nacht zum Sonntag im Bundeswehrzentral-Krankenhaus inKoblenz. Die polizeilichen Ermittlungen dauern an. Hinweise aufein Fremdverschulden sollen nicht vorliegen. Krieger war langeJahre Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Cochem-Zell undgalt als starker Mann an der Spitze des Geldinstituts. "DieSparkasse war sein Lebenswerk", sagen Personen aus dem Umfeld.Nach heftigen wirtschaftlichen Problemen konnte sich dieehemalige Kreissparkasse nur durch einen Zusammenschluss mit derKreissparkasse Bernkastel-Kues retten. Am Freitagabend tagte derZweckverband Sparkasse der neuen Sparkasse MittelmoselEifel-Mosel-Hunsrück. Unterschiedlicher könnten die Bilanzen für2002 nicht sein: Hier eine, so Vorstandschef Winfried Gassen, fürdie Zukunft "gut aufgestellte" KreissparkasseBernkastel-Wittlich, die eine viertel Million Euro an denHeimatlandkreis ausschüttet, dort eine in den Ruin geführteKreissparkasse Cochem-Zell mit einem Jahresfehlbetrag von rund 19Millionen Euro, für die deren Gewährsträger und damit alleCochem-Zeller Bürger 6,12 Millionen Euro - mit Zinsen sicherlichdas Doppelte - aufbringen müssen. Als Gründe für denSchuldenstand nannte Bernd Kramp vom Sparkassen- und GiroverbandRheinland-Pfalz schlechte Wirtschaftsdaten, Wertberichtigungenoder Insolvenzen. Von zweifelhaften Spekulationsgeschäften inArgentinien war nicht die Rede. Dem neuen gemeinsamen Institut,der Sparkasse Mittelmosel Eifel-Mosel-Hunsrück, prognostiziertenGassen und die Zweckverbandsvorsitzende, Landrätin BeateLäsch-Weber, nach einem Konsolidierungsjahr 2003 gleichwohl einegute Zukunft. Gut 90 interessierte Zuhörer verfolgten bei derzweiten Verbandsversammlung die Vorlage der Geschäftsberichte.Vor allem ihnen, aber auch den Mitgliedern der Gremien versprachBeate Läsch-Weber ein engagiertes Miteinander, geprägt vonOffenheit und Transparenz. Mit einem kompetenten Vorstand,motivierten Mitarbeitern und hervorragenden Produkten werde dieneue Sparkasse am Markt erfolgreich sein. Eine Erfolgsbilanzpräsentierte Winfried Gassen für das finale Jahr derKreissparkasse Bernkastel-Wittlich. Die 2001 eingeleitetestrategische Neuausrichtung auf die Bereiche Privat-, Individual-und Firmenkunden mit entsprechenden Kompetenzzentren zeigtebereits ein Jahr später Erfolge mit solidem Wachstum beimGeschäftsvolumen und der Bilanzsumme von 1,3 Milliarden Euro. DieKundeneinlagen erhöhten sich um 3,1 Prozent auf 1,02 MilliardenEuro, die Wertpapierumsätze gingen aufgrund der Lage an denAktienmärkten um 25 Prozent zurück. Im Kreditgeschäft bliebengroße Neu- und Erweiterungsinvestitionen eher die Ausnahme. Essank um 0,7 Prozent auf 773 Millionen Euro. Erfreulich, soGassen, war die Entwicklung des Verbundgeschäftes mitProvinzial-Versicherung und Landesbausparkasse. Das positiveJahresergebnis von 2,1 Millionen Euro wird nach einerAusschüttung an den Landkreis Bernkastel-Wittlich in Höhe von 250000 Euro in das Eigenkapital übernommen. Daneben konnte die KSKBernkastel-Wittlich zusätzlich Vorsorgereserven in Höhe von 2,5Millionen Euro bilden, weil sich die steuerlichen Verluste derKSK Cochem-Zell im Jahr 2002 positiv auf die Steuerlast der KSKBernkastel-Wittlich ausgewirkt haben. Die KSK Cochem-Zellbilanziert für das vergangene Jahr 726 Millionen Euro. IhrJahresfehlbetrag in Höhe von gut 19 Millionen Euro ist wegen dessteuerlichen Anrechnungstatbestandes zugunsten der neuenSparkasse nicht mit dem Jahresfehlbetrag identisch. Dieserbeträgt 15,3 Millionen Euro. Jeweils 40 Prozent davon, 6,12Millionen Euro, zahlen Stützungsfonds des Sparkassen- undGiroverbandes sowie der Gewährträger Landkreis Cochem-Zell alsBarzuschuss, 20 Prozent oder 3,06 Millionen Euro übernimmt dieneue Sparkasse. Aufgrund einer im Bundestag am 21. Februarbeschlossenen Regelung im Steuervergünstigungsabbaugesetz kanndie aufnehmende Sparkasse Bernkastel-Wittlich den steuerlichenVerlustvortrag der Sparkasse Cochem-Zell bereits imVeranlagungszeitraum 2002 nutzen. Zur Folge hat dies freilich,dass die in der Steuerbilanz der KSK Bernkastel-Wittlich für 2003gezahlte Gewerbesteuer an die KSK zurückfließen wird. In einemAusblick auf das laufende Jahr geht die Sparkasse Mittelmosel, soVorstandschef Winfried Gassen, handelsrechtlich "höchstens voneinem ausgeglichenen Jahresergebnis" aus, wobei auch die auf 4,5Millionen Euro geschätzten fusionsbedingten Kosten eine Rollespielen. "Wir sind überzeugt, dass die neue Sparkasse nach demKonsolidierungsjahr 2003 wieder bessere Jahresergebnisseschreiben wird", schloss Gassen seine Ausführungen.

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