Traumjob zwischen Bleistift und Lotto

TRIER/SCHWEICH. Für Sonja-Rosita Weinand aus Trier geht am 1. September ein Traum in Erfüllung. Das junge Mädchen kann seine Ausbildung als Einzelhandelskauffrau beginnen. Doch die junge Frau unterscheidet etwas von tausenden anderen Azubis; sie ist etwas Besonderes, denn sie stellt sich den Herausforderungen mit einer körperlichen Behinderung.

Anfang Juni hatte der TV vom Schicksal der 19-Jährigen berichtet. Sonja-Rosita Weinand hat im Alter von zwei Jahren bei einem Zugunglück ihre rechte Hand verloren. Nach ihrem Realschulabschluss mit einem Notendurchschnitt von 2,3 wollte sie eine Lehre als Einzelhandelskauffrau beginnen, doch trotz vieler Bewerbungen - rund 150 - fand sie keine Stelle. Hilfe fand Sonja-Rosita Weinand schließlich beim Integrationsfachdienst (IFD) des Katholischen Vereins für Soziale Dienste (SKM), der sich um Menschen mit Handicaps bemüht, damit diese nach Unfall, Reha oder Behinderung wieder einen Arbeitsplatz finden.Letzte Hoffnung Volksfreund

Christa Hoffmann vom Integrationsfachdienst hatte als letzten Versuch mit dem Volksfreund Kontakt aufgenommen, als die Serie "Ausbildung jetzt!" in die zweite Runde startete. "Eigentlich müsste die Aktion doch auch eine Chance für Sonja-Rosita sein", meinte die SKM-Mitarbeiterin. Nachdem Sonja-Rosita ihre Geschichte im Trierischen Volksfreund erzählte, gab es einige Unternehmen, die sich für die junge Frau als Azubi interessierten. Manfred Diederich, der vor 17 Jahren in Schweich sein Geschäft für Bürobedarf, Schreibwaren, Geschenkartikel, Schulbücher, Zeitungen und Lotto gründete, stellt die junge Triererin als erste Auszubildende in seinem Unternehmen ein. Bisher beschäftigt Diederich neun Mitarbeiter. Entscheidend für die Einstellung war ein Praktikum, das Sonja-Rosita im Voraus in dem Unternehmen absolvierte. "Danach wusste ich, das ist eine Arbeit, die ich gerne machen würde. Für mich ist der Kontakt zu Kunden sehr wichtig und hier, zwischen Bleistiften, Schulbüchern oder Geschenkartikeln gibt es immer eine abwechslungsreiche Beschäftigung", sagt die 19-Jährige. Auch für Firmen-Chef Manfred Diedrich war die Praktikums-Erfahrung ganz wichtig. "Wir haben uns als Team dafür entschieden, dass Frau Weinand bei uns eine Ausbildung beginnen kann. Ich habe die meisten Mitarbeiter gefragt und die Mehrheit war für eine Einstellung", erklärt Diederich. Auf diese Art und Weise hofft der Geschäftsinhaber, dass sich mögliche Probleme besser lösen lassen. Und auch eins hat der neue Chef seinem ersten Azubi schon ins Heft geschrieben.Azubi ohne Sonderbehandlung

"Sonja-Rosita Weinand und ich haben uns zudem darauf verständigt, dass sie behandelt wird, als hätte sie zwei Arme - also keine Sonderbehandlung. Aber schon im Praktikum hat sie gezeigt, dass sie das kann." Vom 1. September an wird für Sonja-Rosita nun das Geschäft in Schweich die berufliche Heimat sein; drei Jahre dauert die Ausbildung. Für Christa Hoffmann vom Integrationsfachdienst scheint damit ihr Job erledigt zu sein.

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