Trierer Stahlwerk wieder insolvent

Trier · Die Geschäftsführung des Trierer Stahlwerkes (TSW) hat gestern beim Amtsgericht Dortmund für das TSW einen Insolvenzantrag gestellt. Eine Erklärung vom Gericht war am Freitag nicht mehr zu erhalten. Das Unternehmen hat aber die TV-Infos bestätigt.

Trier. Für die rund 300 Mitarbeiter im Trierer Stahlwerk war gestern ein schwarzer Freitag. Gegen Mittag wurde der Betriebsrat informiert, dass die Geschäftsführung beim Amtsgericht in Dortmund einen Insolvenzantrag gestellt hat. "Wir sind schon geschockt", sagt der Betriebsratsvorsitzende Rudi Heinz. Dennoch sei er nicht ohne Hoffnung. "Wir haben in den vergangenen Wochen und Monaten einen Rekord nach dem anderen aufgestellt." An einem Tag habe man 1900 Tonnen Stahl erzeugt und im November komme man wahrscheinlich auf insgesamt 45 000 Tonnen - auch das ein Produktionsrekord in Trier. "Die Mannschaft ist gut aufgestellt, die Technik ist modern, da müsste es doch einen Interessenten für uns geben", hofft Heinz mit seinen Kollegen.
Suche nach Interessenten


Sorgen bereitet Betriebsrat und IG Metall aber, dass das Verfahren in Dortmund eröffnet wurde. "Wir sind darüber sehr erstaunt und hoffen, dass das Trie rer Gericht prüft, ob es nicht für das Stahlwerk zuständig ist", sagt der IG-Metall-Bevollmächtigte für die Region Trier, Roland Wölfl, dem TV. Damit hätte man auf einen vorläufigen Insolvenzverwalter treffen können, der die Lage vor Ort gut kennt. Wen das Dortmunder Gericht nun einsetzt, ist bisher nicht bekannt. Laut Wölfl haben die Gesellschafter seit einiger Zeit versucht, das TSW zu verkaufen, doch die Bemühungen sind offensichtlich gescheitert.
So stehen den Trierer Stahlwerkern wieder Wochen des Hoffen und Bangens ins Haus. Vor fast genau zehn Jahren gingen beim Trierer Moselstahlwerk (MSW) nach einem Brand schon einmal die Lichter aus. Firmengründer Walter Rass musste Insolvenz anmelden. Seine beiden Söhne Ulrich und Christoph Rass übernahmen das insolvente Stahlwerk und bauten einen modernen Betrieb auf, den sie 2007 an den Industriellen Pampus verkauften. Gesellschafter sind auch heute noch Werner Pampus, seine Tochter Katja Pampus-Korte und Markus Weber. Katja Pampus-Korte ist zudem Chefin der Westfälischen Drahtindustrie (WDI) in Hamm. Das Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 470 Millionen Euro (2010) war zuletzt mit einem EU-Verfahren wegen Preisabsprachen in der Stahlindustrie in den Schlagzeilen (siehe Extra).
In Trier gab es immer wieder Gerüchte um das Stahlwerk. Nun scheint auch die Pampus-Ära zu Ende zu gehen. Mit einem vorläufigen Insolvenzantrag ruhen zunächst alle Forderungen von Gläubigern. Lohn und Gehalt der Mitarbeiter sind durch das sogenannte Insolvenzgeld in der Regel für drei Monate gesichert. Damit hätte ein Insolvenzverwalter etwas Zeit, um einen Interessenten für das Unternehmen zu finden.Extra

Im EU-Bußgeldverfahren gegen die WDI-Pampus-Firmen geht es um viel Geld. 46,5 Millionen Euro soll die Gruppe als Strafe wegen verbotener Preisabsprachen zahlen. Über eine halbe Milliarde Euro an Strafen hatte die EU insgesamt an 17 Firmen ausgesprochen, unter anderem auch an den österreichische Konzern Voestalpine und über 275 Millionen Euro an Weltmarktführer ArcelorMittal. Nach Medienberichten könnte WDI vorerst von der Zahlung verschont bleiben. Die Hauptverhandlung könne sich über Jahre ziehen. Statt einer Bankbürgschaft zur Absicherung der möglichen Strafe hat die Unternehmensgruppe beim EU-Gerichtshof eine andere "Sicherheit" geleistet, schreibt der Westfälische Anzeiger in seiner Online-Ausgabe. hw

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