Mitte Dezember kam der Aufruf: Das Inmit und der Trierische Volksfreund suchten ein kleines, mittelständisches Unternehmen aus der Region Trier, das seinen Betrieb auf Herz und Nieren testen lassen möchte (der TV berichtete). Hintergrund sind die neuen Kreditvorschriften, die ab 2007 unter dem Namen Basel II greifen werden. Demnach werden Kredite umso teurer, je höher das Risiko für eine Bank ist, das Geld nicht wieder zurück zu bekommen. Jedes Unternehmen wird dazu einem Rating unterzogen und in Risikogruppen eingestuft. Diese neuen Richtlinien ängstigen viele kleine und mittlere Unternehmen.Geldfragen sind Chefsache

Dass das Rating auch als Chance begriffen werden kann, davon sind nicht nur die Berater des Trierer Inmit-Projektes "Rating als Chance für kleine und mittelständische Unternehmen - Erfolgsfaktor Bankenkommunikation" überzeugt, sondern auch Jürgen Rauls. Er ist Inhaber einer Heizungs- und Sanitärfirma in Saarburg und hat sich als als Pilot-Unternehmen für den Betriebs-Check von insgesamt 32 Bewerbern qualifiziert. "Für uns war es wichtig, ein für die Region typisches mittelständisches Unternehmen auszuwählen. Wichtig war uns auch, dass das Projekt, bei dem für Unternehmer ein Leitfaden entwickelt wird, Chefsache ist", sagt Martina Josten, Leiterin Marketing und Kommunikation beim Inmit. Diese Kriterien treffen auf den Betrieb von Jürgen Rauls zu. 1956 hatte Vater Franz den Betrieb gegründet, und für den Sohn war schnell klar, dass er im Familienbetrieb bleiben möchte. Er machte eine Ausbildung zum Heizungs- und Lüftungsbauer, nach der Meisterschule in Münster war er mit 24 Jahren bereits Meister. Auch wenn Jürgen Rauls den Betrieb übernehmen sollte, so kam der Tod seines Vaters 1990 doch plötzlich und unerwartet. "Von heute auf morgen steht man mit dem Betrieb allein da", sagt Rauls rückblickend. Deshalb versuchte er sich zunächst einige Jahre als Betriebsleiter und übernahm 1996 dann den Betrieb ganz. "Es war eine Testphase. Ohne das gute Verhältnis zu den Mitarbeitern hätte ich das nicht geschafft. Denn als Eigentümer steht man mit seinem Namen und seinen Finanzen für alles ein - mit 24 Jahren ist das nicht leicht", sagt der heute 38-Jährige. Gas- und Wasserinstallateur-Ausbildung sowie Sanitär-Befähigung folgten. Für Rauls eine Investition in die Zukunft, schließlich hat er zehn Mitarbeiter, die fast alle im Betrieb ausgebildet wurden. Auch derzeit sucht er wieder Azubis. "Das anstehende Rating und die aktuelle Wirtschaftslage haben mich dazu bewegt, bei dem Betriebs-Check mitzumachen", erklärt Rauls. Er habe erlebt, dass auch in Bankgesprächen von Basel II gesprochen worden sei. Doch liege das Rating wie ein "Monster" in der Luft, mit dem niemand etwas genaues anzufangen wisse. "Wie verhalte ich mich richtig, was kann ich selbst tun - das sind Fragen, die mich beschäftigen", sagt der junge Unternehmer. Zweiter Grund für seine Teilnahme an dem Projekt: "Ich möchte in meinem Betrieb Impulse setzen, damit ich dem aktuellen Trend von Umsatz- und Gewinnrückgang etwas entgegensetzen kann." Zwar ist Rauls fest davon überzeugt, dass eine gute Kommunikation mit dem Steuerberater und der Hausbank unerlässlich ist. "Man hat dennoch Scheuklappen auf", sagt Rauls, der immerhin über 22 Jahre Berufserfahrung, aber nur in seinem Betrieb, verfügt. Dass dies alles nicht so leicht zu haben ist, ist ihm klar: "Ich muss den Gang durch das Rating so oder so antreten. Da ist es gut, von außen und von unabhängiger Seite begleitet zu werden." Der Trierische Volksfreund wird das Projekt "Rating als Chance für kleine und mittelständische Unternehmen - Erfolgsfaktor Bankenkommunikation" und das Pilot-Unternehmen Rauls aus Saarburg in den kommenden Wochen begleiten. Demnächst lesen Sie, wie der Selbst-Check von Jürgen Rauls gelungen ist. Er muss sich und seinen Betrieb auf sieben Erfolgsfaktoren testen, die fürs Rating Schwachstellen und Stärken herausfiltern.