Überleben in Magenta

TRIER. Vor anderthalb Jahren stand der Standort Trier der Telekom-Tochter DeTeCard Service mit rund 90 Beschäftigten auf dem Spiel. Nach langen und zähen Verhandlungen ist nun klar: Der Standort Trier bleibt erhalten; keiner der Beschäftigten muss in die Auffanggesellschaft Vivento.

Die Beschäftigten der Telekom und ihrer Tochtergesellschaften sind Kummer gewöhnt. Seit der Postreform 1995 wurde der ehemalige Staatsbetrieb mehrfach umgebaut und restrukturiert, Betriebsteile wurden ausgelagert und zurückgeführt, privatisiert und auf neue Beine gestellt. Die Folge: Innerhalb von einem Jahrzehnt hat der Konzern rund 120 000 Stellen gestrichen. David gegen Goliath

Da mutet der anderthalbjährige Kampf der 280 Beschäftigten der Telekom-Tochter DeTeCard Service an den Standorten Nürnberg (Zentrale), Trier und Malch um ihren Job wie der Davids gegen Goliath an. Doch solange das Ringen auch andauerte, so optimistisch blicken vor allem die hiesigen Mitarbeiter nun in die Zukunft. "Für Trier sind die Verhandlungen optimal gelaufen. Im Dezember 2003 sollte der Standort noch aufgelöst werden, heute bleibt er erhalten, auch wenn zum Teil mit Gehaltseinbußen gerechnet werden muss", sagt DeTeCard-Betriebsrat Klaus Rauh. Denn in diesem Jahr sollen Telekom-Beteiligungsgesellschaften wie die 1999 gegründete Telekom-Tochter DeTeCard Service mit Schwerpunkt Prepaid (vorausbezahlte) Telefonkarten aber auch T-Systems und T-Netpro wieder unter dem Dach der Telekom-Mutter arbeiten. Von den rund 280 Vollzeitstellen bei DeTeCard sollen noch 195 erhalten bleiben. Die Firmenfarbe wechselt von Orange zu Telekom-Magenta. Heißt für den DeTeCard-Standort Trier: Von 60 Festangestellten bleiben 34 im so genannten Management-Vertrieb (MV) erhalten, 20 weitere sind zur Mutter Telekom in die Vertriebs-Abteilung KT 1000 gewechselt, der Rest hat das Unternehmen von sich aus verlassen. "Wir haben für Trier das Beste daraus gemacht. Kein Mitarbeiter von hier muss in die Auffanggesellschaft Vivento gehen", sagt Manfred Fritschen, Trierer Bezirksvorsitzender der Gewerkschaft Verdi für den Bereich Telekommunikation. Nicht zuletzt der Druck von Seiten der Stadt Trier und des Bundestagsabgeordneten Bernhard Kaster (CDU) auf die DeTeCard-Zentrale hätten für eine Standort-Garantie gesorgt. "Trier samt der 60 Telekom-Auszubildenden wäre sonst unter die Räder gekommen", ist der Gewerkschafter überzeugt. Der Wermutstropfen für die 34 MV-Beschäftigten: Künftig gelten die Tarifverträge der Telekom AG. Während diejenigen, die zur Mutter wechseln, teils mehr Gehalt bekommen, müssen die Noch-DeTeCardler Einbußen von bis zu mehreren hundert Euro im Monat hinnehmen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil erst 2004 eine Arbeitszeitverkürzung von 38 auf 34 Stunden und eine Lohnkürzung von 6,75 Prozent vereinbart worden waren. Dafür gibt es ein Jahr lang einen Interessenausgleich in Höhe der Lohndifferenz, aber begrenzt auf 5000 Euro. Unklar bleibt, was mit den 30 Stellen wird, die bislang studentische Aushilfen besetzt hatten. "Darüber wird noch verhandelt", sagt Verdi-Bezirkschef Fritschen. Ein Ende des Arbeitsplatzabbaus ist trotz neuerlichen Dividendensegens für die Telekom-Aktionäre allerdings sowohl beim Mutterkonzern Telekom als auch bei den Töchtern nicht abzusehen. Vorstandschef Kai-Uwe Ricke hatte erst am Wochenende den Abbau weiterer Stellen ab kommendem Jahr angekündigt. Fritschen und Rauh halten sich deshalb reserviert: "Jetzt wissen wir zwar, wohin es geht - in den Schoß der Mutter. Es gibt aber keinerlei Arbeitsplatzgarantie über 2005 hinaus", sagt etwa Betriebsrat Klaus Rauh. Und Gewerkschafter Fritschen fügt hinzu: "Die nächsten Baustellen stehen an." In der Region Trier sind derzeit von einst 2000 Mitarbeitern nur noch 800 bei der Telekom und ihren Töchtern beschäftigt.

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