Verhängnisvolles Kartell

Trier · Ein Bußgeld in Höhe von 3,5 Millionen Euro soll das Trierer Unternehmen Vossloh Laeis bezahlen. Das Bundeskartellamt verhängte die Strafen gegen den traditionsreichen Weichenbauer wegen illegaler Absprachen mit anderen Unternehmen aus der Branche.

Trier. Im Juni 2012 ist der Stein ins Rollen gekommen. Damals hat das Bundeskartellamt gegen vier Hersteller und Lieferanten von Schienen Bußgelder in einer Höhe von insgesamt 124 Millionen Euro verhängt. Die Unternehmen sollen zwischen 2001 und 2011 Preise abgesprochen haben für Schienenlieferungen an die Deutsche Bahn. Ein Jahr später folgte dann der zweite Schlag. Das Kartellamt ahndete unerlaubte Absprachen von acht Unternehmen aus dem Bereich Schienen-, Weichen- und Schwellenbau. Sie sollen sich nicht nur bei den Preisen abgesprochen haben, sondern auch Ausschreibungen untereinander aufgeteilt haben. In diesem Fall war nicht die Deutsche Bahn Opfer des Kartells, sondern verschiedene Nahverkehrsunternehmen, Privat-, Regional- und Industriebahnen sowie Bauunternehmen.
Ermittlungen statt Einigung


97,6 Millionen Euro betrug damals das von dem Kartellamt verhängte Bußgeld gegen die acht Unternehmen. Gegen ein weiteres Unternehmen dauerten die Ermittlungen damals noch an. Es handelte sich um Vossloh Laeis, einen Weichenhersteller aus Trier. Man habe damals mit dem Unternehmen, anders wie mit den anderen Mitgliedern des Kartells, keine Einigung über die Beendigung des Verfahrens erzielt, teilte das Bundeskartellamt gestern mit. Daher liefen die Ermittlungen gegen das Trierer Unternehmen weiter. In der Zwischenzeit habe sich der Weichenbauer kooperativ gezeigt, sagte Kartellamtssprecher Kay Weidner gestern. Das Unternehmen habe im Rahmen der Bonusregelung mit der Behörde zusammengearbeitet. Diese seit 2006 geltende Regelung besagt, dass Firmen, gegen die das Kartellamt ermittelt, einen Teil der Strafe erlassen bekommen, wenn sie etwa freiwillig alle Beweismittel zur Verfügung stellen, die zum Abschluss eines Verfahrens notwendig sind. Um bis zu 50 Prozent kann das Bußgeld dann reduziert werden.
Daher ist zu vermuten, dass die nun verhängte Strafe von 3,5 Millionen Euro gegen Vossloh Laeis ohne diese Kooperationsbereitschaft deutlich höher ausgefallen wäre.
Laut Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes, war das Trierer Unternehmen an dem Kartell beteiligt, das zwischen 2001 bis 2011 beim Verkauf von Weichen und Schienen mit anderen Unternehmen Absprachen getroffen hat. Noch sei die verhängte Geldbuße nicht rechtskräftig. Ob Vossloh Laies die Strafe akzeptiert oder Widerspruch einlegt, ist offen. Das Unternehmen wollte sich gestern auf Anfrage unserer Zeitung weder zu dem Bußgeld noch zu dem weiteren Vorgehen äußern.
110 Mitarbeiter in Trier


Allerdings dürfte das Bußgeld in Höhe von 3,5 Millionen Euro bei dem im nordrhein-westfälischen Werdohl beheimateten Mutterkonzern Vossloh mit weltweiten Niederlassungen und einen Gesamtumsatz von 1,3 Milliarden Euro nicht allzu sehr ins Gewicht fallen. Vossloh baut neben Weichen auch Schienen und Signale für Bahnstrecken.
Am Standort Trier beschäftigt das 1919 als Stahl- und Weichenbau gegründete Unternehmen 110 Mitarbeiter. Dort werden überwiegend Weichen und Schienenkreuzungen hergestellt. Laut eigener Darstellung hat Vossloh Laeis unter anderem Weichen nach Athen und Vancouver in Kanada geliefert, als dort für die Olympischen Spiele neue Metro- und Straßenbahnstrecken gebaut worden waren. In Deutschland rollen Straßen- und U-Bahnen in Berlin, Bielefeld, Bremen, Frankfurt, Freiburg, Köln oder München über in Trier geplante und gebaute Weichen.

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