Verleger beklagen Brüsseler "Plage"

Berlin. (BB) Die schwache Konjunktur setzt den deutschen Tageszeitungen weiterhin schwer zu. Bereits im dritten Jahr in Folge sind die Werbeumsätze rückläufig, teilte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), Volker Schulze, am Donnerstag mit.

Zwar habe sich der Negativtrend abgeschwächt, doch müsse auch in diesem Jahr mit einem Umsatzrückgang gerechnet werden. Sorge machen den Verlegern der rund 350 wirtschaftlich selbstständigen Zeitungen in Deutschland vor allem die so genannten Rubrikenmärkte, die in besonderem Maße konjunkturabhängig sind. Natürlich habe die gesamtwirtschaftliche Lage auch Einfluss auf die Auflagenentwicklung, die leicht rückläufig sei, sagte Schulze. Positiv zu registrieren sei das stabile Interesse an der Presse: Nach wie vor lesen nach Angaben des BDZV vier von fünf Deutschen über 14 Jahren täglich in der Zeitung, "auch wenn es oft die des Nachbarn ist".Verband überdenkt rechtliche Schritte

Schwere Vorwürfe richtete Schulze an die EU-Kommission in Brüssel, die mit ihrer Überregulierung den fairen Wettbewerb behindere. Insbesondere die Attacken des Wettbewerbskommissars David Byrne, der (nach dem Vorreiter Tabak) weitere Werbeverbote plane, seien "unerträglich". Die Regelungswut der EU, die unter dem Deckmantel des Verbraucherschutzes daher komme, gefährde nicht nur die Kommunikationsfreiheit, sondern auch die privatwirtschaftliche Grundlage der Medien, klagte der BDZV. Brüssel werde immer mehr zur "Plage". Kritik übte Schulze auch an den Öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ("Die geforderte Gebührenerhöhung von drei Milliarden Euro ist unverantwortlich"), den Kommunen ("Immer mehr Amtsblätter verzerren den Wettbewerb") und an der Deutsche Post. Das ehemalige Staatsunternehmen nutze seine "Schlüsselgewalt" als Briefzusteller, um Prospekte und Beilagen "ummantelt von einer kostenlosen Frauenzeitschrift", an alle Haushalte zu verteilen. Zur Klärung dieses Problems schloss der Geschäftsführer rechtliche Schritte des BDZV nicht aus.

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