Verwalter der Netze

Trier · Seit wenigen Tagen haben 368 RWEler in der Region einen neuen Arbeitgeber. Die Westnetz GmbH hat das Netzgeschäft von RWE Deutschland übernommen. Doch bange muss es den Mitarbeitern nicht werden. Westnetz ist 100-prozentige RWE-Tochter, und es gibt eine Beschäftigungsgarantie bis 2017.

 Wartung aus der Luft: Die Westnetz-Techniker müssen in der Region rund 13 000 Kilometer Stromleitungen prüfen. Foto: Westnetz

Wartung aus der Luft: Die Westnetz-Techniker müssen in der Region rund 13 000 Kilometer Stromleitungen prüfen. Foto: Westnetz

Trier. Für die 135 000 Kunden in der Region ist die Umstellung auf den neuen Namen noch recht ungewöhnlich. Westnetz-Geschäftsführer Gabriël Clemens: "Der eine oder andere Kunde legt noch überrascht auf, wenn sich am anderen Ende der Leitung ein Mitarbeiter mit dem Name Westnetz meldet." In dem neuen Unternehmen sind in Trier 368 Mitarbeiter und knapp 80 Azubis beschäftigt, um in der Region 13 000 Kilometer Stromnetz im Bereich Nieder-, Mittel- und Hochspannung auszubauen und zu warten.
Im gesamten Westnetzbereich betreut das Unternehmen in Rheinland-Pfalz, NRW und teilweise Niedersachsen ein Gebiet von 50 000 Quadratkilometern, eine Stromnetzlänge von 195 000 Kilometern und einer Gasnetzlänge von 26 000 Kilometern. 4,5 Millionen Kunden beziehen ihren Strom über den Netzbetreibern, und 600 000 Gaskunden werden von Westnetz beliefert.
Immer mehr private Erzeuger


Dabei ist die Energiewende für den Netzbetreiber die große Her-ausforderung. "Rund 30 000 Kunden haben in unserem Bereich Anträge gestellt, ihren Strom aus Photovoltaikanlagen oder Windrädern einzuspeisen", erklärt Stefan Küppers, Geschäftsführer Technik. Im Bereich Trier schlossen 2012 die Techniker mehr als 38 Megawatt regenerative Energien an, davon über 28 Megawatt aus Photovoltaik- und Biomasseanlagen und etwa zehn Megawatt aus Windenergie. 2012 waren rund 7500 Photovoltaikanlagen, Windräder oder Biogasanlagen mit einer Gesamtleistung von 970 Megawatt am Netz.
Durchaus eine Herausforderung, gerade in ländlichen Regionen wie der Eifel und dem Hunsrück, da die Netze oft nicht ausgelegt sind, um große Strommengen an Sonnen- oder Windenergie zu transportieren, ohne dass sie überlastet werden.
Rund eine Milliarde Euro will das Unternehmen deshalb im laufenden Jahr in den Ausbau und die Instandhaltung seines Netzes investieren. "Die Energiewende findet im Verteilnetz statt, nicht wie in der Öffentlichkeit meist diskutiert in den großen Transportnetzen", findet Küppers. Etwa zwei Prozent des deutschen Stromnetzes machen die großen Stromautobahnen aus, 98 Prozent die Verteilnetze, die den Strom zu den Verbrauchern bringen und eben immer häufiger auch dezentral erzeugten Ökostrom von Kunden in das Stromnetz einspeisen. Neben einem Netzausbau setzt das Unternehmen dabei auch auf neue Techniken, um die vorhandenen Leitungen zu verbessern. In Bleialf (Eifelkreis Bitburg-Prüm) läuft seit über einem Jahr das Pilotprojekt Smart Country, bei dem die Betreiber versuchen, die Netzspannung über Regler aus der Chiptechnologie konstant zu halten - egal, wie viel Wind- und Sonnenenergie eingespeist wird. Oder neue Leitungen werden getestet, die mehr Strom leiten können. Durch solche Lösungen werden keine neuen Stromtrassen nötig.
Finanziell lohnt sich zudem die Investition in neue Technik. Ein Kilometer neue Netzleitung kostet den Netzbetreiber im Schnitt 100 000 Euro, neue Methoden sind oft günstiger. "Mit neuen Techniken lässt sich der Ausbau in neue Leitungen strecken. Ganz ohne neue Leitungen wird die Energiewende aber nicht möglich sein," sagt Geschäftsführer Gabriël Clemens.
Für die gut 400 Mitarbeiter wird es also auch in Zukunft viel Arbeit geben. Peter-Michael Knechtges, stellvertretender Leiter des Regionalzentrums Trier: "Wir wollen mit unseren Mitarbeitern die Energiewende gestalten und umsetzen." Westnetz Trier betreibt in 446 Kommunen in der Region das Stromnetz. "Trier ist mit seinen Funktionen für uns ein ganz wichtiger regionaler Standort", stimmt Technik-Chef Stefan Küppers dem zu.Extra

 Früher unter einem Dach, heute drei eigenständige Betriebe. Der Gesetzgeber hat von den Energiekonzernen eine stärkere Trennung von Netz und Vertrieb gefordert. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Früher unter einem Dach, heute drei eigenständige Betriebe. Der Gesetzgeber hat von den Energiekonzernen eine stärkere Trennung von Netz und Vertrieb gefordert. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Das neue Unternehmen Westnetz gehört weiter zu 100 Prozent zum RWE-Konzern. Warum musste aber eine neue Marke kreiert werden? Der Gesetzgeber hat eine klare Trennung von Stromnetz und Stromvertrieb gefordert. Diese Entflechtung, das sogenannte Unbundling, soll sich auch ganz offensichtlich für den Verbraucher zeigen. Sämtliche Fahrzeuge des Energieversorgers, die für den Netzbereich im Einsatz sind, werden umfirmiert auf Westnetz, ein Tochterunternehmen der RWE. Selbst die Arbeitskleidung der Mitarbeiter wird ausgetauscht und bekommt das neue Label Westnetz. Die GmbH stellt die Netze allen Marktteilnehmern vorbehaltlos zur Verfügung. "Uns ist es egal, von wem ein Verbraucher seinen Strom bezieht, ob von RWE oder einem der anderen Anbieter. Unsere Aufgabe ist es, dass die Netze stabil sind. Wir transportieren ein Produkt, dass der Verbraucher erst bewusst bemerkt, wenn es einmal nicht da ist", sagt Stefan Küppers, Geschäftsführer Technik. Die Westnetz GmbH hat seinen Hauptsitz in Dortmund und betreibt in fünf Regionen (Weser-Ems, Westfalen, Ruhr-Niederrhein, Rhein-Sieg, Rheinland-Pfalz) 13 Regionalzentren. Eines dieser Zentren ist Trier. hw

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