Viel Dampf um ein Nischenprodukt

Trier/Luxemburg · Trotz des Plans der EU-Kommission, die E-Zigarette massiv zu regulieren, setzt das Luxemburger Tabakunternehmen Heintz van Landewyck auf den Verkauf dampfender Glimmstängel. Gerade im Großherzogtum mit seinem verschärften Rauchverbot setzt der Konzern auf mehr Absatz.

Trier/Luxemburg. Strengere Nikotinwerte, Medikamenten-Aromen und Größenbeschränkungen - so sehen die Pläne aus, die die EU-Kommission für die Vertreibung der E-Zigarette vorsieht. Denn diese ist keine klassische Zigarette, sondern ein batteriebetriebenes Gerät, das eine nikotinhaltige Flüssigkeit verdampft (siehe Grafik). Befürworter sehen das als gesündere Alternative zum Tabak, Kritiker verweisen auf mögliche Schäden, da nicht alle Inhaltsstoffe der sogenannten Liquids bekannt sind. Ob die Kommission sich mit strengeren Werte-Vorgaben durchsetzen kann, ist zwar noch unklar.
Fest steht jedoch, dass - allen Regulierungsversuchen und Gesetzesunterschieden in einzelnen Ländern zum Trotz - die Tabakhersteller in dem Nischenprodukt E-Zigarette zunehmend einen Rettungsanker im schwindenden Geschäft mit den herkömmlichen Glimmstängeln entdecken. Laut offiziellen Statistiken werden die wenigsten täglichen Raucher in Europa in den Ländern Schweden, Finnland und Luxemburg (19,5 Prozent) gezählt, in Deutschland liegt der Anteil der täglichen Raucher noch bei 23,4 Prozent.
Neben Philip Morris mit Marlboro plant nun auch der Luxemburger Heintz van Landewyck-Konzern mit einer Produktionsstätte und einem Tochterunternehmen in Trier (siehe Extra) den Verkauf der E-Zigarette.
Allerdings wird es die Verdampfer von Landewyck ab dem kommenden Frühjahr lediglich auf dem Luxemburger Markt geben. "Für den deutschen Markt gibt es keine konkreten Pläne", sagt Hans-Josef Fischer, Geschäftsführer des Trierer Landewyck-Werks.
Beim Konsumenten gefragt


Fischer wertet die Einführung der E-Zigarette durch Lande-wyck in Luxemburg als Alternative zur Vermarktung der klassischen Zigarette. Inklusive des Tabak-Tourismus im Ländchen hat das Unternehmen im Heimatmarkt einen Marktanteil nach eigenen Angaben von etwa 23 Prozent, wie Verkaufsdirektor Francois Elvinger erklärt. Tendenz allerdings sinkend. Deshalb wolle man vermehrt in Nischen-Produkte investieren - wozu auch die E-Zigarette gehöre.
Bei den Konsumenten kommen die Verdampfer bislang an: So liegt der Anteil der Raucher elektronischer Zigaretten sowohl in Deutschland als auch in Frankreich etwa bei mehr als einer Million - mit steigendem Anteil. Zigaretten-Ersatz also als lukrative Marktlücke für die Hersteller, aber auch als Alternative für den Konsumenten. Triers Lande-wyck-Chef Hans-Josef Fischer hat immerhin festgestellt: "Der Verbraucher ist sehr experimentierfreudig und preissensibel", sagt er. Und E-Zigaretten sind vergleichsweise günstig - Konsumenten sparen je nach Rechnung im Monat zwischen 50 und 100 Euro.
Auch JTI produziert E-Zigaretten


Da passt es auch ins Bild, dass Japan Tobacco International (JTI) in Österreich bereits unter dem Namen Ploom eine Art E-Zigarette eingeführt hat. Sie erhitzt Tabak in kleinen Aluminumkapseln, er wird dabei aber nicht verbrannt. Durch den Dampf wird der Tabak dann inhaliert. Ein neues Produktionsfeld auch für den Trierer JTI-Standort: Denn dort werden die Kapseln dafür produziert.
Die Luxemburger Regierung hatte zuletzt das Rauchen im Großherzogtum weiter verschärft. Seit Jahresbeginn gilt das Rauchverbot nicht nur in öffentlichen Gebäuden, sondern auch in Cafés, Hotels und Diskotheken - es sei denn, es werden Raucherzonen separat ausgewiesen. Die E-Zigarette darf jedoch weiterhin konsumiert werden - selbst in Restaurants. Andere Länder haben jedoch auch die E-Zigarette ins Visier der Rauchverbote genommen: In Spanien etwa sind E-Zigaretten in öffentlichen Gebäuden wie Busssen und Verwaltungen bereits untersagt worden. Auch New York hat ein Verbot der dampfenden Zigaretten ausgesprochen - sogar im Freien, also auch in Parks und an Stränden.

Extra

Im Jahr 1847 gründet der Luxemburger Jean-Pierre Heintz zusammen mit seiner niederländischen Frau Joséphine van Landewyck den ersten Tabakverkaufsladen in Luxemburg-Stadt. Noch heute ist der Konzern im Besitz der Gründerfamilie. Es gibt sechs Produktionsstätten für Zigaretten, Hülsen und Rauchtabak - zwei in Luxemburg, eine in Deutschland in Trier, je eine in Belgien, in den Niederlanden und in Ungarn. Zusammen stellen sie zehn Milliarden Zigaretten, 2,5 Milliarden Hülsen und mehr als 10 000 Tonnen Feinschnitt und Pfeifentabak her. Der Export geht in rund 30 Länder. Die Landewyck Group beschäftigt 1800 Mitarbeiter, rund 760 davon in Luxemburg. Weitere 260 der 1800 Mitarbeiter arbeiten im Trierer Werk, 60 im deutschen Vertrieb. Von der Gründung 1925 bis zum Umzug 1996 produzierte man in Triers Innenstadt. Allein das Werk an der Mosel hat mit einem Umsatz von netto rund 100 Millionen Euro (ohne Tabaksteuer) und 5000 Tonnen verarbeitetem Tabak. Die Tabaksteuer erhöht den Gesamtumsatz auf eine gute Milliarde Euro. Das Verkaufsvolumen liegt umgerechnet bei 8,1 Milliarden Zigaretten. Das Trierer Werk produziert 150 Produkte für den deutschen und europäischen Markt. sas

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