Viele Wege führen zum Ziel

Trier · Wer glaubt, bereits nach der vierten Klasse falle die Entscheidung pro oder kontra Karriere, der irrt. Ein Gespräch mit den Ex-Schülern der Berufsbildenden Schulen (BBS) Josef Peter Mertes, ehemaliger Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier, und Andreas Müller, Lehrer an der Berufsbildenden Schule Gewerbe und Technik, über viele Möglichkeiten.

 Wenn die Ministerpräsidentin zu Besuch ist, darf jeder kommen: Zum landesweiten Elternabend der BBS in der Promotionsaula sind alle Eltern, auch die, deren Kinder nicht auf diese Schule gehen, eingeladen. Foto: Katja Bernardy

Wenn die Ministerpräsidentin zu Besuch ist, darf jeder kommen: Zum landesweiten Elternabend der BBS in der Promotionsaula sind alle Eltern, auch die, deren Kinder nicht auf diese Schule gehen, eingeladen. Foto: Katja Bernardy

Trier. Ob ein Kind in Deutschland nach der Grundschule auf ein Gymnasium oder eine Realschule wechselt, ist laut einer Studie unerheblich für den späteren Bildungsabschluss als auch für das spätere Einkommen. Dies hatte der Ökonom Christian Dustmann herausgefunden. Denn das deutsche Bildungssystem kennt viele Möglichkeiten, um Abschluss für Abschluss weiterzukommen. Eine Palette an Möglichkeiten bieten die BBS in Trier. Einige davon hat Josef Peter Mertes, ehemaliger Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier, bereits vor 50 Jahren genutzt. Er besuchte die Handelsschule, danach die Berufsschulklasse für Industriekaufleute. Die Nähe zur Lebens- und Arbeitswelt zeichne damals wie heute die BBS aus. Die Lehrkräfte hätten in der Regel auch schon praktisch im Berufsleben gearbeitet und nicht nur die Schule von innen kennengelernt.
Viele Stationen


Mertes hat im Laufe seines Berufslebens als Industriekaufmann, Lehrer, Schulleiter, Abgeordneter, ADD-Präsident gearbeitet. "Es hat mir stets Freude gemacht, was ich als eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiches Arbeiten ansehe", sagt er. Die Chancen, die sich heute den jungen Menschen nach dem Abschluss einer Lehre böten, seien deutlich größer als noch vor zwei Jahrzehnten. Eine Weiterbildung zum Meister etwa eröffne zum einen die Chance auf Selbstständigkeit und zum anderen stehe der Weg zur Hochschule und Universität offen. "Von einer ,Sackgasse in der Bildung\' kann keine Rede mehr sein", sagt Mertes.
Dass vieles möglich ist, hat auch Andreas Müller, heute Lehrer an der BBS Gewerbe und Technik, am eigenen Leib erfahren. Dass er einmal unterrichten würde, daran hatte er vor 15 Jahren noch nicht gedacht. Nach der mittleren Reife machte Müller erst einmal eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten. Nach drei Jahren im Beruf besuchte er eine Fachoberschule in Teilzeit. "Ein sehr guter Lehrer ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Er hat mir empfohlen, dass ich Lehrer werden sollte und mich dahingehend motiviert, den Schritt in die Berufsoberschule II und anschließend an die Uni zu wagen", sagt Müller. Müller besuchte die Berufsoberschule II an der BBS Gewerbe und Technik und studierte an der Uni Trier Mathematik und Politikwissenschaften auf Lehramt für Gymnasium. Seit Anfang dieses Jahres lehrt er selbst an der BBS Gewerbe und Technik.
Nah am Beruf


Als realitätsnah sowohl am Beruf als auch am Studium, schülerorientiert und menschlich beschreibt Müller die BBS mit ein paar Worten. "Der sogenannte zweite Bildungsweg ist nicht von Nachteilen", betont er. Gerade durch das Erlernen eines Berufes und damit durch das Erleben eines Achtstundentages bringe man Erfahrungen mit, die sich durchaus positiv auf ein Studium auswirkten. "Die Arbeitseinstellung ist anders als die der Kommilitonen, die direkt nach dem Gymnasium studieren", sagt Müller. Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Man kann sich neben dem Studium etwas im erlernten Beruf hinzuverdienen und müsse nicht einen unterbezahlten Studentenjob annehmen. Nach der Erfahrung von Josef Peter Mertes kann man Karriere schlecht oder überhaupt nicht planen. Man müsse nur, wenn man die Möglichkeit habe, eine neue "Funktion" gut ausüben und dann wiederum neue Chancen erkennen und ergreifen. Chancen bieten die BBS Trier viele. Am 1. Dezember können Schüler, Eltern und Interessierte sich informieren.
Sogar mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer persönlich können die Gäste über berufliche Bildungsangebote sprechen.
Extra

"Nach vorne führen viele Wege" ist das Motto des großen Infotags der vier Berufsbildenden Schulen (BBS) in Trier am 1. Dezember: Von 9 bis 15 Uhr stellen Schüler und Lehrer in der Aula der BBS Trier (Irminenfreihof 9) die Bandbreite der beruflichen Bildungswege vor. Auch die Kammern und die Agentur für Arbeit werden vor Ort beraten. Ab 18 Uhr beginnt der landesweite Elternabend mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer und BBS-Absolventen in der Promotionsaula des Bischöflichen Priesterseminars Trier. Eine einmalige Chance, vielleicht ungeahnte Möglichkeiten zu entdecken. katExtra

In der Region Trier sind am Montag, 1. Dezember, insgesamt sechs Elternabende. An allen nehmen Vertreter der Industrie- und Handelskammer (IHK), der Handwerkskammer (HWK) und der Arbeitsagentur Trier sowie Vertreter aus der Politik teil: Realschule plus in Konz mit Fachoberschule: Unter anderen als Vertreter des Ovalen Tisches IHK-Präsident Peter Adrian, Bernd Sevenich (Bereichsleiter Agentur für Arbeit). Bischöfliches Angela-Merici Gymnasium Trier: IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Glockauer, Oliver Schmitz (Teamleiter Berufsberatung). Gymnasium Saarburg: Heribert Wilhelmi (Vorsitzender der Geschäftsführung Agentur für Arbeit), Theo Scholtes, Bitburger Braugruppe (Ovaler Tisch). Erbeskopf Realschule plus Thalfang: HWK-Hauptgeschäftsführer Manfred Bitter. Christian Reuter (IHK), Stefanie Adam (Agentur für Arbeit). BBS Gewerbe und Technik Trier: Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Edeltraud Nikodemus (Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit). Ruwertalschule Grund- und Realschule plus Waldrach: HWK-Präsident Rudi Müller, Thomas Mersch (IHK), Elke Gerber (Arbeitsagentur). kat

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