Von der Blüte bis zur unaufhaltsamen Erosion

1994: Die IRT wird gegründet, um die Koordination innerhalb des Regierungsbezirks Trier, die Vertretung nach außen, das Standort-Marketing und die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Politik zu verbessern.

Gründungsmitglieder sind die vier Landkreise, die Stadt Trier, die Kammern sowie die Bitburger Brauerei, deren Chef Thomas Niewodniczanski als Initiator den Vorsitz übernimmt.

1998: Nach eher gemächlichen Gründerjahren läuft die IRT zu großer Form auf, als das Land im Zuge einer Verwaltungsreform den Regierungsbezirk Trier abschafft. Weil die politische Klammer weggefallen ist, soll die IRT die Aufgabe wahrnehmen, die Interessen der Region zu vertreten. Der Unternehmer Harry Thiele übernimmt den Vorsitz.

2000: Die IRT blüht. Die Zahl der Mitglieder wächst Richtung Dreistelligkeit, in etlichen Arbeitskreisen entwickeln Wirtschaftsvertreter, Politiker und Experten Perspektiven für die Region. IRT-Konferenzen sind Spitzentreffen der Region mit großer Beachtung nach außen.

2001: Die IRT holt zu ihrer bislang größten Aktion aus: In einem Sonderzug fährt man als "rollende Verkehrskonferenz" nach Mainz, wo 50 hochkarätige Vertreter der Region und ein knappes Dutzend Abgeodnete beim Verkehrsministerium und der Bahn für eine bessere Anbindung der Region demonstrieren.

2003: Die IRT beschließt, einen klaren Schwerpunkt bei Kultur und Tourismus zu setzen. Eine Kultur-Agentur unter Leitung des Moselfestwochen-Intendanten Hermann Lewen soll die kulturellen Leuchttürme der Region vermarkten und unterstützen. Doch das Projekt scheitert schon im Ansatz am Kirchturmdenken der Kommunalpolitiker. Auch in anderen Bereichen dreht sich die Arbeit zunehmend im Kreis.

2006: Der ehemalige Landrat des Kreises Trier-Saarburg, Richard Groß, übernimmt den Vorsitz der IRT von Harry Thiele, der schon seit längerem beruflich außerhalb der Region angesiedelt ist. Die Wirtschaft hat sich mangels praktischer Erfolge weitgehend aus der aktiven IRT-Arbeit zurückgezogen. Man beklagt sich über eine "sinnlose Tageritis". Eifel und Mosel gründen an der IRT vorbei eigene "Dachmarken", die nicht mehr auf den alten Regierungsbezirk, sondern auf die Naturräume Bezug nehmen.

2007: Eine abgespeckte IRT konzentriert sich auf einzelne Marketing-Maßnahmen wie den Prospekt "5-Sterne-Region" und den Betrieb einer wenig erfolgreichen Internet-Plattform. Man arbeitet am Regionalen Entwicklungskonzept mit und unterzeichnet bei Konferenzen feierlich Erklärungen, die aber selten in der Praxis eine Rolle spielen. Und man engagiert sich für eine bessere DSL-Versorgung.

2009: Die Industrie- und Handelskammer stellt öffentlich den Sinn der IRT infrage. Ein letztes Mal sammeln sich die kommunalen Gebietskörperschaften - jedenfalls nach außen - hinter der Initiative, deren Erosion aber nicht mehr aufzuhalten ist.

(DiL)

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