Vorteile nun auch für den Vorstand

TRIER. Meist bekommen sie Urkunden, Abzeichen oder Blumen: Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht ein Politiker ehrenamtlich Tätigen seinen Dank ausspricht. Nun sollen sie mehr Versicherungsschutz bei Unfällen erhalten, und das für wenige Euro im Jahr.

Es ist ein wenig grotesk: Der Leiter einer kirchlichen Jugendgruppe ist während einer Gruppenstunde gesetzlich unfallversichert - fährt er dagegen mit anderen Gruppenleitern zu einer Wochenend-Freizeit, ist er es nicht. Das gleiche gilt für Vorstandsmitglieder von Sportvereinen: Wenn sie am Spielfeldrand neben dem (angestellten) Trainer stehen und der Mannschaft beim Spiel zusehen, sind Spieler und Coach gesetzlich unfallversichert. Gewählte Ehrenamtliche von gemeinnützigen Organisationen, zu denen auch Sportvereine gehören, müssen sich dagegen privat Unfall versichern.20 000 profitieren allein im Bistum Trier

Zwei Beispiele von vielen, die zeigen, warum Verbände wie der Deutsche Sportbund seit Jahren eine Ausweitung der gesetzlichen Unfallversicherung fordern. Diese soll nun mit einem Gesetzesprojekt der Bundesregierung Wirklichkeit werden, das am 1. Januar 2005 in Kraft treten könnte. Die gesetzliche Unfallversicherung dient vernehmlich dem Schutz von Arbeitnehmern bei Unfällen am Arbeitsplatz. Jedes Unternehmen in Deutschland ist gesetzlich verpflichtet, seine Mitarbeiter zu versichern, indem es einem der Träger der Unfallversicherung, den so genannten Berufsgenossenschaften, beitritt. Doch nicht nur Unternehmen finden in dieser Solidargemeinschaft Platz. Auch Kirchen und Vereine etwa sind verpflichtet, ihre Mitarbeiter zu versichern. Und selbst ehrenamtlich Tätige kamen schon bisher in den Genuss des Schutzes, der etwa das Bistum Trier 2,30 Euro pro Jahr und Versicherten kostet. In diesem Bereich würde auch die neue Versicherung liegen. Insgesamt 60 000 Ehrenamtliche sind beim Bistum bislang gesetzlich unfallversichert, durch die Gesetzesinitiative könnten noch einmal 20 000 dazu kommen, schätzt ein Bistumssprecher. "Wir begrüßen die Gesetzesinitiative der Bundesregierung sehr", sagte der Sprecher. Dadurch würden Menschen, die sich in der Kirche engagieren, abgesichert. Auch die Evangelische Kirche Deutschlands (EKD) begrüße die Gesetzesinitiative, sagte EKD-Pressesprecher Christof Vetter. Profitieren würden davon vor allem Mitarbeiter im Bereich der Jugendarbeit und der Diakonie. Allein in der Evangelischen Kirche in Rheinland, der auch der Evangelische Kirchenkreis Trier angehört, engagieren sich mehr als 100 000 Ehrenamtliche. Die Bundesregierung rechnet damit, dass bundesweit etwa zwei Millionen ehrenamtlich Engagierte neu in den Genuss der gesetzlichen Unfallversicherung kommen werden. Selbst bei Rettungsunternehmen, die schon jetzt über einen weit reichenden Versicherungsschutz ihrer Mitarbeiter verfügen, würde sich das Gesetz auswirken. Nach Aussage von Norbert Albrecht, Geschäftsführer des Landesverbandes Rheinland-Pfalz des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), sind Ehrenamtliche zwar bei Einsätzen, nicht aber bei Fortbildungen gesetzlich unfallversichert. "Das ist nicht logisch", sagt Albrecht. Einige Kreisverbände hätten deshalb sogar private Zusatzversicherungen für ihre Mitglieder abgeschlossen.

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