Warten auf den Wettbewerb

MAINZ. Der Wettbewerb auf dem Gasmarkt lässt auf sich warten. Seit dem 1. Oktober ist es zwar Privatkunden möglich, den Energieversorger zu wechseln, doch in Rheinland-Pfalz gibt es derzeit keine neuen Anbieter. Der Zugang zum Netz muss vereinfacht werden, fordern Verbraucherschützer. Sonst fällt der Wettbewerb durch die Chance auf Lieferantenwechsel für die Kunden aus.

"Mainova" will den Gaswettbewerb in Fahrt bringen. Trotz großer Worte sind es allerdings nur erste Versuche, mit denen sich bislang wenige Versorgungsunternehmen als Konkurrenten in die Stammreviere der Platzhirsche vorwagen. Der Frankfurter Energie- und Wasserversorger "Mainova", der mehrheitlich im Besitz der Stadtwerke Frankfurt ist, wirbt in Bonn um neue Kunden für 2007 und lockt mit einem Preisvorteil von 45 Euro gegenüber dem lokalen Anbieter bei einem Jahresverbrauch von 30 000 Kilowattstunden. Auch in Berlin und Hamburg versuchen Neulinge Fuß zu fassen. Ansonsten finde deutschlandweit kein Wettbewerb statt und alle warteten ab, stellt Verbraucherschützer Hans Weinreuter enttäuscht fest.Kritik an kompliziertem Verfahren

Mit dem Wettbewerb hapert es vor allem, weil noch viele Regulierungbehörden nicht über die Entgelte für die Nutzung fremder Gasnetze entschieden haben. Auch in Rheinland-Pfalz wird es wohl bis Mitte Dezember dauern, bis über die beantragten Preise entschieden ist. Höhere Hürden sind allerdings die vertraglichen Modelle zur Einspeisung und Durchleitung von Gas im bundesweiten Netz. Dabei müssen neue Anbieter die Infrastruktur der örtlichen Monopolisten nutzen, um ihre Kunden zu beliefern. Viel zu kompliziert sei das alles geregelt, moniert Weinreuter. Zudem läuft noch ein gerichtlicher Klärungsprozess um eine Einteilung der Republik in Zonen. Damit würde das Verfahren noch aufwändiger. Nach Einschätzung der Verbraucherschützer rächt sich nun, dass in Deutschland Marktöffnung und Gründung einer Regulierungsbehörde lange verzögert wurden, während es nach EU-Angaben in anderen Ländern wie Großbritannien oder den Niederlanden besser läuft. Im Mainzer Wirtschaftsministerium ist man dennoch optimistisch, dass ein zwischen Bundesnetzagentur und Energiewirtschaft vereinbartes so genanntes Marktzugangsmodell für mehr Wettbewerb sorgen wird. Notwendig sei das einfachste Verfahren, um Konkurrenz zu ermöglichen, betont Ministeriumssprecher Kai Krischnak. Dass "Mainova" in Bonn antritt, wertet er als wichtiges Signal, auch wenn es noch nicht für Rheinland-Pfalz gilt. Im Dezember will das Ministerium als Regulierungsbehörde über die Netzentgelte für die Gas-Durchleitung entscheiden. Bis Mitte November läuft allerdings erst einmal die Prüfung der Gaspreise durch die Kartellbehörde, um mögliche Missverhältnisse zwischen Bezugs- und Endpreisen aufzuspüren. "Neue Anbieter werden dort aktiv, wo die Preise hoch sind, oder die Versorgungsdichte günstig ist", sagt Johann Meyer von den Stadtwerken Trier. Dem Wettbewerb, so er dann kommt, sieht er halbwegs gelassen entgegen. Mit gesenkten Preisen und neuen transparenten Tarifmodellen im nächsten Jahr fühlt man sich gut gerüstet. Laut Meyer bleibt ohnehin abzuwarten, ob wegen einer Ersparnis von 40 Euro im Jahr, wie im Falle "Mainova", ein großes Wechselfieber ausbricht.

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