Was bringt den Mittelstand auf Wachstumskurs?

Wittlich · Alle drei Jahre wird die Säubrennerstadt zum Mekka für die Wirtschaftsszene der Großregion: Bei der diesjährigen sechsten Auflage des Unternehmerforums haben in sieben Vorträgen und Gesprächen praxisnahe Themen rund um die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen im Mittelpunkt gestanden.

Wittlich. Die letzte Krise soeben unbeschadet oder sogar gestärkt überstanden, die nächste schon vor Augen: In dieser Situation war die Planung des sechsten Unternehmerforums eine durchaus spannende Angelegenheit über einen Zeitraum von anderthalb Jahren, wie Martina Josten schildert.
Als Geschäftsführerin des Instituts für Mittelstandsökonomie (Inmit) an der Universität Trier war Josten der Motor für die Organisation der überregional bedeutsamen Wirtschaftstagung, die 160 Führungskräfte und 80 Oberstufenschüler aus den umliegenden Gymnasien sowie der Realschule plus und der Berufsbildenden Schule Bernkastel-Kues anlockte. Das gewählte Generalthema "Heute für morgen handeln - Erfolgsfaktoren für neues Wachstum" wurde nach dem bereits bewährten Rezept der Unternehmerforen aufbereitet: "Wir bieten ein ‚Perspektiven-Büfett\', das verschiedene branchenübergreifende Aspekte mit jeweils hochkarätigen Referenten vertieft", sagt Josten. "Die Unternehmer können so für sie ungewöhnliche Blickwinkel kennenlernen und schauen, ob sie auf den eigenen Betrieb übertragbar sind." Dabei sei es wichtig, auch Kontrapunkte zu setzen.
Gelungener Balanceakt


Ein Balanceakt, der gelang: Das Spektrum reichte vom locker-anekdotischen Vortrag des Selbstmanagement-Experten Hans Eberspächer über die handfeste Schilderung einer sehr bodenständigen Unternehmensstrategie bei Griesson-de Beukelaer bis zur philosophischen Betrachtung eines Bernhard von Mutius, der über den Sinn des Scheiterns für die Innovationskraft sprach. Wirtschaft sei nicht allein eine Welt der Zahlen, sondern sie werde von Menschen für Menschen gemacht.
Dieses Credo des Inmit-Vorstands Rolf Weiber kam vor allem durch die sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten der Referenten zum Ausdruck. Im Interview mit TV-Redakteur Alexander Houben offenbarte so Jörg Haas, ein waschechter "Eifeler Jung" aus Prüm und einer der erfolgreichsten Unternehmer der Region, sowohl das Herzblut, mit dem er seine Projekte zum Ziel führt, als auch den Adrenalinstoß, den der Auftritt vor einem so versierten und großen Publikum wie dem Unternehmerforum bedeutet. Mit schweizerischem Charme und Gelassenheit stellte Werner Kieser die Historie seines Trainings-Imperiums vor. Die zwei Seiten der Medaille interkultureller Kompetenz, um ausländische Märkte zu erobern, zeigten sich in einer Talkrunde: Während Albert Hieronimus, einstiger Vorstand der Bosch Rexroth AG, die ganz lebenspraktischen Seiten der Begegnung mit fremden Kulturen zur Sprache brachte, näherte sich der Psychologe und Führungskräftetrainer Niels Bergemann dem Thema mit wissenschaftlicher Präzision.
Das sechste Unternehmerforum Wittlich erfüllte so auf vielfältige Weise den Anspruch, einen ganzen "Mikrokosmos" für die mittelständische Wirtschaft zu bieten.Die Jahre zwischen den Foren werden von der Stiftung Stadt Wittlich und dem Institut für Mittelstandsökonomie inhaltlich mit einem abendlichen Event in der Wittlicher Alten Synagoge gefüllt: So wird es 2012 wieder eine Vortragsveranstaltung der Reihe "Wissenschaft trifft Praxis" geben. Im vergangenen Jahr war die Angemessenheit von Managergehältern dort das Thema. Das diesjährige Unternehmerforum lässt ahnen, dass es an diskussionswürdigen Wirtschaftsaspekten auch künftig keinen Mangel geben wird. ako

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