Forderung der Kammern Region Trier 2030 – was die Wirtschaft fordert

Trier · Industrie- und Handelskammer (IHK) und Handwerkskammer Trier (HWK) legen Positionspapier vor: Innovationskraft stärken – Mitarbeiter qualifizieren.

 Stellen das gemeinsame Positionspapier vor (von links): IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Glockauer, IHK-Präsident Peter Adrian, HWK-Präsident Rudi Müller und HWK-Hauptgeschäftsführer Axel Bettendorf.

Stellen das gemeinsame Positionspapier vor (von links): IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Glockauer, IHK-Präsident Peter Adrian, HWK-Präsident Rudi Müller und HWK-Hauptgeschäftsführer Axel Bettendorf.

Foto: TV/Heribert Waschbüsch

Vereint tritt die regionale Wirtschaft an, um Politik und Gesellschaft für die kommenden Jahre zu fordern. Damit der wirtschaftliche Aufschwung in der Region kein jähes Ende findet, haben die Industrie- und Handelskammer (IHK) und die Handwerkskammer (HWK) Trier das Positionspapier „Region Trier 2030 – Innovationskraft stärken – Mitarbeiter qualifizieren“ vorgestellt.

Dabei formulieren beide Kammern eine Reihe von Forderungen: Fachkräftesicherung, Mobilität, Innenstadt-, Handels-, und Tourismusentwicklung, interkommunale Kooperationen, Unternehmensorientierung der Verwaltung und Haushaltskonsolidierung stehen als Überschriften in dem 28-seitigen Katalog. Viele Themen, die die Verantwortlichen schon 2015 auf die Agenda gehoben haben, finden sich auch bei der neuen Auflage wieder.

Die Ausgangslage in der Region sei durchaus gut, stellt IHK-Präsident Peter Adrian bei der Vorstellung heraus. Volle Auftragsbücher und eine Vollbeschäftigung, zum Teil getragen durch die Nähe zu Luxemburg, seien positiv. Die Kammern sehen auch Fortschritte bei der Steigerung der Standortattraktivität in den vergangenen Jahren, beispielsweise durch die Fertigstellung des Hochmoselübergangs und den einsetzenden Ausbau der ­Breitbandinfrastruktur. Gleichzeitig stünden die Unternehmen in der Region weiterhin vor großen Hindernissen.

 Wachstum Bruttoinlandsprodukt.

Wachstum Bruttoinlandsprodukt.

Foto: TV/Schramm, Johannes

Als Beleg führt IHK-Präsident Adrian die Entwicklung der Wirtschaftsleistung an (Bruttoinlandsprodukt). Rheinland-Pfalz liege in der Wirtschaftsleistung pro Erwerbstätigen schon unter Bundesdurchschnitt. „Doch die Region Trier liegt sogar elf Prozent unter dem rheinland-pfälzischen Wert und sogar 16 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt“, bemängelt Adrian. Und die Stadt Trier sei in diesem Wert sogar das Schlusslicht in der Region, weit hinter den vier Landkreisen (siehe Grafik). Adrian macht dafür eine fehlende Ansiedlungspolitik in der Stadt als Grund aus. „Seit Jahren ist in Trier kein Gewerbegebiet mehr ausgewiesen worden.“ Eine Kritik, die die Runde auch in Sachen Wohnungsmarkt anschließt. „Sich über den teuren Wohnungsmarkt beschweren, aber keine Wohngebiete ausweisen, das passt nicht“, findet HWK-Hauptgeschäftsführer Axel Bettendorf mit Blick auf die Stadtratsentscheidung beim Baugebiet Brubacher Hof.

Zurück zu den Sorgen der Wirtschaft in der Gesamtregion. Vor allem der Fachkräftemangel bereitet den heimischen Betrieben große Probleme. Handwerkskammer-Präsident Rudi Müller sieht ein Defizit von 5500 Beschäftigten: „Rund 3500 Stellen wären im Handel, der Industrie, in der Gastronomie, bei den Dienstleistungsbetrieben zu besetzen. Wir im Handwerk suchen dringend 2000 Fachkräfte.“ Für die beiden Wirtschaftskammern sind hier alle Seiten gefragt. „Die Unternehmen müssen alles tun, um attraktiv für Mitarbeiter zu sein“, fordert Rudi Müller die Firmen auf. Praktika seien für Handwerksbetriebe ein Königsweg, um junge Menschen für Beruf und Betrieb zu gewinnen. Gleichzeitig sei aber auch die Politik gefordert, „die schulischen Rahmenbedingungen zu optimieren“ und die Gleichstellung von studentischer Ausbildung und betrieblicher Ausbildung voranzutreiben. Doch auch gesellschaftlich müsse ein Umdenken einsetzen. Finanziell sei die duale Ausbildung mit den vielen Aufstiegsmöglichkeiten zum Meister, Betriebsinhaber oder einem dualen Studium längst mit einem akademischen Karriereweg zu vergleichen. Dass Handwerker wirtschaftlich gefragt sind, erklärt HWK-Hauptgeschäftsführer Axel Bettendorf: „Im Bau- und Ausbaugewerbe haben wir derzeit drei Monate Wartezeiten auf einen Handwerker“, sagt er.

Wie sehr alle Forderungen verzahnt sind, zeigt das Thema Digitalisierung: Müller plädiert für die stärkere Vermittlung von Digitalisierungskompetenzen in Schule und Ausbildung. „Wenn wir das Fachkräfteangebot für unseren regionalen Mittelstand langfristig stabilisieren wollen, müssen wir unser international anerkanntes System der dualen Ausbildung zu einem Premiumprodukt weiterentwickeln. Dazu gehört auch eine bessere Sach- und Personalausstattung der Berufsschulen. Zudem muss die Berufsorientierung – gerade an den weiterführenden Schulen –, verbessert werden.“

Die Wirtschaft pocht vehement auf den flächendeckenden Ausbau der stationären und mobilen digitalen Infrastruktur mit Glasfaseranbindung bis zum Endabnehmer und regt die Weiterentwicklung des Digital Hub zu einem Zentrum der Digitalisierung für die Region Trier an. 

Und in Sachen Infrastruktur sehen die Kammern die Region auch bei Straßen und Schiene abgehängt. Deshalb machen sich IHK und HWK Trier unter anderem für den A 1-Lückenschluss und die Westumfahrung Trier, den sogenannten Moselaufstieg, stark. Handel und Tourismus mit der Gastronomie sind für die Region wichtige Wirtschaftszweige. „Die Innenstadt und der Handel waren in der Vergangenheit wie Zwillinge“, führt IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Glockauer an. Und hier müssten die Kommunen gemeinsam mit dem stationären Handel an Innenstadtentwicklungskonzepten arbeiten.

Insgesamt wünschen sich die beiden Wirtschaftskammern bei der öffentlichen Hand mehr unternehmerisches Verständnis. „Investitionen in die touristische Infrastruktur, stärkere interkommunale Kooperation und unternehmerfreundliches Verwaltungshandeln bringen die Region voran“, heißt es im Positionspapier. 

Beim Vergleich mit anderen Regionen formuliert IHK-Präsident Peter Adrian: „Wir haben nicht die Größe wie andere Regionen, aber dafür haben wir unsere Stärken“ und die gelte es, auszubauen.

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