Wege zu Frankreichs Markt

TRIER. (red) Dem "Wirtschaftspartner Frankreich" widmete die Industrie- und Handelskammer Trier (IHK) im Rahmen der Feierlichkeiten zu ihrem 150-jährigen Bestehen eine eigene Veranstaltung. Die Tagung sollte Unternehmern einen besseren Wege auf den französischen Markt zeigen.

Der renommierte Historiker Professor Rudolf von Thadden machte Mut. Gerade die beiden großen europäischen Nationen hätten eine große Chance, ihre Zukunft zu gestalten, wenn sie interkulturelle Hürden überwänden. Dabei sei die Sprache der Schlüssel zum Erfolg: Von Thadden, Direktor des "Berlin-Brandenburgischen Instituts für Deutsch-Französische Zusammenarbeit in Europa" (BBI/Genshagen), führte dafür die Französin Brigitte Sauzay an, die Mitbegründerin des BBI. Sie gab Treffen unter anderen von Helmut Kohl und François Mitterand und später Gerhard Schröder und Jacques Chirac nicht nur Wort-für-Wort-Übersetzungen, sondern, bis zum ihrem Tod vor zwei Jahren, bot sie mit ihren "Erklärungen" die Grundlage für die gute persönliche Beziehung zwischen den Politikern. Die kleinen Unterschiede seien es auch, die über geschäftlichen Erfolg entschieden. "Die Deutschen wollen von den Franzosen geliebt werden, und die Franzosen wollen von den Deutschen anerkannt werden", sagte von Thadden. Dabei konnte der Historiker mit Beispielen Empfindungen und Erwartungen belegen. Dass deutsche und französische Unternehmen anders "ticken", zeigte auch ein Unternehmergespräch, das TV-Redakteur Heribert Waschbüsch mit Guy Muller, Leiter der Siegenia-Aubi-Niederlassung in Sausheim (Frankreich), und Hermann J. Häusler, Geschäftsführender Gesellschafter der Noblesse Türfüllungen, führte. "Wenn der Franzose sagt, er habe einen Plan, bedeutet dies: Er hat eine Idee. Der Deutsche aber meint, sein Geschäftspartner hat ein ausgearbeitet Konzept", bestätigten die Manager. Während für Guy Muller in deutschen Unternehmen französisches Management wichtig ist, ergänzte Häusler, der zwei Firmen in Frankreich und in der Pfalz hat: In Frankreich verkaufe man Produkte über "Gefühl". Wer sich aber darauf einstelle, werde belohnt: "Französische Kunden sind treuer als Deutsche, der Preis spielt nicht die erste Rolle, sondern die Beziehung zum Produkt", sagte er. Als "Mittler und Moderatorin" zwischen deutschen und französischen Teams kennt Sabine Henrichfreise interkulturelle Fallen. Die Chefin der Unternehmensberatung "Philena" betreut Betriebe. Dabei rät sie den Deutschen, mehr Zeit in die "Beziehungsebene" zu französischen Partnern zu investieren. "Wer mit deutscher Gründlichkeit und Genauigkeit die Franzosen gängelt, kehrt nur den Filou im Partner heraus. Wer aber den Teamgeist und die Flexibilität der Franzosen gewinnt, hat ein unschlagbares Team." Frédéric Bouquet, Invest in France Agency in Frankfurt (IFA), sieht auch die persönliche Beziehung als wichtiges Element bei Geschäftsbeziehungen an. Die IFA fördert im Auftrag der französischen Regierung Unternehmen, die in Frankreich investieren wollen. Sein Vorschlag: "Kommen Sie auf uns zu, wir gehen mit Ihnen zu möglichen Partnern." Auf dem Weg in den französischen Markt gibt es vielerlei Hilfe. Alexandra Seidel-Lauer von der Deutsch-Französischen IHK in Paris stellte die Auslandshandelskammer vor und warb für Frankreich als Wirtschaftspartner-Land ebenso wie Helge Freyer von der Bundesagentur für Außenwirtschaft in Köln. Der Hauptgeschäftsführer der CCI Meurthe et Moselle (der IHK in Nancy) zeigte Beispiele für eine gelungene Zusammenarbeit auf. Erster Ansprechpartner auf dem "unternehmerischen Weg" nach Frankreich sollte die heimische IHK sein, warb Christina Grewe von der Trierer Kammer, deren Vizepräsident Hanns Rendenbach auf die Bedeutung Frankreichs für die Region Trier hinwies. Für von Thadden geht es sogar noch um viel mehr als nur unternehmerischen Erfolg. Städte- und Schulpartnerschaften sowie Kontakte von Wirtschaft und Kultur könnten Frankreich und Deutschland zum Wohle von ganz Europa näher bringen - eine der wichtigste Voraussetzungen für ein Zusammenwachsen Europas.

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