Weihnachtsgeld: Von Null bis Einhundert ist alles drin

TRIER. Fast jede zweite deutsche Firma will laut einer Handelsblatt-Umfrage in diesem Jahr das Weihnachtsgeld kürzen oder streichen. Wie sieht die Situation in der Region Trier aus? Eine Stichprobe bei den regionalen Unternehmen zeigt: Von Null bis 100 Prozent eines Monatslohns ist alles drin.

Der deutschen Wirtschaft geht es nicht gut. Seit fast drei Jahren stecken viele Unternehmen in der Krise. Kaufzurückhaltung und internationale Wirtschaftskrise lassen kein Wachstum zu.Sparzwang macht keinen Halt

Da bleibt vielen Firmen nichts weiter übrig, als an der Kostenschraube zu drehen. Es wird gespart, wo es noch möglich ist. Wie sieht es dabei beim Weihnachtsgeld aus? Der TV hat eine Stichprobe bei einigen regionalen Unternehmen gemacht.Bei den meisten der befragten Betriebe wird das Weihnachtsgeld im Vergleich zum Vorjahr gleich bleiben. Bei der Bitburger Brauerei werden die Zahlungen sogar noch höher ausfallen. "Da wir sowohl die Gehälter, als auch die Zugehörigkeits-Prämie erhöht haben, wird auch das Weihnachtsgeld in Form eines 13. Monatsgehalts höher als letztes Jahr ausfallen", teilt Personalleiter Siegfried Miska mit. Auch die Mitarbeiter bei Japan Tobacco International (JTI) in Trier dürfen sich über eine tariflich geregelte "Jahressonderzahlung", bei der es sich um ein 13. oder sogar 14. Monatsgehalt handelt, freuen, so Ulrich Tossing, Mitglied des Betriebsrats. Die Mitarbeiter des Kurhotels Parkschlösschen in Traben-Trarbach und des Gerolsteiner Brunnens werden wie jedes Jahr wieder ihr 13. Monatsgehalt erhalten, sagen der geschäftsführende Hoteldirektor Kay-Uwe Brehm und Stefan Göbel, Unternehmenssprecher des Gerolsteiner Brunnens. Ein ebenfalls gleich gebliebenes und nach Betriebszugehörigkeit gestaffeltes Weihnachtsgeld gibt es bei der Firma Natus, sagt Stephan Schröder, kaufmännischer Leiter. Ähnlich ist es auch bei Karstadt in Trier: "Zum Glück sind die Bedingungen gleich geblieben, und es kam zu keinen Kürzungen. Aufgrund dessen hat sich auch an der Zahlung des Weihnachtsgeldes nichts geändert", meint Karlheinz Helmle, Vorsitzender des Betriebsrats. Auch kleine Betriebe, wie die Schreinerei Müller aus Gusterath zahlen ihren Mitarbeitern zum Jahresende die Sonderzulage. "Das Weihnachtsgeld beträgt bei uns 65 Prozent des Januargehalts. Im Vergleich zu 2002 hat sich in dem Punkt nichts geändert", sagte Büro-Leiterin Eugenie Müller. Schreinermeister und Chef Rudi Müller sagt: "Bei vielen Handwerksbetrieben ist das aber wegen der schlechten Konjunktur gar nicht möglich. Wir sind eine der wenigen Schreinereien, die überhaupt noch Weihnachtsgeld zahlen."Nur 48 Prozent zahlen vollen Monatslohn

Insgesamt ist die Situation wesentlich angespannter als noch vor einem Jahr. Eine Umfrage des Handelsblatts belegt, dass lediglich 48 Prozent der Firmen das Weihnachtsgeld komplett weiterzahlen. Bei etwa der Hälfte der Unternehmen falle die Jahressonderzahlung geringer aus als in den Vorjahren, acht Prozent der Firmen würden sogar die tariflichen Vereinbarungen unterschreiten und viele andere würden nur das zahlen, was sie unbedingt müssen. Allerdings würde es für Unternehmen, die es sich leisten können, durchaus Sinn machen, mehr zu bieten als unbedingt notwendig, erklärt Christof Wachter, Tarifreferent des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Solche Mehrzahlungen seien eine Motivation für die Beschäftigten und ein probates Mittel, qualifizierte Kräfte im Betrieb zu halten, begründet Wachter weiter. Und auch Hubertus Pellengahr, Geschäftsführer des Deutschen Einzelhandels, macht vielen Beschäftigten wieder Hoffnung: "Tatsächlich sieht es doch so aus, dass die Jahresleistung in den meisten Fällen durch einen Tarifvertrag festgesetzt ist und somit auch ungeschmälert gezahlt werden muss."Arbeitnehmer haben ein Recht auf Weihnachtsgeld, wenn es im Arbeitsvertrag festgeschrieben ist oder mindestens drei Jahre in Folge gezahlt wurde (dann gilt das Gewohnheitsrecht).Die Sonderzahlung darf auch nur dann gekürzt werden, wenn sie freiwillig, also außertariflich, gezahlt wurde.Normalerweise wird das Weihnachtsgeld Ende November zusammen mit dem Lohn ausgezahlt. Im Durchschnitt zahlen Unternehmen 50 bis 100 Prozent vom Brutto. In der Metallbranche sind 55 Prozent (Ost: 50 Prozent) vereinbart, im Einzelhandel 62,5 Prozent (Ost: 50 Prozent), bei Versicherungen 80 Prozent und bei Banken 100 Prozent.

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