Herkunft Die Ruwer kehrt aufs Etikett zurück

Waldrach · Der 2019er Jahrgang soll gut werden, die Menge bleibt jedoch hinter früheren Ernten zurück. Dennoch ist der neue Jahrgang für die Winzer an der Ruwer ein ganz besonderer.

 Das Ruwertal im Herbst.

Das Ruwertal im Herbst.

Foto: TI Ruwer/phormat

Die Winzer von der Ruwer müssten den Mitgliedern des Trierer Stadtrats eigentlich einen ausgeben. Einen Riesling beispielsweise. Der ist im Seitental der Mosel das bestimmende Gewächs. Denn die Ratsdamen und Ratsherren haben mit einer Entscheidung Mitte September den Weg freigemacht für die Erfüllung eines Herzenswunsches vieler Engagierter. Künftig dürfen Winzer zwischen Sommerau und Eitelsbach den Begriff Ruwer wieder groß auf ihre Etiketten drucken lassen. Ohne den Zusatz Bereich.

Was hat nun der Stadtrat mit dem Riesling zu tun? 1909 wurde im damaligen Weingesetz das Anbaugebiet zwischen Koblenz und Perl als Mosel-Saar-Ruwer bezeichnet. Seit der Weingesetznovelle vom 9. August 2006 wird alles unter dem Begriff Mosel zusammengefasst. Zwangsvereint aus Sicht einiger Winzer aus dem Seitental der Mosel. Denn die Ruwer verschwand ebenso wie die Saar aus dem Namen des Anbaugebiets. Und anders als bei der Saar einfach so den Flussnamen Ruwer auf ein Etikett schreiben ist bisher nicht erlaubt gewesen. Denn es gab im Trierer Stadtteil Ruwer die Einzellagen Sonnenberg und Maximiner, sagt Ansgar Schmitz, Geschäftsführer des Vereins Moselwein. Es bestand also Verwechslungsgefahr. Auf der einen Seite beispielsweise der 2004er Ruwerer Sonnenberg, auf der anderer Seite ein 2008er Ruwerwein aus einer Kaseler Lage.

Frank-Stefan Meyer, Vorsitzender des Ruwer-Rieslingsvereins, sagt: „Seit 2010 wollen wir erreichen, dass wieder Ruwer eigenständig auf den Flaschen stehen kann.“ Seit ein paar Wochen steht fest, dass auf dem 2019er-Wein aus dem Ruwertal der Name Ruwer prangen darf. Dank des Trierer Stadtrats. Denn der hat zugestimmt, dass die beiden bisherigen Einzellagen im Ortsbezirk Ruwer-Eitelsbach gelöscht werden dürfen. Somit entfällt die Verwechslungsgefahr und ist der Weg frei für die neue Bezeichnung, sagt Jutta Schneider, Leiterin des zuständigen Weinbauamts Wittlich. Möglich war die Löschung aus dem Lageverzeichnis, da im Trierer Ortsteil inzwischen kein Wein mehr angebaut wird. Der bisher noch aktive Winzer hatte die Bewirtschaftung aufgegeben.

Thomas Ambré ist Winzer im Nebenerwerb. Er freut sich darüber, dass nun endlich Ruwer auf dem Etikett stehen darf. Er bezeichnet die Ruwer als das Filetstück des Anbaugebiets Mosel. „Wenn Ruwer auf dem Etikett steht, kann das zu einem wichtigen Verkaufsargument werden.“ Ambré führt in vierter Generation ein Weingut in Waldrach und hat fest vor, Etiketten für 2019er Weine mit dem neuen Schriftzug zu versehen (siehe Grafik).

 Bis 2006 stand Mosel-Saar-Ruwer auf den Etiketten.

Bis 2006 stand Mosel-Saar-Ruwer auf den Etiketten.

Foto: privat
 Nach 2006 musste der Zusatz Bereich verwendet werden.

Nach 2006 musste der Zusatz Bereich verwendet werden.

Foto: privat
 So können Etiketten dann von 2020 an aussehen.

So können Etiketten dann von 2020 an aussehen.

Foto: privat

Wie die neuen Etikette konkret gestaltet werden, kann Julia Lübcke, Geschäftsführerin des VDP-Weinguts Karthäuserhof in Eitelsbach noch nicht sagen. Das soll bis April geklärt werden. Der Schriftzug Ruwer wird sich dort wiederfinden. Sie schwärmt vom Ruwertal, dass „ein besonderes, aber eben auch sehr kleines Seitental der Mosel mit herausragenden Terroirs und einem sehr eigenständigen Weinstil“ ist. Nach der Umbenennung des Anbaugebietes in Mosel sei die Ruwer zunehmend in Vergessenheit geraten. „Die neue Regelung gibt der gesamten Winzerschaft im Ruwertal nun also die Chance, sich wieder hinter den Begriff Ruwer Riesling zu stellen und die besondere Charakteristik dieser Weine zu propagieren.“

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