Weltbild kurz vor der Rettung

Augsburg/Trier · Für den insolventen katholischen Medienhändler Weltbild steht ein neuer Investor bereit. Mit der Münchner Beteiligungsgesellschaft Paragon Partners wurde ein Vorvertrag geschlossen, wie Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz am Montag mitteilte.

AGerettet sei Weltbild aber erst, wenn endgültige Verträge unterschrieben seien, schränkte er ein. Dies solle jedoch in den nächsten Wochen geschehen.
Sämtliche Betriebsteile einschließlich der 170 Filialen in Deutschland sowie der Töchter in Österreich und der Schweiz werden demnach in eine neue Gesellschaft überführt. Details des Betriebsübergangs und des Fortführungskonzepts würden derzeit ausgearbeitet, so Geiwitz. Die operative Verantwortung werde auf den Investor übergehen.

Nach den Worten des Insolvenzverwalters handelt es sich um ein "echtes Eigenkapitalmodell, keinen Hedgefonds". Das Private-Equity-Unternehmen wird mit frischem Geld neuer Mehrheitsgesellschafter, Geiwitz bleibt stellvertretend für die Gläubiger mit einer Minderheit der Anteile beteiligt. Beide Seiten wollten die Sanierung des Konzerns gemeinsam voranbringen und Weltbild so wieder auf einen stabilen Kurs zurückführen, hieß es.

Die Betriebsversammlung in Augsburg, bei der Geiwitz die Belegschaft informierte, dauerte nur 20 Minuten. Danach verließen viele Teilnehmer scherzend das Gebäude. Der Sprecher der Verdi-Betriebsgruppe, Tim Boßmann, äußerte sich erleichtert. Paragon sei seriös, mit weiteren Entlassungen als den vereinbarten rechne er nicht, sagte der Betriebsrat. Für die Alt-Eigentümer sprach der Münchner Generalvikar und Weltbild-Aufsichtsratschef Peter Beer von einer "begrüßenswerten Entwicklung". Mit dem Einstieg von Paragon sei ein Weg gefunden worden, Weltbild als Ganzes zu erhalten und möglichst viele Arbeitsplätze zu sichern. Der SPD-Fraktionschef im Bayerischen Landtag, Markus Rinderspacher, sagte, er sehe die Kirche als bisherigen Weltbild-Eigner weiter in der Pflicht. Er hoffe zugleich sehr, dass ein neuer Investor dem Unternehmen eine stabile Zukunft bescheren werde.

Paragon Partners wurde nach eigenen Angaben 2004 gegründet und verfügt über ein Eigenkapital von 650 Millionen Euro, das auch von institutionellen Anlegern wie Lebensversicherungen, Pensionskassen und Universitätsstiftungen stammt. Einer der drei Inhaber, Krischan von Moeller, hat Berufserfahrung im Verlagswesen. Er leitete von 1999 bis 2002 die Unternehmensentwicklung bei Georg von Holtzbrinck. Die Beteiligungsgesellschaft investiert bevorzugt in Mittelständler im deutschen Sprachraum und ist bereits bei mehreren Handelsunternehmen engagiert.

Weltbild gehörte bisher zwölf katholischen Bistümern in Deutschland, dem Verband der Diözesen Deutschlands und der Katholischen Soldatenseelsorge Berlin. Im Januar hatte die Geschäftsleitung bei den Eigentümern überraschend einen kurzfristig massiv erhöhten Finanzierungsbedarf angemeldet. Daraufhin beschlossen die Gesellschafter den Ausstieg aus dem Unternehmen, sicherten aber noch über ein Massedarlehen die Fortführung des Betriebs. Mit einem hohen zweistelligen Millionenbetrag federt die Kirche außerdem soziale Härten ab. KNAExtra

Die bislang der katholischen Kirche gehörende Verlagsgruppe Weltbild hatte im vergangenen Januar Insolvenz angemeldet. Das Bistum Trier ist mit 4,26 Prozent an dem insolventen Verlag beteiligt. Über den Verband der Diözesen Deutschlands erhöht sich die Trierer Beteiligung auf 4,6 Prozent. Ende April war bekannt geworden, dass das Unternehmen nun fast jede vierte seiner bislang 220 Filialen schließen wird; die Trierer Filiale ist nicht darunter. Insgesamt 293 der rund 1300 Mitarbeiter in den Buchhandlungen werden ihre Jobs verlieren. red

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