Wenig Risiken am regionalen Arbeitsmarkt

Trier · Insgesamt sind die Aussichten am regionalen Arbeitsmarkt recht rosig. Doch von Branche zu Branche gibt es durchaus Unterschiede, der regionale Arbeitsmarkt ist keinesfalls so homogen, wie es manchmal aussieht. Ein Blick auf die einzelnen Branchen zeigt ein differenziertes Bild.

Trier. Auf dem regionalen Arbeitsmarkt wird es 2012 keine großen Verwerfungen geben. In diesem Punkt sind sich die verantwortlichen Akteure relativ einig. Als Grund für die seit über einem Jahrzehnt recht stabile Lage führen die Experten immer den Branchenmix in der Region an.
Zu den wichtigsten Bereichen hat sich in der Vergangenheit der gesamte Gesundheits- und Pflegebereich entwickelt. Mehr als 13 000 Menschen sind in der Region im Gesundheitswesen beschäftigt und etwa 12 000 weitere im Bereich Heime und Sozialwesen. "Für die Region ist und bleibt das auch weiterhin einem Boom-Branche", sagt der Chef der Arbeitsagentur Trier, Wolfram Leibe. Trotz Mittelkürzungen gab es bei den Stellen keinen Knick, im Gegenteil, durch die Nachfrage aus Luxemburg an Pflegekräften, sind diese Fachkräfte auch in der Region gesucht. Für 2012 ein klares Plus.
Nicht nur wegen der enormen Bedeutung der Einkaufsstadt Trier spielt der Handel in der Region eine bedeutende Rolle auf dem Arbeitsmarkt, auch die Mittelzentren wie Bitburg, Wittlich und einige Unterzentren sind fest in Händler-Hand. Mehr als 13 000 Menschen sind im Einzelhandel beschäftigt. In diesem Bereich gibt es allerdings auch zahlreiche Teilzeitkräfte und geringfügig Beschäftigte auf 400-Euro-Basis. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) geht von einer sehr stabilen Situation aus: "Beim binnenorientierten Einzelhandel erwarten wir eine leicht positive Beschäftigungsentwicklung", sagt IHK-Geschäftsführer Matthias Schmitt.
Im Bereich Großhandel sieht indes Wolfram Leibe von der Arbeitsagentur eine andere Entwicklung. Hier zeichne sich ein Strukturwandel zu großen Unternehmen hin ab, die Vertriebswege änderten sich auch durch Internetnutzung. "Wir stellen hier eher ein Zugang an Arbeitslosen fest", sagt Leibe.
Im Bereich der Konsumgüter- und Nahrungsmittelindustrie sind die Zeichen gut. Einige der größten regionalen Unternehmen sind in diesem Segment angesiedelt: Das Trierer Zigarettenwerk von Japan Tobacco International (JTI) hat etwa 1800 Mitarbeiter, die beiden großen Molkereien Hochwald (1650 Mitarbeiter/etwa 350 in Thalfang) und die Milch-Union Hocheifel (800 Mitarbeiter in Pronsfeld), Dr. Oetker (1200 Mitarbeiter in Wittlich) oder auch die zur Bitburger Getränkegruppe gehörende Bitburger Brauerei (1700, davon 1000 in Bitburg) sowie der Gerolsteiner Brunnen (750 Mitarbeiter) gehören zu den zehn größten privaten Unternehmen in der Region. "Diese starke Stellung dürfte dafür sorgen, dass sich die Beschäftigungsentwicklung im regionalen, verarbeitenden Gewerbe im Vergleich zu Rheinland-Pfalz und Deutschland wahrscheinlich besser darstellt", erklärt Matthias Schmitt.
Insgesamt sind etwa 35 000 Menschen im verarbeitenden Gewerbe, also der Industrie beschäftigt. Auftragsschwankungen werden hier vor allem über Zeitarbeit gesteuert. "Etwa 90 Prozent der 2500 Leiharbeiter aus der Region werden überwiegend in Industriebetrieben beschäftigt", sagt Leibe.
Eine ähnlich wichtige Rolle spielen die 7000 Handwerksbetriebe in der Region. Hier arbeiten gut 35 000 Mitarbeiter. Die Bau- und Ausbaubranche hat mit mehr als 12 000 Mitarbeitern eine große Bedeutung. "Vom Bauarbeiter zum Polier oder Bauingenieur, die Branche sucht in der Region händeringend nach Fachkräften und nach Nachwuchs", sagt Wolfram Leibe. Insgesamt fürchtet das Handwerk den Fachkräftemangel. "Die Nachwuchs- und Fachkräftesicherung bleibt daher in diesem und auch in den kommenden Jahren die größte Herausforderung für das regionale Handwerk", erklärt der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Trier. Im Bereich des Handwerks (1500 freie Stellen) wie im Bereich von Industrie, Handel und Dienstleistungen (1500 freie Stellen) kann die Wirtschaft derzeit 3000 Jobs anbieten. Und auch deshalb suchen die Wirtschaftskammern verstärkt nach geeignetem Nachwuchs. "Für junge Menschen mit unterschiedlichsten Begabungen ergeben sich deshalb hervorragende Chancen auf eine attraktive Lehrstelle in rund 80 verschiedenen Berufen", wirbt Manfred Bitter für die Duale Ausbildung. Neben den 153 000 Menschen, die in der Region Trier arbeiten, ist für die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt auch die Situation in Luxemburg bedeutend: 27 000 Grenzpendler arbeiten im Großherzogtum. Die größten Pendler-Gruppen sind mit jeweils 5000 bis 6000 deutschen Beschäftigten die Bereiche Finanzwesen/Banken, Bau und der Gesundheits- und Pflegebereich. "Aus der Gesundheitsbranche gibt es aus Luxemburg einen hohe Nachfrage ebenso wie vom Bau", erklärt Leibe. Und auch aus dem Bankenbereich gebe es bisher keine signifikant erkennbaren Steigerungen bei den Arbeitslosen.

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