Weniger Güterumschlag im Trierer Hafen

Trier · Der Trierer Hafen wird bis zum Jahresende deutlich weniger Güter umgeschlagen haben als in den vergangenen Jahren. Schuld daran sind laut Geschäftsführer Volker Klassen zum einen der hohe Rohölpreis, zum anderen die Produktionseinstellung im insolventen Stahlwerk. Jetzt sucht die Hafengesellschaft nach alternativen Gütern und geht auf Kundenfang.

Trier. Ausgerechnet das Jubiläumsjahr beschert dem Trierer Hafen keine gute Zahlen. In den 50 Jahren seines Bestehens hat sich das Umschlagsvolumen am einzigen öffentlichen Binnenhafen an der deutschen Mosel eigentlich beständig erhöht - nicht zuletzt aufgrund der vielen Unternehmen, die sich in dem Areal niedergelassen haben und die die Hafenanbindung nutzen, um Rohstoffe zur Weiterverarbeitung zu empfangen oder ihre Produkte zu exportieren.
Genau diese Vernetzung wird dem Hafen jetzt zum Nachteil: Seit die Maschinen im Trierer Stahlwerk im Februar dieses Jahres abgeschaltet worden sind, werden im Hafen deutlich weniger Güter transportiert. "Wir sprechen von 70 000 Tonnen Schiffsumschlag, die heute fehlen und die 2011 noch da waren", erklärt Geschäftsführer Volker Klassen.
Das Trierer Stahlwerk hat sich 1971 im Hafenareal angesiedelt. Seit Frühjahr 2012 ruht die Produktion, fast alle der 300 Mitarbeiter sind von der Arbeit freigestellt, das Insolvenzverfahren ist eröffnet. Noch immer steht eine Einigung mit einem möglichen Käufer aus.
Die Stilllegung der Produktion im Stahlwerk hat auch Auswirkungen auf die Umschlagszahlen auf der Mosel: Betrachtet man nur das erste Halbjahr 2012, so hat der Trierer Hafen 452 000 Tonnen Güter transportiert, im Vorjahr waren es von Januar bis Juni noch 482 000 Tonnen. Das ergibt ein Minus von 6,1 Prozent.
"Zwar sind im Oktober die Zahlen wieder etwas nach oben gegangen", sagt Klassen. "Unser Ziel, eine Million Tonnen Umschlagsvolumen zu erreichen, also das Jahr siebenstellig abzuschließen, werden wir aber wohl nicht schaffen."
Suche nach alternativen Gütern


"2010 war das beste Jahr seit Bestehen des Hafens", sagt Klassen. In diesem Jahr wurden im Trie rer Hafen laut Verkehrs- und Umschlagsbericht 1 239 483 Tonnen Güter transportiert.
Ein weiterer Grund für den Rückgang der Umschlagszahlen ist laut Klassen zudem der hohe Rohölpreis. Von Januar bis September wurden 289 767 Tonnen Mineralölerzeugnisse transportiert, in 2011 waren es von Januar bis Dezember noch 518 623 Tonnen. "Bis dato ist die Nachfrage nach Öl quasi gar nicht dagewesen. Und jetzt ordern die Verbraucher das, was gerade reicht, um über den Winter zu kommen." Hinzu komme, dass mit der Entwicklung der regenerativen Energien die Nachfrage nach Öl sowieso schon abnehme.
Da aber Mineralölerzeugnisse eine Hauptart der am Trierer Hafen umgeschlagenen Güter seien, versuche man nun, sich breiter aufzustellen, alte Abhängigkeiten loszuwerden und sich nach alternativen Gütern umzusehen. "Es gibt zum Beispiel Überlegungen, auch Benzin zu transportieren", sagt Klassen. Die Hafengesellschaft gehe außerdem auch "auf Kundenfang".
Mit einer Prognose für das kommende Jahr tut sich Klassen zum jetzigen Zeitpunkt schwer. "Ein Stück weit hängen wir auch immer von der Weltwirtschaft ab", sagt er. "Aber das, was in unserer Hand liegt, tun wir auch."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort