Weniger ist mehr

TRIER. (sas) Orchester für Ideen: Mit diesem Konzept hat Deutschlands Vorzeige-Werbeagentur Scholz & Friends Berlin ihre Arbeit umgekrempelt. Ihr Vorstandsvorsitzender Sebastian Turner stellte die Arbeit seines Hauses den Mitgliedern des Marketing-Clubs Trier vor.

Weniger ist mehr - so lautet Sebastian Turners Motto für die Werbung. "Was wir machen, geht den Leuten auf die Nerven", sagt der Vorstandsvorsitzende von Scholz & Friends vor dem Marketing-Club Trier. Heute können man gerade noch zehn Prozent der Wirkung mit einer Werbung erzielen als vor zehn Jahren.Deshalb stellen sich für den Agenturkopf des Jahres 1999 für eine kreative Werbung auch lediglich vier Fragen: Ist die Botschaft neu? Ist sie klar? Ist sie überzeugend? Macht es Freude? Und die aktuelle Krise sei genau der richtige Zeitpunkt, die Werbung einmal zu überdenken. "Eine Krise macht erfinderisch. Endlich wird das Geld knapp", sagt Turner. Denn aktuell stellten viele Unternehmen ihre Werbe-Aktivitäten ein und sähen: Es gehe doch. "Unsere Branche war 15 Jahre lang geschützt vor Überstunden und Kreativität", sagt Turner. Dabei sei Werbung Arbeit, die viel Zeit in Anspruch nehme. "Man muss viele gute Entwürfe wegwerfen, um die sehr guten zu behalten."Die aktuelle Krise sei deshalb der ideale Zeitpunkt, nicht langweilige Ideen zu fördern, sondern sich neu zu organisieren. So werden im Hause Scholz & Friends Kampagnen künftig wie im Ein-Mann-Betrieb in einer Hand gebündelt. Turner hofft, damit - wie in einem Orchester - das gesamte Team besser zu integrieren. Daher das Konzept des Orchesters der Ideen, dass zusammen besser spielt als einzeln. Den Kunden gibt er allerdings mit auf den Weg: "Wer in der Krise verstärkt wirbt oder seinen Etat auch nur gleich hält, bekommt mehr Beachtung."Patentrezepte für eine erfolgreiche Kampagne kann Turner allerdings nicht liefern, nur: Sie müsse beim Kunden den Kitzel hervorrufen. "Ob die Idee herausfordert, entscheiden oft nur zwei Sekunden."

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