Wenn der Lohn nicht reicht

Trier · Die Gewerkschaften Verdi und NGG (Nahrung, Genuss, Gaststätten) erhöhen in Sachen Mindestlohn kurz vor der Bundestagswahl den Druck auf Politik und Wirtschaft. Sie haben einen „Dumpinglohn-Melder“ gestartet. Laut Gewerkschaft sind knapp 2400 Erwerbstätige in der Region „Aufstocker“, die neben ihrem Lohn noch Hartz-IV-Zuwendung benötigen.

Trier. (hw) „Wir haben erst in den vergangenen Tagen mehrerere Betroffene in unserer Sprechstunde gehabt, die sich über einen Stundenlohn von 4,90 oder 5,40 Euro beklagen“, sagt NGG-Gewerkschaftssekretär Klaus Schu. Die Lage in der Krise sei bei vielen prekär, etwa auch, weil die Trinkgelder zurzeit viel knapper ausfallen. NGG und Verdi fordern deshalb schon seit drei Jahren einen gesetzlichen Mindestlohn von 7,50 Euro die Stunde. „Selbst damit bekommt ein Arbeitnehmer lediglich einen Monatslohn von
1260 Euro“, rechnet Schu vor.

Laut Gewerkschaftsangaben sind in der Region knapp 2400 Erwerbstätige trotz ihrer Arbeit auf staatliche Zuschüsse angewiesen. Im Landkreis Bernkastel-Wittlich rund 880, im Vulkaneifelkreis Daun 400, im Eifelkreis Bitburg-Prüm rund 440 und in Trier und im Landkreis Trier-Saarburg sind es etwa 660 Erwerbstätige. „Die sogenannten ‚Aufstocker’ können von dem, was sie mit ihrer Arbeit verdienen, nicht leben. Schuld daran sind häufig Niedriglöhne von 5,50 Euro oder weniger“, sagt Detlef Schieben.

Für den Verdi-Geschäftsführer des Bezirks „Region Trier“ ist es „ein unhaltbarer Zustand, wenn Menschen trotz Vollzeitarbeit auf Geld aus dem Hartz-IV-Topf angewiesen sind“. „Wir wollen wissen, wie gut oder wie schlecht Chefs in der Region bezahlen“, sagt Christel Martin, Geschäftsführerin der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. Sie beklagt, vor allem Frauen würden häufig mit Dumpinglöhnen abgegolten. Der Kampf ist für die Gewerkschaften in Deutschland von großer Bedeutung.

Ein gesetzlicher Mindestlohn würde die Prüfung zur hoheitlichen Aufgabe erheben. Laut einer Untersuchung ist die bundesweite Niedriglohnquote von 1998 bis 2007 von 14,2 auf 21,5 Prozent aller Beschäftigten gestiegen. Der Landesvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Rheinland-Pfalz, Gereon Haumann (Horath), sieht allerdings bei den Dehoga-Mitgliedsbetrieben zunächst keine Probleme. „Wir zahlen laut Tarif 7,50 Euro und haben unsere Hausaufgaben gemacht.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort