Wer nicht fragt, bleibt dumm
Trier · Statistische Ämter, Unternehmen, Politik - ohne Marktforschung würden viele Akteure bei ihren Entscheidungen im Dunkeln tappen. Doch die Institute haben keinen leichten Stand, seitdem immer mehr unlautere Anbieter per Telefon auf Kundenfang gehen. Der erstmalige Tag der Marktforschung am 14. Mai soll hier den Forschern helfen.
Trier. Im Telefonlabor von T.I.P. Biehl & Partner herrscht ein teuflischer Lärm. Knapp 30 Interviewer gehen in dem Raum ihrer Aufgabe nach. Doch die Mitarbeiter sind recht entspannt bei den Telefonbefragungen. Ein sogenanntes Headset, ein Kopfhörer mit Mikrofon, sorgt dafür, dass weder die Interviewer noch ihre Gesprächspartner viel von dem Lärmpegel bemerken.
Frei nach dem Motto der Sesamstraße, "Wer nicht fragt, bleibt dumm", versuchen die Marktforscher, möglichst viel zu einem Thema herauszufragen.
"Hier in unserem Labor haben wir etwa 40 Plätze für Telefonakquise", sagt Firmenchef Eberhard Biehl. Gemeinsam mit Bert Hallerbach führt Biehl das Marktforschungsunternehmen. "In der Vergangenheit ist es deutlich schwieriger geworden, Menschen für ein Interview zu gewinnen", spricht Hallerbach die Situation an.
Interviewer brauchen Geduld
Das Unternehmen führt seit Jahren Befragungen für das Statistische Bundesamt oder das luxemburgische Statistische Amt Statec aus (siehe Extra). "Derzeit untersuchen wir wieder das Reiseverhalten der Deutschen und Luxemburger", erklärt Biehl. Um die luxemburgischen Bürger über ihre Reiseziele, ihre Lieblingsdestinationen und den Reisepreis zu befragen, haben Biehl und Hallerbach extra Muttersprachler eingestellt. Luxemburger oder Deutsche, die Luxemburgisch, Deutsch und Französisch beherrschen. Dabei brauchen die Interviewer viel Geduld. "Früher haben wir bei drei Anrufen zwei Interviews bekommen. Heute müssen unsere Mitarbeiter oft vier bis fünf Mal anrufen, um ein Interview zu bekommen", sagt Biehl.
Dies liegt zum einen sicher an der zunehmenden Zahl von Telefonanfragen, aber auch daran, dass einige unlautere Firmen per Telefon geschickt Waren an die Angerufenen bringen wollen. "Die Marktforschung leidet darunter", sagt Hallerbach.
Klarheit bei Anrufen
Das Unternehmen hält sich deshalb an einige Regeln: "Wir rufen niemals nach 21 Uhr an, unsere Mitarbeiter nennen Namen, Unternehmen und den Auftrag", erklärt Marktforscher Biehl. Die Anrufe werden über einen Computer gesteuert. Die letzten beiden Nummern per Zufall generiert. "Zudem fragen wir etwa nach dem ‚Last-Birthday-Prinzip\', um einen repräsentativen Querschnitt der Gesprächspartner zu erhalten", sagt Bert Hallerbach. Dies bedeutet, dass die Befragung mit demjenigen im Haushalt geführt wird, der zuletzt Geburtstag hatte. "Das kann dann der Sohn oder die Oma sein. Sonst geht meist der Haushaltsvorstand ans Telefon oder der, der einfach am schnellsten ist", erklären die Experten. Neben den Statistischen Ämtern befragen die Marktforscher aus Trier aber auch für die Wirtschaft und die Politik bundesweit Verbraucher. "Für das Bundesministerium für Soziales haben wir eine Umfrage zum Mindestlohn in der Pflegebranche erledigt, aber auch die Deutsche Telekom, Ferrero oder Rewe gehören zu unseren Kunden", sagt Biehl.
Neben den üblichen Telefoninterviews führt Biehl & Partner aber auch Verbraucherumfragen vor Ort durch oder befragt Kunden vor Einkaufszentren.
Das Unternehmen beschäftigt zehn fest angestellte Mitarbeiter, verfügt aber über einen Stamm von 150 Interviewern, die zeitweise im Einsatz sind.
Mit dem Tag der Marktforschung möchte die Initiative Markt- und Sozialforschung Bürgern den Blick hinter die Kulissen erlauben und damit Imagewerbung für die Branche betreiben. Am Samstag, 14. Mai, 14 Uhr und 16 Uhr, stehen Eberhard Biehl und Bert Hallerbach telefonisch für Fragen (0651/948000) rund um die Marktforschung zur Verfügung. Interessierte können zu der Zeit auch das Telefonstudio in der Eurener Straße 15 in Trier im Live-Betrieb besichtigen. Seit einigen Jahren untersuchen Biehl & Partner das Reiseverhalten der Luxemburger und Deutschen. Bei vielen Gemeinsamkeiten gibt es doch einige Unterschiede. Vor allem fällt auf, die Luxemburger geben mehr Geld für ihren Urlaub aus. Im Schnitt geben deutsche Haushalte rund 1000 Euro für eine Reise aus, luxemburgische Haushalte nutzen ein Budget von fast 1800 Euro. Pro Person liegen damit die Reiseausgaben in Deutschland bei knapp 370 Euro, bei Luxemburgern bei etwa 650 Euro. Die deutschen Bürger verbringen ihre Ferien am liebsten im eigenen Land. Rund ein Drittel bleibt im eigenen Land. Die anderen Deutschen zieht es vor allem nach Italien, Spanien und Österreich. Der Urlaub im Inland nimmt im Großherzogtum nur wenig Raum ein: Kurzurlaub verbringen die Luxemburger in Belgien und Deutschland, selten im eigenen Land. Bei längeren Urlaubsreisen zieht es Luxemburger vor allem nach Frankreich und Portugal. hw