Wer teurer wird, verliert

HAHN. Die hohen Ölpreise machen das Fliegen teurer. Viele Fluggesellschaften verlangen einen Kerosinzuschlag, um die ungeplanten Kosten wieder reinzuholen. Nur die Billigflieger senken trotz gestiegener Ausgaben ihre Preise. Experten erwarten, dass Ryanair & Co. schon bald unter Druck geraten werden.

Sie kämpfen um jeden Passagier. Und für diesen Kampf ist ihnen jedes Mittel recht. Einzig der Preis entscheidet. Doch wie lange kann angesichts immer weiter steigender Kerosin-Preise der Preiskampf unter den 60 Billig-Fliegern in Europa noch fortgeführt werden? Vor einigen Tagen musste mit der niederländischen V-Bird erneut ein Konkurrent die Segel streichen.Marktbereinigung bei Billigfliegern

Grund: die anhaltend hohen Treibstoffkosten. Experten vermuten, dass weitere Billigflieger ins Trudeln kommen werden. Insider sprechen bereits von einer Marktbereinigung. Doch Gesellschaften wie die irische Ryanair prahlen weiterhin damit, trotz höherer Ausgaben ihre Preise zu senken, während die großen Gesellschaften wie Lufthansa, British Airways oder Air France zwischen sieben und 17 Euro erheben. Auch Luxair verlangt fünf Euro mehr pro Ticket. Bei den Billigfliegern gilt: "Wer teurer wird, verliert." Daher kündigt Ryanair-Sprecherin Caroline Baldwin an: "Unsere Preise werden im nächsten Jahr fallen." Im Schnitt sollen die Tickets 38 Euro kosten. Kerosin-Zuschläge kommen für die Iren nicht in Frage: "Wir senken unsere Kosten woanders." Sprich: Weniger Werbung, noch geringere Verwaltungskosten, ältere Maschinen sollen ausgemustert und durch neue, sparsamere ersetzt werden. Die hohen Ölpreise seien für Ryanair, die am Dienstag ihr Halbjahresergebnis präsentieren, keine "ernsthafte Gefahr". Das sehen Experten anders. Die Billigflieger gerieten durch die hohen Kerosinkosten enorm unter Druck, glaubt Luftfahrt-Experte Georg Jegminat. Bei diesen Gesellschaften schlügen die Energiekosten gemessen an den Gesamtausgaben höher zu Buche als bei traditionellen Gesellschaften. Ryanair-Sprecherin Baldwin gibt sich optimistisch: "Wir werden unsere Passagierzahlen um 20 Prozent steigern." Der Trierer Tourismusforscher Martin Fontanari glaubt, dass der irische Billigflieger überleben wird: "Ryanair wird sich am Markt halten, weil die Managementqualitäten von Chef Michael O'Leary überragend sind. Viele andere Gesellschaften stürzen ab, weil sie nicht in der Lage waren und sind, sich auf Krisen vorzubereiten." Und dafür müssen vermutlich die Passagiere bluten. Branchenkenner rechnen damit, dass die Anzahl der Schnäppchen-Tickets für unter zehn Euro reduziert wird. Ryanair langt bereits jetzt kräftig zu bei Gepäckgebühren. Was zum Beispiel auchTV -Leser Hans-Michael Butz aus Trierweiler (Trier-Saarburg) erfahren musste. Weil das Gepäck von ihm und seiner Tochter beim Rückflug vom spanischen Reus neun Kilo mehr auf die Waage brachte als die für zwei Personen zugelassenen 30 Kilo, musste er 54 Euro extra zahlen. Mit solchen Zuschlägen und rigoroseren Gewichtsbegrenzungen beim Gepäck wird Ryanair künftig wohl einen Teil der Kosten wieder reinholen wollen. Genau wie mit versteckten Nebenkosten: Kreditkartengebühr bei der Internet-Buchung, Umbuchungsgebühren oder überteuerten Telefongebühren für Buchungs-Hotlines. So sollte ein Kölner seinen Flug nach Pisa (Kosten: 70 Euro) über eine teure Hotline bestätigen lassen, für 4,33 Euro. Er beauftragte einen Anwalt, die angeblich widerrechtlich erhobene Gebühr wieder einzutreiben - mit Erfolg. Über einen Gerichtsvollzieher zahlte Ryanair die 4,33 Euro zurück.

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