Wette auf den Wechselkurs

Frankfurt · Anleihen in fremden Währungen, Rohstoffe oder Aktien und Bonds kleinerer Unternehmen mischt der risikofreudige Anleger seinem Portfolio gerne bei, um dessen Rendite zu steigern. Er nimmt es in Kauf, dass einige seiner Investitionen ihm auch Verluste einbringen können.

Frankfurt. Mit Euro-Anleihen guter Schuldner winken Anlegern momentan nur kleine Renditen. Wer mehr will, kann versuchen, sich Wechselkurseffekte zunutze zu machen und Papiere kaufen, die in einer anderen Währung notiert sind. Diese sogenannten Fremdwährungsanleihen bieten teilweise deutlich höhere Renditen. Grund dafür sind Fundamentaldaten wie das Zinsniveau, die Bonität des fremden Staats oder Kaufkraftunterschiede. Doch zu den auch hier üblichen Kursschwankungen oder der Unsicherheit darüber, ob der Anleihe-Emittent seine Schulden auch zurückzahlen kann, kommt bei den Fremdwährungsanleihen noch das Wechselkursrisiko hinzu. Wenn die ausländische Währung gegenüber dem Euro an Wert gewinnt, vergrößern sich Gewinne. Umgekehrt kann ein erstarkter Euro die Erträge aber auch empfindlich schmälern oder sogar zu Verlusten führen.
Gerade im derzeitigen turbulenten Marktumfeld wagt kaum ein Analyst, die Entwicklung der Wechselkurse vorauszusagen. Experten verweisen deshalb auf die hohen Risiken, die mit Währungswetten gerade jetzt verbunden sind.
Doch wo Risiken liegen, gibt es auch Chancen. So liegt die australische zehnjährige Staatsanleihe derzeit mit 4,4 Prozent Rendite deutlich über der vergleichbaren Bundesanleihe mit 2,2 Prozent. Im vergangenen Jahr hat der australische Dollar zudem gegenüber dem Euro aufgewertet und den Renditevorsprung noch verstärkt. In diesem Jahr allerdings legt der Euro wieder zu und schmälert die Gewinne.
Einen ähnlichen dämpfenden Effekt gibt es bei der türkischen Lira. Die zehnjährigen türkischen Anleihen notieren aber immerhin bei neun Prozent. Die höhere Rendite ist hier auch auf die schwächere Bonität des Schuldners zurückzuführen. Während Australien wie Deutschland über die Bestnote AAA verfügt, wird die Türkei von der Ratingagentur S&P nur mit einem BB bewertet. Wem die Gefahr eines Ausfalls der türkischen Staatsanleihe zu hoch ist, der kann auch in eine in türkische Lira notierte Anleihe eines bonitätsstärkeren Schuldners investieren.
Die Deutsche Bank, die mit AA- bewertet wird, bietet ein Papier mit zweieinhalb Jahren Restlaufzeit, das derzeit eine Rendite von 7,5 Prozent abwirft. Eine ähnliche Anleihe der KfW-Bankengruppe, die sogar das Spitzenrating AAA hat, liegt bei 5,7 Prozent. Die KfW bietet eine Vielzahl von Anleihen in den unterschiedlichsten Währungen an. Auch deutsche Industrieunternehmen emittieren Fremdwährungsanleihen, die gegenüber den gleichen Papieren in Euro Renditevorteile bringen. So hat die Finanztochter von VW eine Anleihe in norwegischen Kronen aufgelegt, die heute eine Restlaufzeit von drei Jahren hat und dabei eine Rendite von 3,5 Prozent verspricht.
Die Autorin Laura de la Motte arbeitet als Expertin für die Wirtschaftszeitung Handelsblatt.

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