Ausbildung Vom Schüler zum Azubi in Corona-Zeiten

Trier · In der Corona-Krise waren Schulen und Bildungsträger geschlossen. Berufsorientierung war vielerorts nicht möglich. Nun ergreifen die Wirtschaftspartner unter dem Motto „Ausbildung kennt keine Auszeit“ eine Initiative für mehr Ausbildung in der Region.

  Starten eine neue Ausbildungsinitiative (von links): Joachim Streit (Initiative Region Trier), Carl-Ludwig Centner (Handwerkskammer), Ulrich Schneider (Industrie- und Handelskammer) und Stefanie Adam (Agentur für Arbeit).

Starten eine neue Ausbildungsinitiative (von links): Joachim Streit (Initiative Region Trier), Carl-Ludwig Centner (Handwerkskammer), Ulrich Schneider (Industrie- und Handelskammer) und Stefanie Adam (Agentur für Arbeit).

Foto: TV/IHK/Ursula Bartz

Die Telefonaktion des Trierischen Volksfreunds gemeinsam mit den beiden regionalen Wirtschaftskammern und der Agentur für Arbeit vor wenigen Tagen hat es gezeigt: Die Verunsicherung bei Schülern und Eltern, aber auch bei Betrieben ist groß, welche Chancen und Möglichkeiten zur dualen Ausbildung es seit der Corona-Krise gibt. Wie findet man die passende Ausbildungsstelle? Wer bietet meinen Traumberuf als Ausbilder überhaupt an? Und wie komme ich als Betriebsinhaber an geeignete Kandidaten?

Mit einer neuen Ausbildungsoffensive für mehr abgeschlossene Lehrverträge und mehr Fachkräftenachwuchs werben Agentur für Arbeit, Handwerkskammer, Industrie- und Handelskammer sowie die Initiative Region Trier (IRT) mit Unterstützung der Nikolaus-Koch-Stiftung nun für mehr Engagement. Denn die Corona-Pandemie trifft auch die regionale Wirtschaft hart. Der Konjunktureinbruch ist derzeit so stark wie seit 17 Jahren nicht mehr. Während die Schulen und Berufsschulen geschlossen waren, überbetriebliche Berufsbildungseinrichtungen und Ausbildungsbetriebe nicht mehr arbeiteten, lag auch in Home-Schooling-Zeiten die Berufsorientierung brach.

„Was das alles für den Ausbildungsmarkt in diesem Jahr bedeutet, ist derzeit noch nicht absehbar, aber wir stellen auf Bewerberseite eine große Unsicherheit fest“, sagt Ulrich Schneider, Geschäftsführer Ausbildung bei der Industrie. und Handelskammer (IHK) Trier fest. Dabei steht für die Agentur für Arbeit fest: „Die Corona-Krise darf keine negativen Auswirkungen auf die berufliche Zukunft junger Menschen und die Fachkräftesicherung in der Region Trier haben“, sagt Stefanie Adam, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit in Trier.

Denn die Situation aktuell ist für Betriebe wie Jugendliche oftmals unübersichtlich. Während die Unternehmen große Umsatzeinbrüche hinnehmen oder Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken mussten, bilden die meisten von ihnen weiter aus und werden dafür auch vom Bund finanziell unterstützt (der TV berichtete). Demnach erhalten Betriebe zwischen  2000 und 3000 Euro für jeden Ausbildungsplatz, den sie in diesem Jahr abschließen oder zusätzlich anbieten. Außerdem gibt es Prämien für die Übernahme von Azubis insolventer Betriebe oder die teilweise Übernahme der Ausbildungsvergütung, wenn Firmen ihre Auszubildenden und Ausbilder auch bei hohem Arbeitsausfall nicht in Kurzarbeit schicken.

In der Region Trier sind gleichzeitig die Karriereaussichten für junge Leute in der dualen Ausbildung besser als je zuvor, auf die mehr als 1100 Bewerber um eine Lehrstelle aus der Region Trier kommen etwa doppelt so viele offene Ausbildungsplätze. Ulrich Schneider (IHK): „Die Corona-Krise zeigt,  wie wichtig dual ausgebildete Fachkräfte für unsere Gesellschaft sind, und junge Menschen brauchen und suchen berufliche Perspektiven.“

Diese Aktivierung der dualen Ausbildung in der Region ist das Ziel der neuen Kampagne. In einer ersten Phase sollen die Ausbildungsbetriebe in der Region animiert werden, ihre offenen Lehrstellen zu melden. Nach der Lehrstellen-Sammlung sollen die jungen Leute, Schüler und Eltern gezielt auf den Ausbildungsmarkt aufmerksam gemacht werden – und das schon jetzt in den Sommerferien (siehe Extra). Dabei werden die künftigen Azubis bei der Berufswahl unterstützt.

Doch nach den Sommerferien ist noch lange nicht Schluss. Vom 1. September bis 2. Oktober gibt es eine spezielle Nachvermittlungsaktion. Wer dann noch einen Praktikums- oder Ausbildungsplatz sucht, kommt direkt mit potenziellen Betrieben auf einer virtuellen Plattform zusammen. Sowohl Betrieb wie Interessent können so direkt den Austausch suchen.

Denn: „Was viele nicht wissen: Eine Ausbildung kann zu jeder Zeit begonnen werden. Also auch nach dem 1. August oder 1. September“, sagt Carl-Ludwig Centner, Geschäftsführer Ausbildung bei der HWK Trier.

Denn die Region Trier will sich gegen den Bundestrend entwickeln, wo laut dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) die Betriebe in diesem Jahr voraussichtlich weniger ausbilden werden. Schon jetzt liegt das Lehrstellenangebot im Branchendurchschnitt auf Bundesebene um gut sieben Prozent unter dem Vorjahresniveau. So spricht der DIHK bereits von einer Delle auf dem Ausbildungsmarkt. Und die Arbeitsagenturen vermelden, dass sie bei der Besetzung der Ausbildungsstellen um sechs bis acht Wochen hinterherhinken. Joachim Streit, Vorstandsvorsitzender der Initiative Region Trier (IRT), will deshalb, dass „die Kampagne ein positives Ausbildungsklima schafft und eine Aufbruchstimmung bei Jugendlichen und Ausbildungsbetrieben erzeugt“.

 Die Wirtschaft sucht Nachwuchs: Wenn in Corona-Zeiten allerdings Ausbildungsmessen ausfallen, müssen neue Wege zur Ausbildungswerbung gefunden werden.

Die Wirtschaft sucht Nachwuchs: Wenn in Corona-Zeiten allerdings Ausbildungsmessen ausfallen, müssen neue Wege zur Ausbildungswerbung gefunden werden.

Foto: dpa/Martin Schutt

Die Bündelung aller Ausbildungsinitiativen für Betriebe und Schüler gibt es unter www.ausbildung-trier.jetzt

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