Gegen den Fachkräftemangel Ein Kick für die berufliche Weiterbildung

TRIER · In Trier unterzeichnen die Agentur für Arbeit, Jobcenter, Landkreise, Kammern, Kreishandwerkerschaften, die Hochschule und der Fußballverband eine langfristige Kooperation unter dem Namen „Zukunftstreffer“.

Viel los war am Freitag in der Agentur für Arbeit bei der Zukunftstreffer-Job- und Karrieremesse.

Viel los war am Freitag in der Agentur für Arbeit bei der Zukunftstreffer-Job- und Karrieremesse.

Foto: TV/Björn Pazen

Die Zahlen lügen nicht, der Blick auf den Arbeitsmarkt im ehemaligen Regierungsbezirk zeigt deutlich die aktuellen Herausforderungen: Nie gab es mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (fast 180.000), die Landkreise Bitburg-Prüm und Trier-Saarburg haben die niedrigsten Arbeitslosenquoten im Land, die Stadt Trier ist auf Platz drei der kreisfreien Städte, die Arbeitslosenquote ist ebenso gesunken wie die Zahl der Langzeitarbeitslosen (diese im Vorjahr sogar um fast 15 Prozent). Den im Schnitt 10.048 Arbeitslosen stehen 6381 gemeldete offene Stellen gegenüber. Wo liegt also das Problem, dass diese Jobs nicht besetzt werden können? Ganz einfach: Drei Viertel aller gemeldeten offenen Stellen richten sich an Fachkräfte und Spezialisten, aber über die Hälfte der gemeldeten Arbeitslosen verfügt über keine abgeschlossene Berufsausbildung.

Das heißt im Umkehrschluss: Nur wenn sich diese 53 Prozent der Arbeitslosen weiterbilden und qualifizieren, haben sie eine realistische Chance auf einen Job. Heute schon fördert die Agentur für Arbeit Trier Hunderte Weiterbildungen von Arbeitslosen und Beschäftigten mit einem jährlichen Volumen von 9,1 Millionen Euro. Aber immer noch würde eine Vielzahl der Jobsucher nicht erreicht. Daher stellte man sich bei der Arbeitsagentur die Frage, wie man diese Menschen „ohne Hürden“ ansprechen könne. Und fand die Lösung auf dem Fußballplatz.

„Dort spielen Arbeitgeber und Arbeitnehmer in einer Mannschaft mit Arbeitssuchenden, dort wird natürlich auch über Jobs gesprochen“, sagt Arianit Besiri. Der Trierer mit kosovarischen Wurzeln ist Fußball-Schiedsrichter für den FSV Trier-Tarforst, Integrationsbeauftragter im Spielkreis Trier-Saarburg und seit rund einem Jahr auch Vizepräsident im Fußballverband Rheinland für sozial- und gesellschaftspolitische Aufgaben. „Fußball zeigt Verantwortung und hat Reichweite. Wir als Fußballverband wollen eine Vorreiterrolle beim Thema berufliche Weiterbildung einnehmen, um so dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.“

Am Freitag unterzeichnete Besiri daher als Vertreter von FVR-Präsident Gregor Eibes (Morbach), der sich parallel beim DFB-Amateurfußballkongress in Frankfurt befand (der TV berichtete), eine Kooperationsvereinbarung für das neue Portal „zukunftstreffer.de“. Eibes hätte auch in seiner Funktion als Landrat von Bernkastel-Wittlich unterschreiben können (diese Aufgabe übernahm der Erste Beigeordnete Alexander Licht), denn das Projekt wird von drei Kreisen, zwei Kammern, zwei Kreishandwerkerschaften, der Hochschule Trier und den jeweiligen Jobcentern getragen (siehe Extra). Einzig der Kreis Vulkaneifel und die Universität Trier haben sich noch nicht für eine Teilnahme entschieden.

Was bietet zukunftstreffer.de? Es ist eine Onlineplattform, auf der sich sowohl Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Arbeitssuchende mit einfacher Navigation über Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote informieren können. Ob Berufseinstieg in Deutschland mit Flucht- und Migrationshintergrund, Wiedereinstieg nach der Familienphase, Quereinstieg oder Aufstieg, für jedes Anliegen gibt es Informationen und Ansprechpartner. „Das Portal ist eine Vernetzung von bestehenden Angeboten und soll künftig noch viele weitere Träger aufführen, um die Menschen zu informieren und generell für das Thema Weiterbildung sensibilisieren“, sagte Heribert Wilhelmi bei der feierlichen Unterzeichnung der Kooperation.

Der Chef der Agentur für Arbeit Trier, die für den gesamten ehemaligen Regierungsbezirk zuständig ist, hofft durch die Kooperation mit dem Fußballverband Rheinland auf eine breite Öffentlichkeitswirkung. Das Bild des Sports soll eine emotionale Verbindung und einen leichten, unkomplizierten Zugang zum Thema Weiterbildung schaffen, heißt es in der Vereinbarung. Zunächst wird zukunftstreffer.de sich bei ausgewählten Hallenturnieren präsentieren, später auch mit Ständen auf den Sportplätzen für die berufliche Weiterbildung werben. Daneben sind – über den Fußball hinaus – viele kleine lokale Messen geplant, auf denen sich neben den Trägern auch Betriebe, die Weiterbildung und Qualifizierung anbieten, vor Ort vorstellen können.

Wie groß das Interesse am Thema ist, zeigte der Andrang am Freitag in den Räumen der Agentur für Arbeit in Trier bei der Zukunftstreffer-Job- und Karrieremesse, mit der das Projekt offiziell gestartet ist. Über 50 Unternehmen und Bildungseinrichtungen berieten die Interessenten zu Karrierechancen durch Weiterbildung und Qualifizierung.

So konnten diejenigen, die gerade die Kooperationsvereinbarung unterzeichnet hatten, gleich beim Messerundgang sehen, dass das Motto „mit Weiterbildung punkten“ auf fruchtbaren Boden fällt. Bereits am Donnerstag hatte es zahlreiche Online-Vorträge gegeben, am Freitag wurde die Messe durch zwei Workshops ergänzt: „Die eigene Zukunft aktiv gestalten“ sowie „Mutig in die digitale Zukunft“. Denn allen Unterzeichnern ist bewusst, dass gerade das Thema Digitalisierung der Schlüssel zum Erfolg ist, um bei der Transformation des Arbeitsmarkts dem Fachkräftemangel entgegenzutreten.

Sie alle stehen als Unterzeichner für das Weiterbildungs-Projekt „zukunftstreffer.de“: die Vertreter von Kreisen, Kammern, Jobcentern, Kreishandwerkerschaften, Hochschule Trier und vom Fußballverband Rheinland.

Sie alle stehen als Unterzeichner für das Weiterbildungs-Projekt „zukunftstreffer.de“: die Vertreter von Kreisen, Kammern, Jobcentern, Kreishandwerkerschaften, Hochschule Trier und vom Fußballverband Rheinland.

Foto: TV/Björn Pazen

Daher startet auch das Kooperationsprojekt Zukunftstreffer erst einmal virtuell. Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Arbeitssuchende werden nach der Beantwortung von Schlüsselfragen direkt zu den Anbietern weitergeleitet, alle Angebote des Netzwerks sind dort verlinkt. Eine konkrete Zielvorgabe, wie viele Menschen in den Beruf beziehungsweise Weiterbildungsmaßmaßnahmen gebracht werden sollen, gibt es erst einmal nicht. Dass die Kooperation aber auf mindestens fünf Jahre angelegt ist (und sich automatisch um zwei Jahre verlängert, wenn sie nicht widerrufen wird) zeigt, dass alle Beteiligten diese Herausforderung mit langem Atem angehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort