Wie gefährlich sind die belasteten Eier?

Amsterdam/Düsseldorf · Der Fipronil-Skandal schreckt Verbraucher auf. Wie schädlich ist das Insektizid? Und was ist mit Nudeln und Kuchen?

Amsterdam/Düsseldorf (dpa) Millionen Hühnereier aus den Niederlanden waren mit dem Insektizid Fipronil belastet. Sie wurden auch in Deutschland verkauft. Verbraucher schrecken auf. Welche Risiken für die Gesundheit gibt es? Fragen und Antworten zum Eier-Skandal. Wie erkennt man verseuchte Eier ?Anhand der Stempel-Nummern kann man selbst überprüfen, woher Eier im Kühlschrank kommen und ob sie mit dem Insektizid Fipronil belastet sind (siehe Grafik). Die belasteten Eier kann man ganz regulär über die Restmülltonne entsorgen. Wer will, kann sie auch zum Händler zurückbringen und sein Geld zurückfordern.Sind andere Lebensmittel mit Ei auch belastet?Fipronil wird nicht abgebaut, wenn die Eier gekocht oder gebacken werden. Das heißt, dass Lebensmittel, in denen belastete Eier stecken, prinzipiell genauso viel Fipronil enthalten wie die verarbeiteten Eier selbst. Doch wie viel etwa in einer Portion Eiernudeln steckt, hängt von der Menge Eier ab, die verarbeitet wurden. Woher verarbeitete Eier in Lebensmitteln stammen, ist für Verbraucher allerdings in der Regel nicht nachvollziehbar.Was ist mit Hühnerfleisch?Das Fleisch ist nicht betroffen. Legehennen werden sowieso nicht für den menschlichen Verzehr gezüchtet. Ihr Fleisch könnte aber etwa in Dosensuppen landen. Um das zu verhindern, werden in den Niederlanden mit Fipronil verseuchte Legehennen getötet und das Fleisch entsorgt. Ist Fipronil für den Menschen gefährlich?Wie genau Fipronil auf Menschen wirkt, ist nicht bekannt. In Experimenten mit Ratten schädigte der Stoff das Nervensystem und die Leber, erklärt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Es reizt demnach nicht die Augen oder Haut, löst keine allergischen Hautreaktionen aus und ist nach derzeitigem Kenntnisstand des Instituts weder erbgutschädigend noch krebserregend.Wie viele belastete Eier müsste ein Erwachsener essen, um die sichere Dosis zu überschreiten?Bislang lagen die höchsten Fipronil-Werte bei 1,2 Milligramm pro Kilogramm Ei. Auf der Basis kann nach Berechnungen des BfR ein gesunder Erwachsener mit 65 Kilo Körpergewicht sieben Eier innerhalb von 24 Stunden essen, ohne einen gefährlichen Fipronil-Wert zu erreichen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, nicht mehr als drei Eier pro Woche zu essen - verarbeitete Eier bereits eingerechnet. Sind Kinder gefährdeter als Erwachsene?Für Kinder gilt derselbe Richtwert wie für Erwachsene. Sie haben aufgrund ihres geringeren Körpergewichts aber natürlich die Dosis schon erreicht, wenn sie deutlich weniger Eier gegessen haben. Das BfR gibt ein Rechenbeispiel: Bei einem Kind mit einem Gewicht von 16,15 Kilo wären es 1,7 Eier mit der höchsten Fipronil-Belastung innerhalb von 24 Stunden. Was ist die Ursache der Verseuchung?Die Quelle ist das Anti-Läusemittel Dega-16. Es beruht eigentlich nur auf ätherischen Ölen wie Menthol und Eukalyptus. Vermutlich hatte ein belgischer Hersteller Fipronil beigemischt, obwohl das Mittel für die Geflügelzucht verboten ist. Unklar ist, ob der niederländische Händler, von dem die meisten Höfe das Mittel bezogen, davon wusste. Gegen beide Unternehmen wird ermittelt. Die Firmen selbst äußerten sich bislang nicht.Fragen & Antworten Fipronil in LebensmittelnExtra: BELASTETE EIER AUCH IN DER REGION?

Rheinland-Pfalz ist nach Angaben von Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) auf den Fall vorbereitet, dass Insektizid-belastete Eier ins Land gekommen sind. "Bisher gibt es noch keine konkreten Hinweise, ob und welche Betriebe in Rheinland Pfalz beliefert worden sind", teilte Höfken am Donnerstag in Mainz mit. Die europaweite Recherche der Lieferwege dauere noch. "Unsere Behörden sind für den Fall, dass belastete Eier auch nach Rheinland-Pfalz geliefert wurden, vorbereitet." In Luxemburg gibt es bisher keine Hinweise auf kontaminierte Eier. Dies sagte Veterinärinspekteur Jean Brasseur am Donnerstag in Luxemburg. Über das in der EU eingerichtete Informationssystem, in dem das Auftauchen von Schadstoffen in Lebensmitteln gemeldet werden muss, gebe es keine Informationen über luxemburgische Kunden von möglicherweise kontaminierten Eiern. Die Veterinärbehörde habe bei luxemburgischen Herstellern nachgefragt, ob diese Produkte verwendet hätten, die Fipronil enthalten könnten. Dies sei von sämtlichen Herstellern verneint worden. Hundertprozentig könne jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass belastete Eier auch in Luxemburg auftauchten.

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