Wie Zoll und Finanzamt in der Region Steuersünder jagen

Trier · Der Druck auf Steuerbetrüger steigt. An der deutsch-luxemburgischen Grenze hat der Zoll im vergangenen Jahr 43 Bürger erwischt, die illegal 3,1 Millionen Euro einführen wollten. Gleichzeitig steigt beim Finanzamt Trier die Zahl der Selbstanzeigen.

Trier. Der Fall des Steuersünders Uli Hoeneß ist in aller Munde. Nachdem gegen den Bayern-Präsidenten ein Ermittlungsverfahren wegen Steuerhinterziehung eingeleitet und Anklage erhoben wurde, fragt sich halb Deutschland, wie der prominente Fall endet. Kann sich Hoeneß durch seine Selbstanzeige vor einer Be strafung retten, oder muss er gar ins Gefängnis einrücken?
Hoeneß ist bei weitem nicht der Einzige, der sich diese Fragen stellen muss. "Wir erleben derzeit eine richtige Welle von Selbstanzeigen", sagt der Chef des Finanzamts Trier, Jürgen Kentenich, dem Volksfreund.
Seiner Meinung nach hat vor allem die Ankündigung von Luxemburgs Premier Jean-Claude Juncker im Mai, dass Luxemburg einem Informationsaustausch zwischen den EU-Staaten zustimmt, für Bewegung gesorgt. Vom Januar 2015 an will das Großherzogtum automatisch Informationen über die Zinserträge von ausländischen Anlegern an europäische Finanzämter weitergeben.
In den wenigen Wochen seit der Ankündigung ist die Zahl der Selbstanzeigen in der Region bereits von 66 (Januar bis Mai) auf aktuell 83 Meldungen gestiegen. Seit 2010 haben bereits knapp 400 reuige Steuerbetrüger ihr Schwarzgeld in Trier angemeldet. Inzwischen haben die Anzeigen, die sich auf Konten in Luxemburg (193) beziehen, sogar die in der Region angesiedelten Steuerbetrugsfälle aus der Schweiz (191) überholt. Kentenich sagt: "Es wird noch viel, viel mehr."
Gleichzeitig wird der Ton zwischen den Beteiligten schärfer: Ein Kölner Rechtsanwaltsbüro wirft dem Zoll vor, vor luxemburgischen Banken Anlegern nachzuspionieren und diese dann beim Grenzübergang hopszunehmen. Thomas Molitor, Sprecher des Hauptzollamts Koblenz, weist diese Vorwürfe als absurd zurück.
"Wir dürfen nicht im Ausland ermitteln und tun es auch nicht", sagt er. Die Geldwäsche-Kontrollen an der Grenze zwischen Luxemburg und der Region zeigten Wirkung. Im vergangenen Jahr war den Zöllnern ein besonders dicker Fisch ins Netz gegangen: Ein pensionierter Lehrer war mit 1,5 Millionen Euro im Rucksack im Raum Trier erwischt worden - und musste ein Bußgeld von 380 000 Euro zahlen.

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