Windbranche verhalten optimistisch

Berlin · Etwa 22 000 Windräder gibt es derzeit in Deutschland. Allein 356 wurden in diesem Jahr errichtet. Eine Zahl, die die Windbranche zufrieden in die Zukunft blicken lässt. Die Bundesrepublik hat dennoch Probleme, seinen Weltmarktanteil zu halten.

Berlin. Die Windenergiebranche blickt nach einem Rückschlag im Jahr 2010 wieder etwas optimistischer in die Zukunft. Mit der Energiewende ist die Bundesregierung praktisch wieder zu jener positiven Politik gegenüber erneuerbaren Energien zurückgekehrt, die schon vor der Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke galt. Und international wächst der Markt unaufhörlich. Allerdings hat Deutschland Schwierigkeiten, seinen Weltmarktanteil zu halten.
Derzeit (Stichtag 30. Juni) stehen in Deutschland 21 917 Windräder in der Landschaft. 356 von ihnen wurden im ersten Halbjahr 2011 errichtet. Der Branchenverband kalkuliert, dass 2011 rund 1800 Megawatt Leistung neu ans Netz gehen werden, gegenüber 1500 im Jahr 2010. Das ist mehr als die Leistung eines sehr großen Atomkraftwerkes, das in der Regel allerdings dauerhafter Strom liefert.
Weniger Windräder mit mehr Leistung lautet die Losung der Branche, die regional zunehmend mit Widerständen der Bevölkerung zu kämpfen hat. So hatten 57,3 Prozent der neu errichteten Anlagen schon eine Nabenhöhe von mehr als 100 Metern. Und 55,1 Prozent von ihnen bewegten sich in der Leistungsklasse von 2,3 Megawatt pro Windrad. Im Vorjahr stellten noch die Zwei-Megawatt-Anlagen die Mehrheit. Repowering, der Ersatz alter durch neue Anlagen am gleichen Standort, ist ein anderes Rezept. 2011 wurden 25 Windräder mit zusammen 21,3 Megawatt Leistung durch 13 mit 42 Megawatt ersetzt. Der dritte Ansatz heißt Off-Shore, Windanlagen im Meer. Anlagen mit insgesamt 25 Megawatt wurden in diesem Jahr neu errichtet, 103 Megawatt von Anlagen , die schon im Vorjahr errichtet wurden, wurden ans Netz genommen. In beiden Bereichen sieht die Branche aber noch Luft nach oben.
Das gilt auch regional. Niedersachsen ist mit 6797 Megawatt Leistung Windenergieland Nummer eins in Deutschland und bezieht fast 25 Prozent seines verbrauchten Stroms hieraus. Bezogen auf ihre Bevölkerungszahl und Größe aber sind Brandenburg (4459 Megawatt), Sachsen-Anhalt (3578 Megawatt) und Schleswig-Holstein (3147 Megawatt) noch besser. In diesen drei Ländern sowie in Mecklenburg-Vorpommern kommt die Windenergie sogar auf Anteile von 44 bis 47 Prozent am Nettostromverbrauch. Zum Vergleich: Im Industrieland Nordrhein-Westfalen (2995 Megawatt) sind es 3,8 Prozent, in Bayern (578 Megawatt) nur 1,1 Prozent und in Baden-Württemberg (473 Megawatt) lediglich 0,9 Prozent.
Insgesamt beträgt die Windenergieleistung in Deutschland 27 981 Megawatt. Das ist zwar noch etwas mehr als ein Zehntel der Welt-Windenergieleistung, aber weniger als derzeit jährlich auf dem Globus neu entsteht (40 000 Megawatt). Fast die Hälfte davon in China. Die Volksrepublik schottet jedoch ihren Markt für Importe stark ab. Zugleich hat sich in den USA 2010 der Zubau mit 5115 Megawatt fast halbiert. Folge: Die deutschen Windanlagenhersteller mussten einen Umsatzrückgang um 250 Millionen Euro auf knapp unter fünf Milliarden Euro hinnehmen; die Exportquote sank von 70 auf 66 Prozent. Auch die Beschäftigtenzahl wurde um fast 4000 geringer und liegt nun noch bei 96 000. Kein Wunder, dass die Branche gestern von der Regierung forderte, ihre nationalen Ausbauziele nach oben zu korrigieren. Bis 2020 könne und wolle die Windkraft die Stromerzeugung der Kernkraftwerke, 23 Prozent des deutschen Strommarktes, komplett ersetzen. Neue Kohlekraftwerke brauche es dafür nicht.

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