"Wir brauchen eine Stichtagsregelung"

Der Chef des Bundesverbandes freier KFZ-Händler (BVfK), Ansgar Klein, fürchtet, dass die Mittel für die Abwrack-Prämie schon Ende März erschöpft sein könnten und etliche Antragsteller dann leer ausgehen.

Berlin/Trier. (wk) Im Gespräch mit dem TV-Korrespondenten Werner Kolhoff fordert Klein eine Stichtagsregelung für das Auslaufen der Abwrack-Prämie und schlägt den 27. September, den Tag der Bundestagwahl, vor.

Die Abwrack-Prämie läuft sehr gut. Wann rechnen Sie damit, dass der Finanztopf von 1,5 Milliarden Euro ausgeschöpft sein wird?

Klein: Schneller als man denkt. Höchstens 600 000 Fahrzeuge können mit den bewilligten 1,5 Milliarden Euro gefördert werden. Für 300 000 sind bisher schon Anträge gestellt worden, und weitere Anträge, die auch im sechsstelligen Bereich liegen, sind statistisch noch nicht erfasst. Dazu kommt, dass man ab dem 30. März die Prämie reservieren kann, sie also auch erhält, wenn das Fahrzeug zwar schon gekauft ist, aber erst später ausgeliefert wird. Wir wissen nicht genau, wie sich der Markt verhält, rechnen aber damit, dass dann sofort bis zu 200 000 Anträge kommen.

Was geschieht dann?

Klein: Es könnte passieren, dass die Behörden dann feststellen müssen, dass ihr Budget überschritten ist. Nicht jeder Antragsteller könnte am 30. März mehr sicher sein, dass er die Prämie bekommt, obwohl er schon ein Auto bestellt und auf die Regelung vertraut hat. Einfach, weil zu viele Anträge eingehen.

Und was wären die Folgen?

Klein: Massive Verärgerung der Verbraucher. Dann wird es Mitte April rundgehen. Ich glaube nicht, dass sich die Politik das erlauben kann. Deshalb glaube ich, dass die Regierung den Topf noch einmal auffüllen wird. Das ist jedenfalls unsere Forderung.

Dass Ihre Branche von so etwas träumt, kann man ja verstehen. Soll die Regierung den Automarkt etwa endlos fördern?

Klein: Wir haben nicht von der Umweltprämie geträumt. Im Gegenteil, wir hielten sie für unnötig. Sie verzerrt den Markt und ist nur ein Strohfeuer, vor allem dann, wenn sie handwerklich so schlecht gemacht ist. Derzeit beschädigt sie massiv den Gebrauchtwagen-Handel, wo die Preise um bis zu 50 Prozent eingebrochen sind. Auch wird es nach Auslaufen der Prämie ein Nachfrageloch geben. Unsere Position ist aber: Wenn man schon so eine Prämie macht, dann sollte man wenigstens so wenige Kollateralschäden wie möglich anrichten.

Wie viel Geld soll der Finanzminister denn zusätzlich locker machen?

Klein: Wir schlagen keine feste Summe vor, denn dann würde sich das Problem bald nur wiederholen. Wir schlagen vielmehr vor, dass ein Stichtag bestimmt wird. Vielleicht der Wahltag, 27. September. Dann weiß jeder, dass er die Prämie bekommt, wenn er bis dahin ein neues Auto kauft und sein altes Auto verschrottet. Das ist klar und sicher für alle Beteiligten.

Sie sagen "neues Auto" und nicht Neuwagen. Wollen Sie auch die Gebrauchten einbeziehen?

Klein: Ja, aber nicht jeden. Wenn man als Kriterium für die Neuanschaffung die Schadstoffklasse 4 bestimmt, hätte man den Umweltaspekt beachtet und könnte gleichzeitig auch den Gebrauchtwagen-Handel etwas entlasten. Ohne eine Stichtagsregelung und eine Ausweitung der Kriterien bleibt die ganze Aktion jedenfalls ein Strohfeuer. Bisher hat sie nur kleine Fahrzeuge erreicht, viele davon aus ausländischer Produktion.

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