"Wir müssen an der Idee Europas festhalten"

Unter dem Motto "Ist Europa noch zu retten?" haben sich am Freitagabend Experten aus Brüssel und Gäste bei der Handwerkskammer getroffen. Es ging um die wirtschaftspolitische Strategie der Kommission für die kommenden zehn Jahre. Überraschende Einblicke in Chinas Bild von Europa gab es dazu.

Trier. (jka) Scharf formuliert und doch hochaktuell: "Ist Europa noch zu retten?" hieß das Motto einer Diskussionsveranstaltung bei der Handwerkskammer Trier. Eingeladen hatte das Europa Direkt Informationszentrum Trier im Rahmen der Europawoche. Dass es nicht allein um Griechenland ging, zeigte der Untertitel, Perspektiven für Europa im 21. Jahrhundert. Dahinter steckt ein Strategiepapier der Europäischen Kommission, die Strategie Europa 2020 - Leitlinien für die kommende EU-Politik.

Doch bevor Markus Schulte, Wirtschaftsanalyst bei der Europäischen Kommission, diese Strategie vorstellte, offenbarte der Trierer Sinologe Karl-Heinz Pohl den rund 60 Gästen, wie man in China über Europa denkt. Es sei eine "lieblose Zweckbeziehung", die die EU und die Volksrepublik verbinde. Das Chinabild der Deutschen werde dort als besonders negativ wahrgenommen. Europa sei für China "höchst verworren", sagte Pohl. Europa hingegen übersehe die starke Innovationskraft Chinas.

Wie sich die Kommission die Überwindung der Krise und die Antwort auf die Herausforderungen des Klimawandels und des demografischen Wandels vorstellt, brachte Markus Schulte in einem Satz zum Ausdruck: "Ein einfaches "Weiter-so" ist nicht möglich." Griechenland sei nur das brennendste Beispiel. Er forderte eine deutlichere wirtschaftspolitische Koordinierung auf EU-Ebene angesichts der Griechenland-Krise.

In der Diskussion, an der auch die EU-Parlamentarier Christa Klaß (CDU, Osann-Monzel) und Norbert Neuser (SPD, Boppard) teilnahmen, waren sich am Ende alle einig: Für Europa lohnt es, sich zu kämpfen. "Europa steht für Frieden, Sicherheit und Wohlstand, deshalb müssen wir an der Idee Europa festhalten", sagte Susanne Lechner von der Vertretung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages in Brüssel. Und der Sinologe Pohl gab den Zuhörern mit auf den Weg: "Auf chinesisch heißt Krise Gefahr und Chance. Wir sollten diese ergreifen und Europa so reformieren, dass so etwas wie die Griechenland-Krise nie wieder vorkommt."

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