Wird Kuag verschrottet?

KONZ. Der Frust kennt keine Grenzen: Rund 50 Kuag-Mitarbeiter in Konz machen sich vor dem Betriebsgelände Luft. Die Maschinen des Garnherstellers werden abgebaut, sollen verschrottet werden. Damit würde die letzte Hoffnung auf einen Fortbestand des Textilunternehmens sterben.

Das Todesurteil über die Konzer Kuag hat der Münchner Staranwalt und Insolvenzverwalter Michael Jaffé schon vor Wochen gesprochen: wirtschaftlich nicht überlebensfähig. Seit diesen Tagen versucht eine Allianz aus Betriebsrat, IG-Metall, Vermieter und Verbandsbürgermeister Winfried Manns, die Kuag wiederzubeleben. In der Saar-Mosel-Stadt glaubt man, auf einem kleinen Spezialitätenmarkt bestehen zu können und so wenigstens einen Teil der Mitarbeiter weiter beschäftigen zu können. Die dafür benötigten Maschinen konnten bisher aber nicht erworben werden. Nun sollen die Textilmaschinen angeblich verschrottet werden. Der Betriebsratsvorsitzende Franz Zebe und zahlreiche Mitarbeiter sind entsetzt. Cornelia Rzeznik arbeitet seit 1982 bei der Kuag. "Seit der Insolvenz sind hier alle total fertig", beschreibt sie die Stimmung im Betrieb. "Warum werden nun die Maschinen verschrottet, mit denen wir doch hätten weitermachen können?" Großer Ärger über altes Management

Stefan Bohn, seit 1977 im Unternehmen, versteht den Insolvenzverwalter nicht. "Wir stellen hier spezielle Garne her, die sonst niemand in Europa produzieren kann. Es gibt zahlreiche Kunden, die uns diese Garne abnehmen würden." Auch sein Kollege Walter Weber (1978) glaubt an die Marktfähigkeit der Konzer Produkte. "Bis zur Insolvenz hatten wir genug Arbeit und gut gefüllte Auftragsbücher." Dass man nun die Maschinen einfach verschrotte, sei ein weiterer Punkt, der bei diesem Verfahren keinen Sinn mache und viele Fragen aufwerfe. Der Ärger bei der verbliebenen Belegschaft ist riesengroß. Flüche gegen den Mutterkonzern in Deggendorf und den Insolvenzanwalt werden ausgestoßen. Auch die Firmenleitung in Konz kommt nicht gut weg. Für IG-Metall-Chef Roland Wölfl ist der Kampf der Kuag-Mitarbeiter dennoch nicht ganz verloren. "Es gibt noch einen internationalen Interessenten, der in den nächsten Tagen nach Konz kommt", sagt Wölfl den Mitarbeitern. Und auch der Betriebsratsvorsitzende Franz Zebe hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben: "Vielleicht gelingt es uns ja, die Maschinen vom Schrotthändler aufzukaufen." Dann könne man einem Investor alles bieten, damit in Konz weiterproduziert werde: motivierte Mitarbeiter und die entsprechenden Spezialmaschinen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort