Wirte kritisieren teueren Bundesliga-Fußball

Trier · Die 51. Bundesliga-Saison startet an diesem Wochenende. Doch das Live-Erlebnis Bundesliga könnten in dieser Spielzeit weniger Menschen erfahren. Der Bezahlsender Sky hat die Exklusivrechte für die Direktübertragung und seine Preise für Gaststätten drastisch erhöht. Viele Wirte denken daran, Sky abzubestellen.

Trier. Knapp 100 sogenannte Sky-Sportbars sind in der Region Trier beim Bezahlsender auf der Internetseite gelistet. Ob die Zahl der Gaststätten, die ihren Gästen Live-Bundesligaspiele anbieten, weiter so hoch bleibt, ist zu bezweifeln. Gereon Haumann, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes Rheinland-Pfalz, berichtet von einer "Welle der Entrüstung".
"Viele unserer Mitglieder haben sich massiv beschwert", erzählt der Verbandspräsident. Nach dem Rauchverbot und der ständigen Diskussion um niedrige Alkoholgrenzen für Autofahrer treffe nun auch die Preispolitik des Bezahlsenders viele Wirte in ihrer Existenz. "Dies trifft die kleine Eckkneipe und die typische Bierkneipe besonders hart", schimpft Haumann.Wütende Proteste


Auch beim Bundesverband des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Berlin sorgt die Sky-Preispolitik für viel Ärger. "Wir bekommen aus allen Landesverbänden wütende Proteste. Viele denken ans Abbestellen", erzählt Stephan Büttner. Rein rechtlich kann der Verband nichts gegen die Preispolitik des Anbieters machen. "Wir wollen aber doch ein Gespräch suchen, um auf die Brisanz dieser Entwicklung hinzuweisen", sagt der Rechtsanwalt dem TV auf Anfrage. Was ihn besonders ärgert, "ist die fehlende Transparenz in der Preispolitik des Senders". Er berichtet von Beispielen, bei denen Gastronomen von 221 Euro im Monat auf 475 Euro hochgestuft wurden. "Es sind in einigen Fällen sogar über 100 Prozent Preisaufschlag", so Büttner. 20, 30 oder 50 Prozent müssen viele Bundesliga-Abnehmer in der Gastronomie hinnehmen.
"Davon, dass in einigen Regionen und für einige Gastronomiebetriebe sich die Preise verringert haben, so wie Sky es angekündigt hat, haben wir von unseren Mitgliedern noch nichts gehört."
In der Region Trier sind viele Kneipenwirte aufgeschreckt. Harald May, Geschäftsführer des Bistros Zum Kittchen in Wittlich: "Noch eine Preissteigerung, das ist Wahnsinn. Uns wurde das Abo erst im vergangenen Jahr von 225 Euro auf 330 Euro im Monat erhöht. Das rechnet sich einfach nicht mehr."
Sky hat für die neue Saison tief in die Tasche gegriffen. Der Anbieter zahlt etwa 486 Millionen Euro für die Spielzeit, etwa 200 Millionen mehr als für die letzte. Doch anders als der Bezahlsender können die Wirte eine Erhöhung nicht so einfach weiterreichen. "Eintritt dürfen die Wirte für das Sportangebot nicht verlangen", erklärt Gereon Haumann. Und auch was eine Getränkepreiserhöhung angeht, können viele Kneipiers nicht einfach zuschlagen. "Dann trinken die Gäste ein Bier weniger."
Marc Mayer, Besitzer des Trie rer Studentenbistros (Stubi-Bar) sitzt derzeit auf heißen Kohlen. "Wir haben bisher 260 Euro im Monat gezahlt und mal vorsorglich gekündigt, weil wir auf einen besseren Preis hoffen." Doch nach der jüngsten Entwicklung ist er skeptisch. Eine weitere Preissteigerungen sei hart. Viele Kneipen könnten es sich dann nicht mehr leisten, Bundesliga-Fußball live zu zeigen. "Die Verlierer wären die Fußballfans, die die Bundesliga mit Freunden in der Kneipe erleben wollen."Auch Vereine zahlen mehr


Viele Fußballvereine, die in ihren Clubheimen die Bundesliga zeigen, sind wohl auch von höheren Gebühren betroffen. "Wir bezahlen für die neue Saison rund 180 Euro. Das ist eine Steigerung um etwa 20 Prozent", erklärt Josef Weirich, Präsidiumsmitglied beim SV Tawern. Der Fußballverein hat ein sogenanntes Vereinsabo. Vor allem für die vielen Jugendlichen in den Jugendmannschaften eine schöne Sache. Wenn sie samstags ihr Spiel bestritten haben, können sie im Anschluss den Profis zuschauen. "Durch Getränkeeinnahmen können wir die Kosten bei weitem nicht auffangen. Ich weiß nicht, wie lange wir uns das Angebot noch leisten können", sagt Weirich. "Wenn das so weitergeht, sind am Ende die Fußballfans die großen Verlierer", sind sich die Betroffenen einig.
Eine Anfrage zum Thema wurde von Sky nicht beantwortet.Extra

Keine Einigung im App-Streit: Der Bezahlsender hat für die Saison 2013/2014 tief in die Tasche gegriffen, um sich die Rechte an der Fußball-Bundesliga zu sichern. Fast 486 Millionen Euro zahlt der Sender, um seinen Abonnenten exklusive Live-Bilder von allen 612 Profispielen auf Breitbildfernseher, Tablet-PC oder Smartphone zu liefern. Auch andere Anbieter sind im Geschäft: Im App-Streit zwischen der Deutschen Fußball-Liga (DFL) und ihren Fernsehpartnern Sky und Axel Springer AG ist keine Einigung in Sicht. Sky will auch nach dem ablehnenden DFL-Statement an seinen Plänen festhalten. Die DFL hatte dagegen zur neuen Sky-App erklärt: "Im Übrigen wird es dort mit Zustimmung der DFL keine lineare kurze Berichterstattung zur Bundesliga geben, die die vertraglich eingeräumte Exklusivität von Rechtepaketen verletzt." Diese Stellungnahme wurde von der Axel-Springer-AG begrüßt. Hintergrund der Auseinandersetzung ist, dass Sky über ein neues App-Angebot für 4,99 Euro bereits kurz nach Spielschluss bewegte Bilder der Bundesligaspiele zeigen will. Erst eine Stunde später sind gefilmte Szenen bei Springers neuem Internetangebot Bild plus zu sehen. Für monatlich 7,98 Euro kann der Kunde sich sein Programm bei Bild plus aus mehreren Zusammenfassungen selbst zusammenstellen. dpa/hwExtra

Der Bezahlsender Sky Deutschland arbeitet sich dank stetig wachsender Abo-Zahlen langsam weiter aus der Verlustzone. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen schrieb der Konzern auch im zweiten Quartal erneut schwarze Zahlen und verbuchte einen operativen Gewinn von knapp 37 Millionen Euro - verglichen mit dem Vorjahresquartal ist das ein Plus von fast 60 Prozent. Der Umsatz machte einen Sprung von rund 15 Prozent auf gut 375 Millionen Euro, wie das zum Medienimperium von Rupert Murdoch gehörende Unternehmen am Dienstag mitteilte. Doch unter dem Strich reicht es wie erwartet nicht für ein positives Ergebnis. Allerdings hat Sky mit Verlusten von 900 000 Euro zwischen April und Juni dies nur knapp verfehlt. Damit ist Sky aber auf einem guten Weg, denn vor Jahresfrist lagen die Verluste noch bei 14 Millionen Euro. Im Quartalsverlauf hat der Sender rund 48 000 neue Abonnenten dazugewonnen. Die Gesamtzahl der Kunden stieg somit auf knapp 3,5 Millionen Abonnenten an. dpa/hw

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