Die Herausforderungen der Familienunternehmen „Was digital werden kann, wird digital“

Andel · In Andel haben Unternehmer, führende Personen aus der Kreditwirtschaft und Redner von Kammern Probleme von inhabergeführten Firmen benannt und Lösungsmöglichkeiten und Chancen genannt.

 Diskutieren über Digitalisisierung und Fachkräftemangel: Matthias Schwalbach, Geschäftsführer der HWK Trier, Luisa Marx, Referentin für Fachkräftesicherung der IHK Trier, Karin Oster von der Oster Dach und Holzbau GmbH, Thomas Friedrich von der Innogration GmbH und Moderatorin Patricia Küll (von links).

Diskutieren über Digitalisisierung und Fachkräftemangel: Matthias Schwalbach, Geschäftsführer der HWK Trier, Luisa Marx, Referentin für Fachkräftesicherung der IHK Trier, Karin Oster von der Oster Dach und Holzbau GmbH, Thomas Friedrich von der Innogration GmbH und Moderatorin Patricia Küll (von links).

Foto: Christoph Strouvelle

Wie stellen sich Familienunternehmen den Herausforderungen unserer Zeit? Wo müssen sie sich besser positionieren? Mit diesen Fragen befasst sich die Veranstaltung Familienunternehmen in der Region. Ausgerichtet haben die Infoveranstaltung die Investitions- und Strukturbank (ISB), das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau sowie die Volks- und Raiffeisenbanken.

Mit dabei sind die Industrie- und Handelskammer, die Handwerkskammer und die Steuerberaterkammer. Rund 100 Unternehmer aus der Region sind nach Andel (Kreis Bernkastel-Wittlich) in die Produktionshalle der Oster Dach und Holzbau GmbH gekommen, um sich über Themen informieren zu lassen, die Familienunternehmen besonders betreffen. Dass die Rahmenbedingungen nicht unbedingt günstig sind für Familienunternehmen, bemerkt  Ulrich Link von der ISB. „Große Firmen werden begünstigt, Großkonzerne profitieren“, sagt er in Richtung EU und verweist auf die mittelstandsorientierten Programme seines Instituts. „Wir wollen den Mittelstand wettbewerbsfähig halten“, sagt er. Sein Gesprächspartner Michael Hoeck, Sprecher des Vorstandes der Vereinigte Volksbank Raiffeisenbank Wittlich, beurteilt die Investitionsbereitschaft positiv. Zudem sieht er trotz der zunehmenden Digitalisierung, ein Aspekt, das sich durch den ganzen Abend zieht, Bedarf für persönliche Ansprechpartner bei den Geldinstituten. Trotzdem solle der Transformationsprozess Digitalisierung nicht unterschätzt werden. „Was digital werden kann, wird digital“, sagt er zu den Zuschauern und SWR-Moderatorin Patricia Küll. Auf große Beachtung gestoßen ist der Vortrag von Alwin Kort, Mitglied der Steuerberaterkammer aus Trier. „Scannen ist das neue Kopieren,“ sagt er zum Thema Digitalisierung, das Unternehmern neue Freiräume ermöglicht. Statt mit Papierbelegen zu arbeiten und diese mehrfach in die Hand zu nehmen empfiehlt er „einen Scan, den Sie für alles verwenden können.“ Im täglichen Umgang werde die Digitalisierung in den kommenden Jahren ein großer Baustein sein, sagt er. Statt auf Papier könnten Arbeitnehmern ihre Lohnabrechnungen digital aufs Handy geschickt werden. Dazu wirbt er bei den Unternehmern dafür, dass diese sich mehr mit ihren Zahlen beschäftigen. „Planen Sie, erarbeiten Sie sich einen Soll/Ist-Vergleich. Wenn sie damit zu Ihrer Bank gehen, sind Sie willkommen“, sagt er. Ein weiterer Punkt zum Nachdenken sei das Probesterben. „Was wäre, wenn?“, fragt er die Zuhörer und wirbt für eine rechtzeitige Regelung zur Unternehmensnachfolge. „Fangen sie rechtzeitig an. Wenn Sie 85 sind, können Sie nicht mehr gestalten.“ Aktuelles Thema ist auch der Fachkräftemangel. Der Region fehlten 5500 Fachkräfte, davon 2000 im Handwerk, sagt  Matthias Schwalbach von der HWK. Die Unternehmen müssten attraktive Arbeitgeber sein. „Das ist ein knallharter Faktor. Sie dürfen nicht nur den Anstrich haben, Sie müssen es sein und vermarkten“, sagt er. Mit der firmeneigenen Homepage fange es an. „Wenn die auf dem Smartphone nicht funktioniert, haben Sie schlechte Voraussetzungen“, sagt er. Betriebspraktiken müssten sorgsam vorbereitet werden, mit konstruktivem Arbeitsprogramm und eigenem Projekt für die Praktikanten. „Sonst vergeben Sie eine gewaltige Chance.“

Staatssekretärin Daniela Schmitt vom Wirtschaftsministerium sagt, 90 Prozent aller Unternehmen in Rheinland-Pfalz seien Familienunternehmen. Auf Külls Frage, wie die Politik die inhabergeführten Firmen unterstützen könnte, sagt die Staatssekretärin, man müsse mehr junge Leute fürs Unternehmertum begeistern. Ihr sei dies ein Herzensanliegen. „Schmitt: Das Unternehmertum bietet Chancen. Wir müssen junge Leute auf die Alternative hinweisen, selbstständig zu sein.“

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