Zinsen ärgern Sparkassen-Kunden

Unruhe bei der Sparkasse Trier: Das Institut führte zum 1. April auf Geschäfts-Girokonten eine Provision für Kreditlinien ein. Unternehmer müssen demnach bis zu einem Prozent Provision dafür zahlen, dass sie ihre Kreditlinie gar nicht oder nur teilweise in Anspruch nehmen. Der Ärger bei einigen Kunden ist groß.

Trier. "Ich habe das zunächst für einen schlechten April-Scherz gehalten", sagt ein Unternehmer. Mehrere Firmen-Kunden der Sparkasse haben sich entrüstet beim TV gemeldet, angerufen oder gemailt, weil sie die Kreditprovision für ungerechtfertigt halten. Namentlich möchte aber kein Unternehmer an die Öffentlichkeit gehen: "Wir haben ja noch Geschäftsbeziehungen mit der Sparkasse", sagen die Unternehmer.

"Das kann doch nicht wahr sein"



Den Frust bei den Sparkassen-Kunden hat ein Brief vor wenigen Tagen ausgelöst. In dem Schreiben teilt die Sparkasse mit: "Bisher stellen wir Kreditlinien auf Geschäfts-Girokonten für Sie kostenfrei zur Verfügung. Die Bereitstellung der Kreditlinien ist insbesondere im gewerblichen Kreditgeschäft mit hohem Aufwand verbunden, dem bei fehlender Inanspruchnahme bisher keine Erlöse gegenüber stehen", heißt es in dem Schreiben an die Unternehmen, das dem TV vorliegt. Und wenig später: "Ab 1. April berechnen wir für den nicht in Anspruch genommenen Teil Ihrer Kreditlinie eine Kreditprovision von einem Prozent."

Ein Unternehmer legt gegenüber dem TV seine Zahlen offen: "Mein Geschäftskonto kann bis zu 10 000 Euro überzogen werden, und dafür zahle ich acht Prozent. Bei einer Überziehung über diesen Betrag hinaus werden 13 Prozent Zinsen fällig." Doch im vergangenen Jahr habe er sein Konto kaum überzogen - gerade einmal 130 Euro an Überziehungszinsen gezahlt. "Und wenn ich jetzt noch besser wirtschafte und gar nicht überziehe, soll ich dafür dann 100 Euro Zinsen zahlen? Das kann doch nicht wahr sein."

Die Sparkasse verteidigt ihre neue Provision. Die Risiko-Kosten seien abhängig von der Kreditlinie, nicht von der jeweiligen Inanspruchnahme. "Die Verpflichtung der Kreditinstitute, Eigenkapital für offene Kreditlinien vorzuhalten, sei mit der Umsetzung von ‚Basel II' größer geworden. Neben dem gesamten Aufwand sind somit die Eigenkapitalkosten im gewerblichen Kreditgeschäft gestiegen", schreibt die Bank ihren Kunden.

Günther Passek, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Trier: "Als Marktführer betreuen wir aktuell mehr als 10 000 Geschäftsgirokonten." Zudem bietet man an, die Kreditlinien anzupassen oder sogenannte Saisonkredite, zur temporären Überbrückung saisonaler Umsatzschwankungen, einzurichten.

Die Kreditprovision sei wichtig, um den Kunden weiter hohe Qualität zu bieten: "Uns ist enorm wichtig, unseren gewerblichen Kunden auch zukünftig mit kompetenten Spezialisten zur Seite zu stehen und sie mit ausreichender Liquidität zu marktgerechten Konditionen auszustatten, um einen langfristig erfolgreichen Geschäftsbetrieb zu unterstützen und damit Arbeitsplätze in der Region zu sichern und neue zu schaffen."

Doch zumindest bei einigen Unternehmen kommt diese Botschaft nicht an. "Gerade in diesen Krisenzeiten ein solches Zeichen zu setzen, ist einfach unverschämt", sagt ein Unternehmer.

Bei den beiden Wirtschaftskammern in der Region hat man das Thema mit der Sparkasse besprochen, möchte sich aber dazu nicht äußern. Dies sei eine vertragliche Geschichte zwischen zwei Parteien, heißt es unisono bei IHK und HWK. Eine solche Provision ist in der Finanzbranche nicht unüblich, die meisten Mitbewerber der Sparkasse Trier in der Region verzichten aber darauf.

Sparkassen-Vorstand Günther Passek betont abschließend, "dass eine Einschränkung oder Verknappung der Kreditmittel für uns definitiv kein Thema war, ist und auch künftig nicht sein wird".

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