Zu erschwinglich

TRIER. (sas) Boomender Sektor Schwarzarbeit im Handwerk: Im ersten Halbjahr erließen die Ordnungsbehörden in Rheinland-Pfalz Bußgeldbescheide in Höhe von über 160 000 Euro.

Die rheinland-pfälzischen Ordnungsbehörden haben allein in den ersten sechs Monaten des Jahres in 81 Bußgeldbescheiden insgesamt 163 523 Euro wegen unerlaubter Handwerksausübung oder Schwarzarbeit verhängt. Viele Hinweise wurden dabei von den Handwerkskammern des Landes angezeigt, teilt die Handwerkskammer Trier (HWK) stellvertretend für die Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern im Land mit. Über 500 Fälle seien noch in Bearbeitung. Der Schwerpunkt lag wie in den Vorjahren im Baubereich. Insbesondere das Maurerhandwerk, das Stuckateurhandwerk und das Malerhandwerk sind durch Schwarzarbeit besonders betroffen. Außerhalb des Baubereichs blüht die Schwarzarbeit vor allem in der Kraftfahrzeugtechnik und im Friseurhandwerk. Der Gesamtumfang der Schattenwirtschaft wird bundesweit auf fünfzehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts geschätzt. Der nach Marktpreisen gerechnete Wert der allein in Rheinland-Pfalz jährlich erbrachten Schwarzarbeit erreicht mehrstellige Millionenhöhe, schätzt die HWK. "Ein großer Teil davon entfällt auf Verstöße gegen das Handwerksrecht", sagt Gerhard Müller, Justitiar der Handwerkskammer Trier, auf die so genannte Handwerksausübung. Hintergrund sei, dass etwa ein Hausbauer für eine Handwerkerstunde einen Lohn von im Schnitt 45 Euro zu zahlen habe - "dafür muss der Durchschnittsverdiener mehrere Stunden arbeiten", sagt Müller. Je größer die Differenz von Schwarzarbeiterlohn und offiziellem Lohn sei, desto eher würde der Hausbauer zur Schwarzarbeit neigen. Nach Ansicht der rheinland-pfälzischen Handwerkskammern müssen deshalb die Betriebe vom Kostendruck durch Steuern und Sozialabgaben entlastet werden. "Nur wenn Handwerkerleistungen erschwinglicher werden, kann die Schwarzarbeit zurückgedrängt werden", sagt HWK-Justitiar Müller.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort