Zukunft der Landwirtschaft steht auf dem Plan

St Vith/Bitburg · Die Ausrichtung der europäischen Landwirtschaft bis ins nächste Jahrzehnt wird in den kommenden Wochen entschieden. In Brüssel wird die Gemeinsame Agrarpolitik (Gap) 2014 bis 2020 festgezurrt. Landwirte aus der Region Trier, aus Luxemburg und Belgien treffen sich am Montag in St. Vith, um ihre Bedenken und Vorschläge zu präsentieren.

Zukunft der Landwirtschaft steht auf dem Plan
Foto: Symbolbild: Klaus Kimmling

St. Vith/Bitburg. Mit einer St.-Vither-Erklärung wollen die Landwirte aus drei Ländern am Montag an die Öffentlichkeit treten. Noch bevor in Brüssel endgültig die Weichen für die Landwirtschaft bis 2020 gestellt werden, melden sich Bauern im Dreiländereck zu Wort.
"Wir sind hier eine Wirtschaftsregion und ein Landschaftsraum", sagt der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes Bitburg, Michael Horper. Die Idee, sich für diese Region mit einer gemeinsamen Stimme zu erheben, wurde von Piet Vanthemsche, Vorsitzender des Belgischen Bauernbundes, Marc Fisch, Vorsitzender der Luxemburger Bauernzentrale (Centrale Paysanne Luxembourgeoise) und dem Präsidenten des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, Leo Blum, vorangetrieben.
"In der grünlandgeprägten Mittelgebirgsregion im Dreiländereck Luxemburg-Ardennen-Eifel liegen seitens der Landwirtschaft ähnliche Produktionsbedingungen und gleiche Interessen vor", sagt der Hauptgeschäftsführer des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, Josef Derstappen. "Ganz nebenbei erhoffen wir natürlich, durch die grenzüberschreitende Veranstaltung uns besser in Brüssel Gehör zu verschaffen", sagt Derstappen.
Gemeinsamer Auftritt


Am kommenden Montag, 22. April, treffen sich deshalb ab 9.30 Uhr Bauern aus der Großregion im Konferenz- und Messezentrum Triangel in St. Vith zu dieser länderübergreifende Zentralveranstaltung. "Wir haben rund 1500 Landwirte und politische Verantwortliche eingeladen", sagt Michael Horper, der mit mehreren Hundert Teilnehmern rechnet.
Nach der Begrüßung durch Leo Blum stehen Dietrich Guth aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium, die Europaabgeordnete Christa Klaß (CDU), Silke Obst, Mitglied des Kabinetts von EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos, und die rheinland-pfälzische Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken (Grüne) auf der Rednerliste. "Wir haben die EU, den Bund und das Land bei unserer Veranstaltung mit im Boot", freut sich Derstappen.
"Da ist gut so, dann muss jeder Farbe bekennen und kann nicht den anderen die Schuld in die Schuhe schieben", findet auch Horper.
Die Landwirtschaft fühle sich durch die Politik oftmals gegängelt. "Ich habe den Eindruck, es gibt da bei den einzelnen politischen Gremien einen Wettbewerb der Auflagen", sagt Horper.
Fragen zur Ausrichtung der Landwirtschaft in der kommenden Förderperiode gibt es zu genüge: Welche Folgen haben die geplanten Fruchtfolgevorgaben auf die Produktivität der Landwirtschaft? Wie wird das sogenannte Greening, die Stilllegung von Grünland, EU-weit umgesetzt? Wann werden neue Bestimmungen zu den Ausgleichzulagen für benachteiligte Gebiete festgelegt und wie sehen die Kriterien aus? "Die EU sagt dem Bauern, wann er pflügen darf, wann er düngen darf, und was er anbauen kann. Was er dem Bauern nicht sagt, wie er da noch seinen Hof wirtschaftlich und vernünftig betreiben kann", findet der Kreisbauernvorsitzende.
Bei der Veranstaltung in St. Vith werden die Landwirte auch ihre Anforderungen an die EU-Agrarpolitik formulieren. Die Auswirkungen der Gap auf die Region Eifel-Ardennen-Luxemburg steht bei den Reden am Nachmittag im Mittelpunkt. Zu Wort kommen Karl-Heinz Lambertz, Ministerpräsident der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, Pierre Treinen aus dem Landwirtschaftsministerium Luxemburg, Raymond Geiben, Vorsitzender des Verbandes deutschsprachiger Landwirte Belgien, Marc Fisch, Vorsitzender der Luxemburger Bauernzentrale und Michael Horper. red

Anmeldung für Landwirte aus der Region per E-Mail an:
buchsbaum@bwv-net.de
Extra

Von den insgesamt 20 500 landwirtschaftlichen Betrieben und Winzern in Rheinland-Pfalz kommt jeder vierte aus der Region. Im Eifelkreis Bitburg-Prüm gibt es laut Statistischem Landesamt in Bad Ems noch 1500 Landwirte. Mehr als die Hälfte sind Haupterwerbsbetriebe. Für den Landkreis Bernkastel-Wittlich zählt das Statistikamt sogar 1680 Betriebe, darin sind aber viele Winzer enthalten. Die Quote der Haupterwerbsbetriebe liegt sogar bei fast 60 Prozent. Auch im Landkreis Trier-Saarburg liegt die Zahl der Betriebe dank der Winzer mit 1315 und einer Quote von 45 Prozent im Haupterwerb recht hoch. 655 Bauernhöfe sind im Vulkaneifelkreis Daun registriert. Jeder Dritte davon lebt allein von der Bewirtschaftung seines Hofes. Vor allem der Eifelkreis Bitburg-Prüm ist in einigen Bereichen Spitze: In Rheinland-Pfalz gibt es insgesamt 5300 Höfe mit Rinderhaltung. Fast 2300 davon liegen in Bitburg-Prüm. Noch deutlicher ist der Anteil der Milchwirtschaft: Insgesamt gibt es landesweit fast 2500 Milchviehbetriebe, 737 im Eifelkreis, 230 in der Vulkaneifel, und jeweils etwa 150 in Bernkastel-Wittlich und Trier-Saarburg. Jede dritte Milchkuh im Land steht aber in einem Stall in Bitburg-Prüm. 118 000 Kühe gibt es in Rheinland-Pfalz, etwa 41 000 im Eifelkreis. Weil viele Milchbetriebe ihr Futter selbst anbauen, ist der Anteil am Dauergrünland in Bitburg-Prüm auch sehr hoch. Von den landesweit 230 000 Hektar Dauergrünland liegen fast 42 000 Hektar in Bitburg-Prüm. red

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