Zuschüsse und Dienstwagen

TRIER. Es sei kein Geheimnis, sagen sie und trotzdem tun sich die Ärzte-Funktionäre schwer damit, ihre Aufwandsentschädigungen für die Arbeit in den Kassenärztlichen Vereinigungen offen zu legen. Sie machen es, weil es das Gesundheitsmodernisierungsgesetz von Ulla Schmidt (SPD) vorsieht.

Die Veröffentlichung der Aufwands-Entschädigungen für die KV-Chefs im Deutschen Ärzteblatt dürfte die Neid-Diskussion anheizen nach dem Motto: "Die Ärzte verdienen zu viel". Denn als reine Entschädigung erhalten die 23 KV-Vorsitzenden beachtliche Summen. Die Vergütungen für die Vorstände werden aus den Mitgliedsbeiträgen bezahlt. Die Mitgliedschaft in den Kassenärztlichen Vereinigungen ist Pflicht für die knapp 142 000 niedergelassenen Ärzte in Deutschland. Festgelegt werden die Bezüge von den jeweiligen Vertreterversammlungen, den Quasi-Aufsichtsräten der Kassenärztlichen Vereinigungen. Spitzenverdiener unter den Ärzte-Funktionären ist der Chef der niedersächsischen KV, Eberhard Gramsch. Er erhält jährlich 162 420 Euro für seinen Job. Der zweite Vorsitzende kassiert 81 210 Euro. Beiden steht ein Dienstwagen zur Verfügung, und sie erhalten zwischen 42 Prozent (zweiter Vorsitzender) und 68 Prozent (Vorsitzender) Zuschüsse für die Bezahlung ihres Praxisvertreters. Außerdem bekommen sie nach ihrer vierjährigen Amtszeit zwei Jahre lang ein Übergangsgeld in Höhe von 75 Prozent der Aufwandsentschädigung. Selbst die Beisitzer im Vorstand erhalten in Niedersachsen noch je 32 480 Euro. Zudem gibt es pro Vorstandssitzung noch Sitzungsgelder. Die können auch noch mal mehrere tausend Euro pro Jahr ausmachen, was sich zum Beispiel beim "Geringerverdiener" unter den KV-Vorsitzenden, den Chef der brandenburgischen Ärzte-Vereinigung, bemerkbar macht. Gerade Mal 33 600 Euro erhält er für seinen Aufwand. Dafür kassierte er aber im vergangenen Jahr noch 84 000 Euro an Sitzungsgeldern. Die gibt es zwar für die Vorstandsmitglieder der KV Trier nicht, dafür liegt die Entschädigung für den Vorsitzenden Carl-Heinz Müller mit 85 700 Euro im Vergleich der vier rheinland-pfälzischen KVen auf dem Spitzenplatz. Der Vorsitzende der KV Pfalz erhält 71 050 Euro und 65 Prozent Praxiszuschuss, sein Stellvertreter 47 370 Euro plus 33 Prozent Zuschuss für eine Praxisvertretung. Außerdem erhalten sogar die Beisitzer je 7360 Euro. In der KV Rheinhessen sind der Vorsitzende und sein Stellvertreter mit je 51 170 Euro gleichgestellt. Zwischen 33 Prozent und 65 Prozent erhalten sie an Praxiszuschüssen. In der KV Koblenz werden die Kosten für die Praxisvertretung für den Vorsitzenden voll übernommen. Seine Entschädigung beträgt 69 070 Euro, der zweite Vorsitzende bekommt immerhin noch 49 050 Euro und 37 Prozent Zuschuss. Bundesweit ist Müllers Salär jedoch eher im Mittelfeld anzusiedeln. Der zweite Vorsitzende, der Trierer Urologe Friedrich-W. Schäffner, erhält 24 000 Euro. Ein Dienstwagen steht den beiden Funktionären aber nicht zu. Für die Bezahlung einer Praxisvertretung bekommt Müller zusätzlich einen Zuschuss von 52 Prozent. Und nach Ende seiner Amtszeit - was aufgrund der Zusammenlegung aller rheinland-pfälzischen Kassenärztlichen Vereinigungen im nächsten Jahr bald der Fall sein könnte - erhält er zwei Jahre lang noch die Hälfte der Entschädigung als Übergangsgeld. Müller hält die Bezahlung für gerechtfertigt: "Das ist ein 60-Stunden-Job. Ich bin täglich in der KV." Auch die Zuschüsse, die er für die Vertretung in seiner Hausarzt-Praxis in Trier bekommt, findet er angemessen. "Ich kann die Praxis doch nicht einfach kaputt gehen lassen wegen des Amtes." Vergütet wird das Gehalt eines Oberarztes, also rund 66 000 Euro. Nach seiner Amtszeit will er wieder hauptsächlich als Arzt tätig sein. Knapp 700 niedergelassene Ärzte sind in der KV Trier Mitglied. Sie zählt damit eher zu den kleineren. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), deren Vorsitzender Manfred Richter-Reichhelm übrigens 92 400 Euro und als Vorsitzender der KV Berlin noch zusätzlich 50 000 Euro erhält, rechtfertigt die Höhe der Zahlungen mit der Vergütung von Aufsichtratsmitgliedern in vergleichbaren Wirtschaftsunternehmen. Die lägen mit 190 000 bis 380 000 Euro deutlich höher. Ein KV-Vorsitzender habe auch jede Menge Verantwortung: Er müsse die ärztliche Versorgung in der Region sicherstellen und die Verträge mit den Kassen aushandeln.

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