Zwei Moselwinzer an der Weltspitze

Bernkastel-Wittlich · Die Weingüter Markus Molitor aus Bernkastel-Wehlen und Fritz Haag aus Brauneberg sind Weltklasse: Der renommierte amerikanische Weinkritiker Robert Parker hat dies einmal mehr bestätigt und zwei ihrer Weine mit der höchstmöglichen Punktezahl bewertet.

 Ausgezeichnete Winzer: Markus Molitor (links) aus Bernkastel-Wehlen und Oliver Haag aus Brauneberg. Fotos: privat

Ausgezeichnete Winzer: Markus Molitor (links) aus Bernkastel-Wehlen und Oliver Haag aus Brauneberg. Fotos: privat

Bernkastel-Wittlich. Die Nachricht verbreitete sich in Weinkennerkreisen wie ein Lauffeuer: Zwei Winzer von der Mosel führen Robert Parkers Liste der weltbesten Weine an. Der amerikanische Weinpapst fand die Wehlener Sonnenuhr Riesling Auslese Three Star von Markus Molitor aus Bernkastel-Wehlen so herausragend, dass er ihr in seinem Newsletter "Der Weinadvokat" 100 Punkte gab, die höchstmögliche Bewertung überhaupt (siehe Extra). Parker schwärmt: "Die Reinheit, Leichtigkeit und Lebendigkeit, die der Wein zeigt, sind schier unglaublich." Oliver Haags Brauneberger Juffer Sonnenuhr Riesling Trockenbeerenauslese (Weingut Fritz Haag, Brauneberg) benotete er mit 99 bis 100 Punkten.
Eine Premiere für beide Weingüter. Nun stehen sie Seite an Seite neben hochdotierten französischen Kultwinzern wie dem Südfranzosen Michel Chapoutier, der bei Parker seit Jahren hohes Ansehen genießt, und Traditionsbetrieben wie Château de Beaucastel im südlichen Rhônetal.
Als Händler und Kunden sich weltweit schon für die Bestellungen warmliefen, wussten die beiden Winzer noch gar nichts von ihrem Glück. Per Mail erfuhr Markus Molitor von dieser kleinen Sensation: "Das ist eine Riesenauszeichung für uns", sagt er. "Da schaut die ganze Welt drauf. Mehr geht wirklich nicht." Der positive Nebeneffekt: Innerhalb von zwei Stunden nach der Veröffentlichung war seine Auslese (53 Euro) komplett ausverkauft. "Es kamen Anfragen aus der ganzen Welt."
Geduld gefragt


Auf die Trockenbeerenauslese von Oliver Haag muss sich die Weinwelt allerdings noch einige Jahre gedulden. "Der Wein kommt erst in fünf, sechs oder sieben Jahren in die Weinversteigerung, wenn ich den Eindruck habe, dass er für den Verkauf reif ist." Als ein Kollege ihn anrief, um ihm zu gratulieren, war er schon sehr überrascht. "Das ist eine hohe Anerkennung für die Mühen und Strapazen, aber auch für den Moselwein überhaupt. Er gehört wieder zur Weltspitze."
Ansgar Schmitz vom Moselwein e.V. sieht in den Auszeichnungen einmal mehr das hohe Niveau der Weine an Mosel, Saar und Ruwer bestätigt: "Robert Parker ist der einflussreichste Weinkritiker der Welt. Wenn der etwas positiv bewertet, hat das unmittelbaren Einfluss auf das Kaufverhalten. Die Leute kaufen die Weine sogar, ohne sie überhaupt probiert zu haben."
Eine Auszeichung mit 100 Punkten ist dabei sehr selten. Unter den Top 20 des Jahrgangs 2011 sind es nur zwei Winzer, die die volle Punktzahl geschafft haben: Markus Molitor und Michel Chapoutier. Für den deutschen Markt ist das ein wichtiges Signal. So sagt Ernst Bücher vom deutschen Weininstitut (DWI): "Diese Leuchttürme sind enorm wichtig für die internationale Reputation der deutschen Weine, denn die Bewertungen des Wine Advocate werden weltweit wahrgenommen. Sie zeigen aber auch, dass wir mit unseren Weinen in der Weltspitze angekommen sind. Nachdem der 2011er Jahrgang im Fokus der Verkostung stand, lenken diese hervorragenden Ergebnisse das Augenmerk der Weinfreunde auch verstärkt auf unsere übrigen Weine des sehr guten Jahrgangs 2011."

Extra

Robert Parker ist seit mehr als 30 Jahren ein US-amerikanischer Weinkritiker und -autor mit großem Einfluss auf den internationalen Markt. Viele Händler kaufen, was er empfiehlt. Daher zeichnen sie Weine nicht nur mit dem Verkaufspreis aus, sondern, wenn vorhanden, auch mit den dazugehörigen Parker-Punkten. Er veröffentlicht seine Bewertungen in einem zweimonatlich erscheinenden Newsletter "The Wine Advocate" ("Der Weinadvokat") sowie in den Büchern Bordeaux, Rhône Valley und Parker\\'s Wein Guide. Dafür beschäftigt er ein Verkosterteam. Robert Parker bewertet nach einem 100-Punkte-System: 50-69 Punkte: schlecht bis unterdurchschnittlich 70-79 Punkte: durchschnittlich 80-89 Punkte: überdurchschnittlich bis sehr gut 90-95 Punkte: hervorragend 96-100 Punkte: außerordentlich vk

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